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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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schön darauf gekommen?«
    »Eigentlich das Labor. Wir haben die genetischen Merkmale von Liane Mühlenberg mit dem Gebiss in der Asservatenkammer verglichen, das angeblich von Annemarie Rosenthal stammen soll. Und das Ergebnis war eindeutig. Die beiden sind nicht verwandt!« Kroll machte eine kleine Pause, um Vogelsang Gelegenheit für eine Reaktion zu geben. Der tat ihm den Gefallen aber nicht.
    »Und …?«
    »Wir wissen aber definitiv, dass Liane Mühlenberg Rosenthals Tochter ist. Also wurde ein falsches Gebiss verwendet und weil das wiederum von der exhumierten Leiche stammt, muss jemand die Leichen vertauscht haben.«
    Vogelsang nickte nachdenklich. »Verstehe, aber was habe ich damit zu tun?«
    »Dieser Leichentausch würde nur dann Sinn machen, wenn auch Schritt zwei gemacht wird!« Abermals wartete Kroll auf eine Reaktion seines Gegenübers. Der hatte sich aber offensichtlich vorgenommen, seinen ehemaligen Schützling die ganze Geschichte allein erzählen zu lassen.
    »Wenn der Leichentausch erforderlich war, um Eimnot zu entlasten, musste jemand in die Asservatenkammer gegangen sein und die Bluse mit dem Blut ausgetauscht haben.«
    Vogelsang richtete sich in seinem Rollstuhl auf. »Und das soll ich gewesen sein. Aber warum denn? Ich hatte doch überhaupt keinen Grund.«
    Kroll wurde verlegen. Es war ihm unangenehm, seinen alten Ausbilder zu verdächtigen, zumal er nicht den geringsten Beweis hatte. Er zuckte mit den Schultern. »Frag doch meine Kollegen. Ich halte das alles für Quatsch!« Er sah auf die Uhr. »Ich muss eh gleich gehen.«
    Vogelsang wurde unruhig. Er fuhr mit seinem Rollstuhl neben Kroll, der immer noch am Fenster stand. »So viel Zeit hast du noch. Was denken deine Kollegen?«
    Kroll war das Thema zwar unangenehm, trotzdem war er dankbar für die Gelegenheit, Bernd Vogelsang direkt mit den Vorwürfen konfrontieren zu können. »Es ist sicher, dass Lachmann wegen des Todes von Lars Ehrentraut, dem Fußballer, recherchiert hat.« Kroll atmete tief durch. »Die Kollegen glauben, dass du damit etwas zu tun hast.«
    Vogelsang fuhr wieder an sein Tischchen zurück und lachte unmotiviert auf. »Aber das macht doch keinen Sinn! Selbst wenn wir einmal unterstellen würden, dass ich etwas mit dem Tod von diesem Ehrentraut zu tun habe, was natürlich dummes Gerede ist, ich kenne den nicht einmal, würde es vielleicht noch Sinn machen, Lachmann zu beseitigen. Aber warum sollte ich dann Eimnot helfen? Haben sich die lieben Kollegen darüber einmal Gedanken gemacht?«
    Kroll lächelte freudlos. »Du weißt doch, wie das ist, Bernd. Wenn du nur wenige Spuren hast, musst du halt da ermitteln, wo es geht.«
    Vogelsang goss sich erneut Tee ein. »Schöner Rechtsstaat. Dass ich das noch mal erleben muss. Verdächtig des Mordes, der Strafvereitelung und was weiß ich noch alles. Dabei sitze ich hier nur im Rollstuhl, in einem Altenheim, und warte, dass meine Uhr endlich abläuft.«
    Kroll ging zur Tür und drückte die Klinke herunter. »Ich muss los, Bernd. Ich gebe dir Bescheid, wenn es etwas Neues gibt!«

    Liane Mühlenberg öffnete die Wohnungstür und lächelte Kroll an. »Ich hoffe, ich war gestern nicht zu aufdringlich.«
    Kroll erwiderte ihr Lächeln. »Kein Problem. Ich hoffe, ich war gestern nicht zu besoffen.«
    Sie begrüßten sich mit einem Kuss auf die Wange. Liane ging in die Küche und Kroll folgte ihr.
    »Ich habe gerade frischen Kaffee aufgesetzt.«
    Sie setzten sich an den Küchentisch. »Heute Mittag fahre ich nach Hamburg. Morgen früh kann ich in dieser Privatklinik einchecken und morgen Mittag liege ich unter dem Messer.«
    Krolls Blick fiel automatisch auf ihren Busen, der sich unter ihrer weiten Bluse nur andeutungsweise abzeichnete. »Bist du sicher, dass du das durchstehst? Ich meine so ganz alleine.«
    Liane stellte die Kaffeebecher auf den Tisch. »Das krieg ich schon irgendwie hin. Außerdem bleibt mir eh nichts anderes übrig. Es war schwierig genug, überhaupt diesen Termin zu bekommen. Offensichtlich lässt sich die halbe Welt in Hamburg den Busen vergrößern.«
    Kroll hob seine Kaffeetasse hoch, ganz so, als würde er ihr zuprosten. »Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute und drück dir die Daumen.« Dann musste er lachen. »Und natürlich sind wir ganz gespannt auf das Ergebnis.«
    »Ich werde allen rechtzeitig Bescheid geben und Eintrittskarten am Cospudener See verkaufen.«
    »Aber für gute Freunde gibt es doch sicherlich eine Privatvorstellung, oder?«,

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