Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
der Falle saß? Fledermäuse? Emma hasste Fledermäuse. Eine Sache war jedenfalls sicher – sie und Maud waren nicht allein. Emma fummelte an ihrem Gürtel, um die Taschenlampe hervorzuziehen, und noch während sie mit dem Gerät kämpfte, bewegte sich, was auch immer es war, erneut. Und diesmal kam es auf sie zu. Sie konnte es riechen, muffig und säuerlich, konnte seine Wärme spüren und, am schlimmsten von allem, sein raues, heiseres Atmen hören. Maud schnaubte warnend, warf den Kopf zurück und machte einen Schritt vor, als wollte sie ihren massiven Leib schützend vor Emma schieben. Emmas zitternde Fingerspitzen berührten das Metall der Taschenlampe. Sie zerrte sie aus dem Gürtel und tastete gleichzeitig nach dem Schalter, um Licht zu machen. Doch bevor sie ihn fand, kam eine Hand aus der Dunkelheit hervor und packte sie am Arm. KAPITEL 10 Markby hatte einen ermüdenden Tag hinter sich. Während Pearce Deirdre vernommen hatte, war Markby eine Kopie des Films gebracht worden, den das Kamerateam bei der Eröffnungsfeier von Springwood Hall gedreht hatte, und jetzt spielte er ihn ab. Irgendwann in der Mitte kehrte Pearce zurück und half begeistert mit. Wie er Deirdre bereits anvertraut hatte, hatte er Hope Mapples Nacktauftritt versäumt und bedauerte diese Tatsache. Doch Pearce war Profi genug, um seine Aufmerksamkeit auf die Aktivitäten im Hintergrund zu richten, während der Film ablief. Jedenfalls den größten Teil seiner Aufmerksamkeit. Sie spulten vor und zurück, immer wieder. Markby rieb sich mit der Hand über die Augen und schielte auf den Schirm.
»Weiter«, murmelte er. Leise surrend setzte sich der Film erneut in Bewegung. Körper sprangen hin und her und stießen gegeneinander, und eine Gestalt, Hope Mapple im Evaskostüm, rannte durchs Bild. So spektakulär der Anblick auch war, sie war nicht diejenige, nach der die beiden Beamten suchten.
»Weiter!«, befahl Markby erneut.
»Nein, warten Sie! Zurück. Nein, das ist zu weit! Ja, dort, das ist es!« Er beugte sich vor und starrte angestrengt auf den Schirm. Pearce tat es ihm gleich und deutete auf ein Gesicht in der Menge dicht hinter Hope.
»Sie hatten Recht, Sir. Da ist sie. Zoë Foster.« Markby nickte.
»In Ordnung, Sie können das Ding jetzt meinetwegen ausschalten. Ich würde sagen, wir können Miss Foster von der Liste streichen. Sie ist Hope Mapple in der Menge gefolgt, genau wie sie zu Protokoll gegeben hat, und sie kann den Keller erst nach uns erreicht haben. Sie hat sich in das andere Gewölbe verdrückt und dort die Leiche gefunden, genau, wie sie es beschrieben hat. Sie hatte jedenfalls nicht genügend Zeit, um Ellen Bryant zu ermorden.«
»Es war ein schneller Mord«, entgegnete Pearce zweifelnd.
»Falls Ellen dort wartete …«
»Zoë hätte sie bestimmt nicht umgebracht, nicht angesichts der vielen potenziellen Zeugen im Keller. Nein, Mrs. Bryant war bereits tot, als wir hinter unserer Flitzerin die Treppe hinunterrannten und Zoë die Leiche fand. Allerdings bin ich, offen gestanden, froh, dass sie so deutlich auf dem Film zu sehen ist. Ich war ziemlich schockiert, als sie über Ellen Bryants Testament zu plaudern anfing. Ich hätte sie eigentlich nicht als potenzielle Mörderin in Betracht gezogen, doch sie liebt diese alten Klepper, und die Menschen haben schon aus weitaus geringeren Motiven heraus gemordet. So ein hübsches, gefilmtes Alibi ist manchmal sehr hilfreich.«
»Der junge Harding muss ziemlich schockiert gewesen sein, alles, was recht ist!«, sagte Pearce grinsend.
»Ein wirklich anstrengender Bursche. Nun ja … Zeit, nach Hause zu fahren.« Markby erhob sich seufzend.
»Oder genauer, Sie können nach Hause. Ich habe noch eine Verabredung mit Grimsby.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Ich treffe ihn um Punkt achtzehn Uhr fünfundvierzig bei ihm zu Hause, und er hat mir zu verstehen gegeben, dass er nur wegen mir so früh Schluss macht. Normalerweise bleibt er bis achtzehn Uhr dreißig in seinem Laden, um aufzuräumen, doch heute macht er schon um sechs Uhr Schluss.«
»Hätten Sie ihn nicht hier aufs Revier bestellen können?«, fragte Pearce.
»Er war gar nicht begeistert von dieser Idee. Genauso wenig wie von der Vorstellung, dass ich in seinen Laden komme. Vielleicht denkt er, ich würde meine Schuhe nicht abtreten oder mit lauter Stimme fragen, ob er mit Pornos handelt. Er hat mich zwar noch nicht mit ›Officer‹ angeredet, doch ich rechne damit, dass er es jeden Augenblick
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