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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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speziellen Anlass zu mir gekommen ist. Nein! Das definitiv nicht!«
    Mit dieser Antwort war Kroll alles andere als zufrieden. Sein Gefühl sagte ihm jedoch, dass es keinen Sinn machte, an dieser Stelle weiterzubohren. Lachmann war tot. Kroll würde nie herausbekommen, aus welchem Anlass der Autor den alten Kriminalbeamten besucht hatte. Außerdem hielt er es nicht für sinnvoll, Vogelsang vollends zu verärgern. Dann würde er mit Sicherheit gar nichts mehr erfahren. Er beschloss deshalb, den geordneten Rückzug anzutreten.
    »Tut mir leid, Bernd. Ich glaub, ich war gerade ein wenig zu aufbrausend. Nimm es bitte nicht persönlich. Aber du kennst doch die Situation, wenn du nicht weiterkommst …«
    Vogelsang war versöhnlich, zumindest tat er so. »Kein Problem, Kroll.« Er sah auf die Uhr. »Ich habe jetzt Physio.«

    Sie gingen durch den großzügigen Garten zum Auto.»Du hast dem doch die Geschichte nicht etwa abgenommen?«, fragte Wiggins.
    »Natürlich nicht! Ruf mal den Oskar an. Der soll bei seinen Recherchen in Berlin darauf achten, ob der gute alte Bernd nicht eine Leiche im Keller hat!«
    Als sie wieder im Auto saßen, piepste Krolls Handy. Eine SMS von Liane: ›Sehen wir uns heute Abend? ;-)‹
    Kroll beschloss, die Nachricht später zu beantworten. »Wie geht’s Nicole?«
    Wiggins stöhnte. »Erinnere mich bloß nicht daran! Wir sind erst nach drei Stunden aus der Notaufnahme rausgekommen. Für Nicole war das natürlich die Hölle. Ist aber nichts Schlimmes, nur verstaucht. Irgendwelche Bänder sind noch gedehnt, aber nicht gerissen.« Er drehte sich zu Kroll. »Tut mir echt leid für unseren Abend. Aber ich hoffe, du konntest dich noch sinnvoll beschäftigen.«
    »Liane Mühlenberg kam zufällig vorbei. Die hat sich zu mir gesetzt, bis der Laden geschlossen hat.«
    Wiggins war überrascht. »Liane? Das gibt’s doch nicht! Und wie war die so drauf?«
    »Am Anfang ganz locker, aber nach dem dritten Glas Wein wurde sie sentimental. Ich glaube, sie hat das alles noch nicht richtig verarbeitet. Sie sucht gerade eine Balance zwischen Ablenkung und Trauer … und nach ein bisschen Alkohol schlug das Pendel in die eine Richtung.« Kroll redete bewusst sachlich. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er über sie herzog oder sich sogar über sie lustig machte. »Ich habe Liane zu später Stunde in den Arm genommen und musste sie trösten. Dabei habe ich ihr die eine oder andere Träne aus den Augen gewischt.«
    »Das ist ja schön, dass du dich ein bisschen um sie kümmerst. Seht ihr euch wieder?«
    Große Lust, von der SMS zu erzählen, hatte Kroll nicht. »Weiß ich nicht. Wir haben keinen neuen Termin ausgemacht.«
    »Wie ist Liane denn nach Hause gekommen?« »Ich habe sie mit dem Taxi gebracht.«
    Ein neugieriger Zug schlich sich in Wiggins’ Gesicht. »Und …?«
    »Was, und?«
    »Hast du noch einen Absacker bei ihr getrunken?«
    »Das ist geheim … nein, so ein Quatsch! Natürlich bin ich in meine Wohnung gefahren!« Kroll startete den Motor. »Ich habe aber eine interessante Entdeckung gemacht.«
    Wiggins sah ihn verständnislos an. »Bei Liane?«
    »Ja. Als ich mein Taschentuch tröstend eingesetzt habe, habe ich natürlich etwas Make-up unter den Augen verwischt. Und unter dem linken Auge war eine hellere Stelle. Kaum erkennbar. Das könnte gut das Ergebnis einer Laserbehandlung sein.«
    »Du meinst, man hat dort einen Leberfleck entfernt?«
    »Könnte sein. Ich kenn mich da nicht aus. Aber das war keine natürliche Hautveränderung.«
    »Du meinst, Liane Mühlenberg ist möglicherweise Amelie? Das ist doch kaum vorstellbar!«
    »Vielleicht. Aber können wir das ausschließen? Ich zumindest nicht. Und bei einem Vergleich mit dem Foto bin ich mir auch nicht mehr so sicher, dass sie es nicht ist.«
    Ungläubig schüttelte Wiggins den Kopf. »Dich darf man abends wirklich nicht alleine lassen. Was hast du jetzt vor?«
    Kroll lächelte süffisant. »An meinem Taschentuch ist jede Menge Tränenflüssigkeit von Liane. Und das Gebiss von Annemarie Rosenthal, mit dem die Gutachter die Wunde von Eimnot verglichen haben, liegt noch in der Asservatenkammer.«
    »Aber für einen DNA-Abgleich kriegst du doch nie einen richterlichen Beschluss. Wie willst du das begründen? Mit deiner Trostaktion?«
    Der Parkplatz des Präsidiums lag jetzt unmittelbar vor ihnen. »Die Sachen sind bereits im Labor. Außerhalb der offiziellen Tagesordnung. Die schulden mir da noch einen Gefallen.«
    Wiggins’ Überraschung

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