Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
stets mit der größten denkbaren Sorgfalt, und alles wird zu gegebener Zeit wieder zurückgebracht. Und wissen Sie was? Ich werde mich mit Mrs. Danby unterhalten, und wenn sie die Anwältin des Opfers ist, werde ich sie auf dem Laufenden halten.« Margery lächelte unglücklich und floh wie eine große graue Maus trappelnden Fußes die Treppe hinunter. Die Ladentür klickte hinter ihr ins Schloss.
»Was für ein Glück!«, sagte Pearce begeistert.
»Mrs. Danby ist ihre Anwältin! Wenigstens wird sie mit uns kooperieren, schließlich ist sie Ihre Schwester, Sir.«
»Das ist nicht gesagt, Pearce«, dämpfte Markby die Begeisterung seines Sergeants.
»Packen Sie sämtliche Ordner und Briefe in eine Kiste, wir untersuchen alles im Büro auf dem Revier.«
»Na, na«, sagte Laura, in der Hoffnung, dass es den erwünschten Effekt zeitigte.
»Möchten Sie noch ein Taschentuch?«
Sie streckte die Hand aus, um eins aus der Schachtel auf ihrem Schreibtisch zu zupfen, doch dann entschied sie, dass es wahrscheinlich leichter war, der Klientin die gesamte Schachtel hinzuschieben. Die junge Frau heulte wie ein Wasserfall.
»Ich wusste es nicht!«, schluchzte Margery.
»Ich hatte ja keine Ahnung! Ehrlich, ich hatte nicht die leiseste Ahnung, Mrs. Danby!« Sie fummelte an der Kleenexschachtel herum und zog ein ganzes Büschel der bunten Papiertücher hervor.
»Ja, ich weiß. Es muss ein ziemlicher Schock für Sie sein. Wir haben eine Flasche Brandy für Notfälle im Büro. Mögen Sie vielleicht einen Schluck?«
»Wir trinken nicht in meiner Kirche.« Margery schniefte in die Taschentücher und rieb ihre spitze Nase, bis sie dunkelrot leuchtete.
»Ich verstehe. Nun, dann vielleicht eine Tasse Kaffee oder
Tee?«
»Wir nehmen keine Stimulanzien.«
»Richtig. Wie wäre es mit einem Glas Wasser? Ich habe eine
Flasche Evian.«
»J-ja. Bitte.« Laura ging das Wasser holen und setzte sich wieder. Margery riss sich mühsam zusammen und beugte sich auf ihrem Sitz vor.
»Es ist alles so falsch, Mrs. Danby!«, sagte sie aufgewühlt.
»Oh? Warum denn? Es war doch offensichtlich Mrs. Bryants ausdrücklicher Wille!«
»Aber es muss doch jemanden geben, der mehr Anspruch darauf hat als ich! Ihre Familie? Nicht, dass sie je darüber gesprochen hätte.«
»Vielleicht besaß Mrs. Bryant keine Familie? Oder sie war mit ihr zerstritten. So etwas kommt vor. Ganz sicher hätte sie Verwandte benannt, wenn es welche gegeben hätte, denen sie etwas vermachen wollte. Arbeiten Sie schon lange für Mrs. Bryant?«
»Vier Jahre. Vom ersten Tag an, an dem ›Needles‹ aufgemacht hat.«
»Da sehen Sie’s«, sagte Laura fest.
»Mrs. Bryant hat offensichtlich zu schätzen gewusst, dass Sie ihr beim Aufbau ihres Geschäfts geholfen haben, und wollte ihre Dankbarkeit zeigen.« Sie fürchtete bereits, dass die junge Frau erneut anfangen könnte zu weinen. Doch stattdessen richtete sich Margery Collins ruckartig auf.
»Aber Mrs. Bryant war nicht so, Mrs. Danby!« Sie blinzelte ernst mit den rot geränderten Augen.
»Ellen hat sich so gut wie nie für irgendetwas bedankt. Sie konnte sehr direkt sein, sogar verletzend. Man spricht nicht schlecht über die Verstorbenen, ganz besonders, wenn sie … sie …« Margery deutete unbehaglich auf die Papiere, die vor Laura auf dem Schreibtisch lagen.
»Mrs. Bryant war kein netter Mensch, in keiner Beziehung. Mr. Markby hat mich nach ihren Freunden gefragt, aber ich glaube nicht, dass sie irgendjemanden hatte, außer vielleicht in der Historischen Gesellschaft. Oh, Mrs. Danby, es wäre zu schrecklich, wenn ich der einzige Mensch sein sollte, den Mrs. Bryant auf dieser Welt gehabt hat!« Laura wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie suchte Zuflucht bei Zahlen und Fakten.
»Abgesehen von dem Haus, das im vollen Besitz von Mrs. Bryant war, gibt es noch ein Bankkonto, ein Bankschließfach und Aktien der British Telecom und British Gas sowie einen hochverzinslichen Vertrag bei einer Bausparkasse.« Laura blickte auf.
»Ich denke, Sie werden feststellen, dass es sich um einen recht ansehnlichen Betrag handelt, Mrs. Collins. Mrs. Collins!« Margery schwankte auf ihrem Stuhl, klammerte sich an der Tischkante fest und stieß dabei das volle Wasserglas um. Eine Lache breitete sich aus, und Laura brachte hastig die Papiere in Sicherheit, die sie vor sich auf dem Tisch ausgebreitet liegen hatte. Das Wasser erreichte die Kante und tropfte auf den Teppich. Margery starrte verzweifelt auf das Chaos,
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