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Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall

Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall

Titel: Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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wahrscheinlich nur sich selbst verletzte. Sie blickte sich suchend um. Irgendjemand in diesem Haus, vermutlich der verstorbene Marcus Keller, hatte alte Militaria gesammelt. An der Wand, gleich neben den Dolchen, hing ein langer Offiziersstab mit silbernem Knauf. Meredith riss den Stab von der Wand, holte aus und schlug ihn krachend auf Denis’ Unterarm.
    »Au!«, kreischte Denis, und der Dolch fiel aus seiner Hand. Meredith bückte sich und packte ihn. Schweigen breitete sich aus. Denis hielt seinen Unterarm gepackt und starrte sie düster an.
    »Sie haben mir wahrscheinlich das Handgelenk gebrochen! Sie Wahnsinnige!«
    »Es tut mir leid, aber dieser Dolch ist sehr scharf, und Sie wollen doch sicher nicht, dass jemand damit verletzt wird, oder?«, erwiderte Meredith ernst. Denis’ Wut und Streitlust verflogen.
    »Nein, o je, nein … Scheiße.« Er wandte sich ab und stolperte aus dem Zimmer.
    »Danke, Meredith«, sagte Leah schwer atmend.
    »Es tut mir so leid, ich möchte mich bei Ihnen beiden entschuldigen. Ich weiß überhaupt nicht, was in Denis gefahren ist. Er ist kein gewalttätiger Mensch, wirklich nicht. Victor, Sie kennen ihn. Er steht einfach zu sehr unter Druck.«
    »Ja, sicher, Leah, meine Liebe. Dinge wie diese geschehen. Aber sind Sie sicher, dass Sie jetzt allein zurechtkommen? Wer ist außer dem Dienstmädchen noch im Haus?«
    »Dolores’ Mann, Raul, unser Koch. Aber ich komme schon zurecht. Denis wird kein Theater mehr machen. Sie haben ihn gesehen …« Leah lächelte traurig.
    »Denis ist kein Schläger. Was Sie gerade gesehen haben … es war ein Aufbrausen, weiter nichts. Aus und vorbei.«
    »Dann denke ich, wir sollten jetzt besser gehen. Es ist wirklich sehr spät geworden.« Merles Tonfall klang fast, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    »Trotzdem, vielleicht sollten Sie ihn überreden, zu einem Arzt zu gehen oder wenigstens ein paar Tage Urlaub zu machen.« Draußen auf den Stufen, nachdem die Haustür hinter ihnen geschlossen worden war, blieb Merle stehen und fragte:
    »Kann ich Sie nach Hause fahren, Meredith?« Er trug tatsächlich einen Umhang, ein schwarzes Kleidungsstück, das er in einer dramatischen Geste über die Schulter warf, während er sprach. Auf der weißen Treppe, mit einer Hand auf dem schmiedeeisernen Geländer und mit dem Licht der Straßenlaterne, das auf seinem silbernen Haar glänzte, bot er wirklich einen beeindruckenden Anblick. Und er war sich dieser Tatsache durchaus bewusst, erkannte Meredith. Denis hat wirklich nichts begriffen, erkannte sie mit plötzlicher Klarheit. Leah hatte sich nicht mit Merle getroffen. Victor amüsierte sich mit seinen Handküssen, doch es war nichts als leere Galanterie. Viktor würde sich niemals selbst kompromittieren. Victor war nicht an Frauen interessiert, geschweige denn an Männern. Nur an sich selbst und an Dingen, schönen Dingen. Häuser, Gemälde und Skulpturen hatten für Victor Merle eine Bedeutung. Menschen nicht. Sie erschauerte, möglicherweise wegen der kühlen Abendluft, und antwortete:
    »Ich bin mit dem eigenen Wagen hier, danke.« Merle hatte ihr Erschauern bemerkt.
    »Nun, wir sollten vielleicht nicht hier stehen bleiben, sonst erkälten Sie sich noch.« Er blickte hinauf zu den Fenstern im ersten Stock des Hauses, das sie soeben verlassen hatten, und ein eigenartiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. In seinen Augen lag eine neue Schärfe, und die silbernen Locken seines Haares standen ab wie spitze Ohren. Für einen kurzen Augenblick erinnerte er Meredith an eine riesige Fledermaus.
    »Denis ist im Grunde genommen kein schlechter Bursche«, sagte Merle.
    »Aber er ist nicht sehr belastbar. Leute wie er neigen häufig zu Extremen. Es war interessant, meinen Sie nicht, wie instinktiv er nach diesem Messer gegriffen hat? Man fragt sich wirklich, ob er so etwas nicht auch schon früher getan hat.« KAPITEL 8
    »Irgendetwas stimmt nicht mit diesen Zahlen!«, sagte Markby entschieden.
    »Aber ich verstehe das nicht!«, protestierte Margery Collins. Es war Montagnachmittag, und draußen regnete es, ein stetiges Nieseln gegen die Scheiben der Wohnung, die Ellen Bryant gehört hatte und wo Markby nun zusammen mit Margery an Ellens Esstisch saß. Es war kühl in der Wohnung. Margery hatte nach einigem Zögern in Ellens Küche Kaffee gekocht, doch sie hatte den ihren nicht getrunken. Jetzt stieg der Dampf aus ihrer Tasse in die kühle Luft und wurde dabei schwächer und schwächer, je mehr ihr Kaffee

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