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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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Für gewöhnlich war der Innenhof ein sicherer Ort. Noch nie war es vorgekommen, dass jemand in die Schule eingebrochen war!
    Divya begann zu zittern, als ihr klar wurde, was hier geschah. Sie spürte die Gefahr geradezu in der Luft knistern. Ein Mädchen ohne schriftlichen Stammbaum konnte nicht mehr verheiratet werden. Ausgerechnet bei Sada hätte ihr das sicher egal sein sollen … aber sie konnte nichteinfach zusehen! Sie beschloss, so schnell wie möglich über die Agida zu Maita zu laufen. Vielleicht konnten sie die Tat ja noch verhindern.
    Noch bevor sie sich dem Holzsteg zuwenden konnte, kletterte ein zweiter Mann über die Kante aufs Dach – diesmal genau vor ihr! Wäre sie eine Sekunde früher losgerannt, hätte sie ihm Auge in Auge gegenübergestanden! Hastig duckte sie sich wieder hinter ihren Kamin. Hatte er sie gesehen? Nein, zum Glück nicht! Eine Wolke hatte sich gnädig vor den Mond geschoben.
    Inzwischen flatterte Divyas Herz vor Angst und sie hielt den Atem an. Der zweite Mann war ebenfalls dunkel gekleidet, allerdings war er nicht maskiert. Seine Bewegungen wirkten athletisch, fast katzenhaft. Ohne Respekt vor der Tiefe ging er direkt am Abgrund in die Hocke und blickte hinab. Dann nahm auch er ein Seil von seiner Schulter, hakte es fest und ließ sich hinuntergleiten.
    Divya sah ihm nach und wollte nun endlich Hilfe holen. Doch plötzlich entdeckte sie unten im Garten einen Schatten. Wer war das? Er gehörte zu keinem der beiden Diebe! Während der eine Mann noch am Seil hing und abwartete, stand der andere bereits im Garten vor dem Schränkchen, das er soeben mit einem weiteren Seil umwickelte, um es zu schultern. Der Schatten trat ins Mondlicht. Es war Seluria! In ihrer rechten Hand trug sie ein Küchenmesser.
    »Weißt du eigentlich, was du da tust?« Sie ging drohend auf den Dieb zu. »Du stiehlst einem meiner Mädchen die Zukunft. Lass den Schrank stehen!«
    Schneller, als Divya es begriff, sprang der Mann nach vorn und entriss der alten Dienerin das Messer. Als sie den Mund öffnete, um zu schreien, drehte er die Klingeum und stieß sie ihr ins Herz. Seluria starrte ihn ein paar schreckliche Augenblicke lang verblüfft an und sank dann ohne einen Laut ins Gras.
    Divya stieß unwillkürlich einen heiseren Schrei aus. Im nächsten Moment wusste sie, dass das ein Fehler gewesen war, denn der Mann am Seil sah nach oben. In seiner Hand hielt er einen blitzenden Gegenstand. Noch ein Mörder! Divya war sich sicher, dass er gleich auf dem Dach auftauchen und sie töten würde. Aus einem Instinkt heraus griff sie nach dem Haken, an dem das Seil des Mannes befestigt war. Mit aller Kraft versuchte sie ihn zu lösen. Durch das Gewicht des Eindringlings war das nicht einfach, deshalb verwandte Divya all ihre Kraft darauf, den Haken über die Dachkante zu schieben. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass der Mann hochkletterte, ihr entgegen. Mit aller Kraft gelang es ihr endlich, den Haken seitlich zu verdrehen. Das Seil wurde ganz leicht und rutschte in die Tiefe.
    Divya spähte wieder nach unten. Im Gras konnte sie das zusammengerollte Seil entdecken, aber keinen abgestürzten Dieb. Der schien unter ihr an der Wand zu kleben – mit Fingern und Füßen krallte er sich fest – und begann nun sich weiter nach oben zu schieben. Glitzerte da etwas Metallisches unter seinen Schuhsohlen?
    Zutiefst erschrocken sprang Divya zurück, hechtete in Richtung Agida und lief, so schnell es ihre Vesséla zuließ, in den ersten Stock. In der Nähe von Maitas Kammer wagte sie einen Blick in den Garten. Die Diebe waren verschwunden. Das Schränkchen war noch da. Und Seluria lag daneben im Gras. Sie gab ein leises Stöhnen von sich. Divya erstarrte. Zögerte. Wollte Hilfe holen. Und Seluria retten.
    Kurz entschlossen klopfte Divya laut an Maitas Tür,rannte aber weiter, bis in den Garten. Dort kniete sie neben der alten Frau nieder und hielt ihre Hand. Ihre Augen waren matt und müde. Als Divya die Wunde in ihrer Brust sah, wusste sie, dass sie nichts mehr für ihre Freundin tun konnte. Tränen rannen über ihre Wangen und sie konnte auch dagegen nichts tun.
    »Haben … Schrank …?«, drang plötzlich ein Krächzen an ihr Ohr.
    Divya tat die Mühe, die Seluria beim Sprechen hatte, in ihrer eigenen Brust weh.
    »Nein, du hast Sadas Besitz gerettet«, sagte Divya und bemühte sich zu lächeln.
    Seluria verzog das Gesicht wie unter einem Krampf und Divya drückte ihre Hand. Dann aber entspannten sich die schwachen

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