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Messewalzer

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Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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exhumiert werden. Sie war mittlerweile vollständig verwest, nur die Knochen und die Zähne waren noch zu bergen. Aber das reichte: Die Staatsanwaltschaft gab drei Gutachten in Auftrag, um zu klären, ob die Narben an Eimnots Unterarm vom Gebiss der Toten stammen konnten. Die Gutachten wurden von den Direktoren der Gerichtsmedizinischen Fakultät der Universitäten Münster, Hamburg und Berlin erstellt. Alle drei kamen zu demselben Ergebnis: Es gab kleine, aber nicht unwesentliche Abweichungen. Die Bisswunden stammten zweifelsfrei nicht von der Toten.
    Das Verfahren wurde neu aufgerollt. Plötzlich gab es nichts mehr, was gegen Eimnot sprach. Die wesentlichen Indizien, das Blut und die Bisswunde, waren widerlegt. Die Zeugin, die ihn wiedererkannt hatte, war zwischenzeitlich verstorben. Und war es nicht allzu verständlich, dass ein Mensch, der derart in die Enge getrieben wurde, versuchte, sich mit einem falschen Alibi zu retten? Das war zumindest die Überzeugung des Professors, der beauftragt wurde, ein psychologisches Gutachten zu erstellen. Das Urteil war reine Formsache. Dem Justizminister nützten seine Entschuldigungen nichts mehr. Er musste die politische Verantwortung für diesen Justizskandal übernehmen und sein Amt zur Verfügung stellen.

    »Morgen!« Wiggins stürmte herein.
    »Auch so! Wie war’s im Kino?«
    Wiggins ging auf Krolls Schreibtisch zu. Ihm waren
    die Dokumente aufgefallen, die dort lagen. »Wir haben’s ausfallen lassen. Nicole hatte plötzlich keine Lust mehr. Wir waren ohnehin spät dran. Was sind denn das für alte Akten?«
    »Alle über Eimnot. Interessante Geschichte!« Kroll ging zum Kaffeeautomaten und goss zwei große Tassen ein. Im Anschluss erzählte er Wiggins die Geschichte über den unschuldig verurteilten Studenten, zumindest so weit, als Kroll sich selbst einen Überblick verschaffen konnte.
    Wiggins war beeindruckt. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »Also gut … das ist eine außergewöhnliche Angelegenheit … natürlich eignet die sich erstklassig als Vorlage für einen Kriminalroman …«
    Kroll unterbrach ihn. »Warum glaubst du das?« Wiggins war zuerst überrascht, beim längeren Nachdenken wusste er auf einmal selbst nicht mehr genau, warum er spontan so reagiert hatte. »Du meinst … warum? Na ja, du hast einen Mord, ein unschuldiges Opfer, ein Happy End … ich glaube schon, dass man daraus einen guten Krimi stricken kann.«
    Kroll gefiel es, zu widersprechen. »Aber das Wichtigste, das Elementarste eines Kriminalromans, hat diese Story doch gerade nicht!«
    Wiggins nickte. »Ich weiß, was du meinst. Der Leser will natürlich wissen, wer der Täter ist.«
    Kroll stellte die Kaffeetasse auf den Tisch. »Das ist für mich das A und O. Wenn Lachmann sich entschlossen hat, einen Krimi aus der Geschichte zu machen, kommen doch nur zwei Alternativen in Betracht …«
    Wiggins führte den Satz zu Ende. »Entweder er hatte vor, etwas zu erfinden, oder er hatte Dinge herausbekommen, die nicht in diesen Akten stehen!«
    »Da bin ich mir ganz sicher!«, bestätigte Kroll seinem Kollegen.
    »Wir dürfen diese Spur keinesfalls aus den Augen lassen. Wir müssen auf jeden Fall mit Eimnot reden, mit den ermittelnden Beamten und vor allem müssen wir herauskriegen, wer dieser Goran ist.«
    Wiggins’ Handy klingelte und er nahm das Gespräch an. Nach wenigen Sätzen legte er auf. »Das war Liane. Sie ist wieder zu Hause und will uns sprechen!«

    Liane Mühlenberg öffnete den Polizisten die Wohnungstür. Körperlich schien sie bereits halbwegs wiederhergestellt zu sein. In ihrem Gesicht allerdings spiegelte sich deutlich der Schmerz über den Tod ihres Lebensgefährten wider. Die langen schwarzen Haare hatte sie streng zu einem Pferdeschwanz gebunden, wobei es ihr nicht gelungen war, alle einzufangen. Sie war ungeschminkt, sodass ihre helle Haut unverhüllt zum Vorschein kam. Ihre Lippen waren rau. Sie trug eine Art Kimono, der lustlos an ihrer hageren Figur wie an einem Kleiderständer herunterhing, ohne eine weibliche Rundung aufzunehmen. Im Ausschnitt erkannte man die hervorstehenden Knochen des Schlüsselbeins. Wiggins nahm sie in den Arm und begrüßte sie mit einem Kuss auf die Wange, Kroll gab ihr die Hand. Sie setzten sich in die Küche.
    »Ich hoffe, es geht wieder einigermaßen«, eröffneteWiggins das Gespräch.
    »Der Arzt im Krankenhaus hat gesagt, dass ich gesund bin!«
    Wiggins suchte ihre Augen. »Das wird bestimmt noch eine Weile dauern. Wenn ich

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