Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
abkühlte.
»Es ist, als würde man mit den Toten an einem Tisch sitzen!«, hatte Margery gesagt. Markby hatte erwidert, dass sie damit hoffentlich nicht ihn meinte, und ein kurzes schwaches Lächeln als Antwort erhalten. Doch insgeheim musste er ihr zustimmen. Die Wohnung war erfüllt von dieser hallenden Leere, die verriet, dass der Besitzer für immer gegangen war. Ein schwacher Geruch nach Feuchtigkeit hatte sich ausgebreitet. Die Möbel waren von einer dünnen Staubschicht bedeckt. Das auf dem Tisch ausgebreitete Chaos von Papieren unterstrich noch, dass dies hier kein privater Ort und keine Zuflucht einer lebenden Person mehr war, sondern Schauplatz einer polizeilichen Ermittlung. Markby streckte die Hand nach mehreren zusammengehefteten Kontoauszügen aus.
»Sehen Sie, nach diesen Auszügen zu urteilen, hat Ellen im Verlauf der letzten acht Monate erhöhte Einkünfte aus dem Geschäft eingezahlt, und zwar grob im Abstand von sechs Wochen. Die Abstände sind nicht exakt, doch die Zahlungen haben regelmäßig genug stattgefunden, um ein gewisses Muster dahinter zu erkennen. Der Anstieg der Beträge an diesen Tagen lässt vermuten, dass Ellens Geschäft nicht nur gut lief, sondern sogar außerordentlich gut – einmal alle sechs Wochen. Warum ist der Anstieg der Einnahmen nicht gleichmäßiger verteilt?« Er tippte auf eine Zeile, und Margery spähte unter ihrer wirren Frisur hervor auf den Betrag.
»Beispielsweise hier. Eine Zunahme von mehr als tausend Pfund im Vergleich zum Vorjahr. Und das, obwohl wir uns angeblich mitten in einer Rezession befinden!« Markby streckte die Hand aus und deutete auf einen weiteren Stapel Papiere.
»Wenn man dann noch die Rechnungen für die Warenlieferungen im fraglichen Zeitraum betrachtet und die Bestände des Lagers überprüft, was Sie freundlicherweise für uns getan haben … nun ja, Sie sehen selbst, dass die Zahlen einfach nicht zusammenpassen. Nach den Warenbestellungen und den Lagerbeständen lief das Geschäft weder besser noch schlechter, als es der Jahreszeit entsprochen hätte. Hatten Sie den Eindruck, Margery, dass ›Needles‹ in den letzten sechs bis acht Monaten außergewöhnlich gut lief? Sind die Verkäufe in die Höhe geschossen? Gab es Rekordnachfrage nach dem einen oder anderen Artikel?« Margery schüttelte den Kopf.
»Nein. Der Sommer ist immer eine ruhige Zeit im Wollgeschäft. Die Leute fangen erst im August wieder an zu kaufen, wenn die langen Winterabende bevorstehen. Sie überlegen, ob sie einen Wandteppich knüpfen oder etwas sticken oder eine Jacke stricken sollen, wissen Sie? Ein Hobby für die Winterabende. Wir erwarten bald eine neue Lieferung, genau aus diesem Grund. Das heißt, wir hatten eine Lieferung erwartet. Ich habe die Lieferanten angeschrieben und sie gebeten, noch ein wenig damit zu warten. Ich wollte die Aufträge nicht annullieren – aber ich wollte auch nicht, dass im Augenblick kistenweise neue Ware eintrifft. Ich meine, Mrs. Bryants Testament ist schließlich noch nicht für rechtsgültig erklärt worden, und ich weiß nicht, wovon ich die Ware bezahlen soll.«
»Sicher. Aber gehen wir noch einmal zum letzten Jahr zurück. Woher stammt all das zusätzliche Geld, das Ellen auf ihr Geschäftskonto eingezahlt hat?«
»Ich weiß es nicht, Mr. Markby!« Sie wurde allmählich unruhig. Der Regen trommelte heftiger gegen das Fenster, und sie warf einen gehetzten Blick nach draußen.
»Ich hatte nicht das Geringste mit diesen Dingen zu tun! Ich bin nie zur Bank gegangen. Ellen brachte das Geld dorthin. Sie ging jeden Tag zur Bank; Geld im Laden war ihr zu gefährlich. Sie meinte, es könnte sich herumsprechen. Ich sage doch, sie hat nicht mit mir über diese Dinge geredet!« Markby seufzte und schob die Papiere wieder zusammen.
»Ich werde wohl einen Experten bitten müssen, einen Blick darauf zu werfen. Jemanden, der sich besser mit Geschäftskonten auskennt als ich.« Er meinte die Betrugsabteilung, doch er wollte Margery nicht noch mehr erschrecken.
»Hat Mrs. Bryant eigentlich nie die Dienste eines Steuerberaters in Anspruch genommen?«
»Sie hat das alles selbst gemacht. Im ersten Jahr hat eine Kanzlei in Bamford die Buchführung für uns erledigt, aber danach meinte Ellen, sie wüsste nun, wie es ginge, und sie sähe nicht ein, warum sie jemand anderem dafür Geld bezahlen solle.« Sie biss sich auf die Unterlippe und schwieg, während Markby Papiere und Bücher in einen Aktenkoffer legte.
»Mr. Markby, ich weiß,
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