Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Mitchell!« Merle vollführte eine elegante Verneigung mit anschließendem Handkuss.
»Ich nehme einen kleinen Whisky, Denis.« Denis brummte etwas und trottete zum Barschrank, wo er laut mit Flaschen und Gläsern klimperte und ihnen den Rücken zugewandt hielt.
»Sie haben keine Neuigkeiten für uns, was die Fortschritte bei den Ermittlungen betrifft, nehme ich an?«, erkundigte sich Merle unverblümt bei Meredith, während er in einem Sessel neben ihr Platz nahm, seine löwenartige Silbermähne glättete und die Manschetten gerade zog. Er war ein Mann, der immer noch Manschettenknöpfe trug, aus Gold mit diamantenen Splittern.
»Nein, aber ich überlege, ob ich nicht ein paar Tage freimachen und nach Bamford fahren soll. Schließlich habe ich dort Freunde.« Ein lauter Knall ertönte, gefolgt von einem splitternden Klirren.
»Entschuldigung!«, rief Denis vom Barschrank her.
»Ich habe ein Glas zerbrochen. Wie unachtsam von mir. Kein Problem.«
»Mein lieber Freund!« Merle erhob sich besorgt aus dem Sessel.
»Sie haben sich geschnitten! Sie bluten ja!«
»Kein Problem, wie gesagt!«, fauchte Denis und winkte die angetragene Hilfe mit der unverletzten Hand ab. Er zerrte sein Taschentuch hervor und wickelte es um den blutenden Daumen, bevor ihm bewusst wurde, dass er seine Hand auf diese Weise nicht gebrauchen konnte.
»Entschuldigen Sie mich bitte, ich gehe nur rasch und hole ein Pflaster …« Er schoss aus dem Salon.
»Der arme Denis«, sagte Merle majestätisch.
»Seine Nerven liegen blank. Wirklich, sehr ermüdend für die arme Leah. Ich schätze, jetzt muss ich mir meinen Drink selbst holen.«
Das Abendessen verlief alles andere als erfolgreich. Merle hielt einen langatmigen Vortrag über die architektonischen Veränderungen, die er in Springwood Hall beaufsichtigt hatte. Denis hatte seinen Daumen mit Heftpflaster verarztet und trank den größten Teil des Weins, den sie eigentlich alle verköstigen sollten. Er wurde von Minute zu Minute missmutiger, und schließlich begann er einen Streit mit Merle, als dieser seine Meinung über den Wein kundtat und diese nicht gerade positiv ausfiel.
»Nun, ich denke nicht, dass er schlecht ist, und ich habe in meinem Leben genügend schlechte Weine getrunken!«, sagte Denis aufsässig.
Merle hob eine Augenbraue.
»Das sehen wir. Allerdings habe ich nicht gesagt, er wäre schlecht. Sie legen mir da etwas in den Mund. Ich bin eben kein großer Liebhaber dieser osteuropäischen Weine. Wie steht es mit Ihnen, Meredith?«
»Ich mag sie eigentlich recht gerne. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich sie gewöhnt bin. Ungarische Weine wie Badacsonyi, Egri Bikaver oder Tokajer und so weiter«, gestand Meredith.
»Ah, sicher, Sie sind eine weit gereiste Dame, nicht wahr?«, erwiderte Merle mit einer Verneigung über sein Glas hinweg.
»Ich werde diesen Wein jedenfalls empfehlen!«, sagte Denis heftig und packte die fragliche Flasche auf eine Art am Hals, als wäre es Merles Gurgel.
»Sie sind der Kenner, Denis.«
»Reden Sie nicht so verdammt gönnerhaft mit mir! Ich weiß nicht viel über Kunst oder Architektur, aber ich kenne mich mit Essen und Trinken aus!«
»Denis, Liebling …«
»Mein lieber Freund …«
»Mein Daumen pocht! Ich hätte ins Krankenhaus fahren und mir eine Tetanusspritze geben lassen sollen! Wahrscheinlich kriege ich jetzt Kieferklemme!« Denis’ alkoholbefeuerter Groll richtete sich nun gegen seine Verwundung.
»Ist das nicht nur dann erforderlich, wenn man sich an einer Metallklinge verletzt hat oder bei der Gartenarbeit?«, erkundigte sich Merle freundlich.
»Ich habe mich selbst einmal recht heftig an Rosendornen …«
»Wen interessieren schon Ihre verdammten Gartenunfälle? Vermutlich sind Sie auch noch Experte für Gartenbau, nicht nur für Kunst und Wein, wie?«, polterte Denis los.
»Es tut mir schrecklich leid«, unterbrach Leah mit besänftigendem Lächeln.
»Ich fürchte, Denis hat einen Tropfen zu viel getrunken. Das sind die Gefahren seines Berufes, denke ich. Wollen wir nicht hinüber in den Salon gehen, dann kann Dolores schon einmal abräumen. Der Kaffee ist bestimmt jeden Augenblick fertig.«
»Ich bin nicht betrunken!«, grollte Denis, während er von seiner Frau in den anderen Raum verfrachtet wurde.
»Was für eine Gefahr meines Berufes meinst du überhaupt? Ich vertrage eine ganze Menge! Wann hat man mich jemals betrunken gesehen? Sag mir …«
»Nein, Liebling, selbstverständlich bist du nicht
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