Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
keinerlei persönlichen Kontakt, falls Sie das meinen. Ich muss das noch einmal betonen. Robin Harding kam vor einem Jahr zu uns, und die kleine Zoë erst in allerjüngster Zeit. Ich hege den Verdacht, dass die junge Dame mehr an ihren Pferden und Eseln interessiert ist als an der Geschichte unserer Gemeinde. Sie wissen sicherlich, dass Schuhmacher gedroht hat, sie mitsamt ihren Tieren rauszuwerfen? Ich bin zwar selbst kein Tierliebhaber, doch ich kann Zoë Foster nachfühlen. Das ist absolut typisch für die Art und Weise, wie dieser Mann mit seinen Mitmenschen umspringt. Ich habe ihn in London besucht, um mit ihm über unsere Einwände gegen seine Pläne zu sprechen. Ich dachte, er würde sich einem anderen Geschäftsmann gegenüber wenigstens anständig benehmen. Doch Schuhmacher war extrem beleidigend!«
»Ich weiß – das mit den Pferden, meine ich. Aber falls Sie und Hope Mapple befreundet sind …«
»Wir sind Kollegen, weiter nichts!«, korrigierte ihn Grimsby steif.
»Aber Sie werden doch sicherlich auch befreundet sein, nach sechs Jahren gemeinsamer Arbeit im Komitee?«
»Ich gestehe, dass ich gut mit Hope ausgekommen bin«, gab Grimsby widerwillig zu. Sein Tonfall verschärfte sich.
»Ausgekommen bin, bis sie geglaubt hat, diese lächerliche Demonstration durchführen zu müssen! Ich muss sagen, dass sich meine Ansichten über Hope geändert haben.« Auf mehr als eine Weise, flüsterte Markbys alter Ego spöttisch.
»Ich kann es mir nicht leisten, vor der Handelskammer als Dummkopf oder Querulant dazustehen! Genauso wenig wie Mrs. Bryant! Ich denke, das war der Grund, aus dem sie vor Hopes … ›Darbietung‹ vom Schauplatz des Geschehens verschwunden ist. Allerdings entzieht es sich meiner Kenntnis, was sie im Weinkeller gemacht hat.«
»Jedenfalls waren Sie und Hope Mapple bis zu jenem Samstag miteinander befreundet«, beharrte Markby.
»Und die beiden jungen Leute, Robin Harding und Zoë Foster, fühlten sich ebenfalls zueinander hingezogen …« Grimsby musterte ihn mit einem verstohlenen Blick.
»Also bleibt allein Mrs. Bryant, die im Komitee keinen Verbündeten besaß …« Grimsby blickte immer unbehaglicher drein.
»Wir waren ein Komitee! Wir haben zusammengearbeitet! Die Mitglieder eines Komitees, Chief Inspector, bilden keine Allianzen!«
»Nach meiner Erfahrung mit Komitees ist es sehr häufig genau das, was geschieht.«
»Ich teile Ihre Erfahrung nicht, Chief Inspector. Darf ich Ihnen noch einen Sherry anbieten?« Oberflächlich mochte es wie eine Einladung geklungen haben, noch ein wenig länger zu bleiben, doch Markby hatte das Gefühl, als sei genau das Gegenteil gemeint. Er verstand den Wink und erhob sich.
»Ich bin wirklich sehr an Mrs. Bryants Freunden und Bekannten interessiert, Mr. Grimsby. Falls Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, rufen Sie mich doch bitte an, ja?«
»Ich bezweifle stark, dass das der Fall«, entgegnete Grimsby und öffnete seinem Gast die Tür.
»Gute Nacht, Chief Inspector.« Im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit kehrte Markby auf dem Nachhauseweg auf ein Pint in einem Pub ein. Dieser Mordfall sah immer stärker nach einer Geschichte aus, die sich nur auf Kosten größerer Unannehmlichkeiten für das Privatleben mehrerer Gemeindemitglieder lösen ließ. Verbarg Grimsby ein Geheimnis hinter seinen Spitzenvorhängen? Oder Hope Mapple? Eric vielleicht? Oder hatte Hope gar, mehr durch Zufall als durch analytisches Denken, den Nagel auf den Kopf getroffen, als sie behauptete, Ellen Bryant hätte in Springwood Hall etwas Eigenartiges entdeckt? Die mysteriösen Geldeingänge auf dem Konto des Strickladens jedenfalls verlangten nach einer Erklärung – nur welcher? Eric war ein wohlhabender Mann. Hatte er möglicherweise die Aufmerksamkeit einer gierigen und skrupellosen Person geweckt, die im Besitz peinlicher Informationen war? Andererseits war vielleicht die ganze Theorie von einer Erpressung falsch. Vielleicht war Ellen Spielerin gewesen und hatte alles beim Pferderennen gewonnen. Vielleicht gehörte sie zu den Leuten, die ihren Plunder sammelten und auf Flohmärkten verhökerten; Markby hatte sich sagen lassen, dass es eine ziemlich lukrative Angelegenheit sein konnte. Oder vielleicht hatte sie noch profitablere Dinge in größerer Heimlichkeit verkauft. Sie war eine attraktive Frau gewesen. Möglich, dass sie sich als hochklassiges Callgirl verkauft hatte? Und war Ellen dann vielleicht selbst das Opfer einer Erpressung gewesen? Ihre Konten
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