Messewalzer
könnten.«
Wiggins nickte. »Wir tun unser Bestes. Aber das ist nicht einfach. Der Täter hat nicht viele Spuren hinterlassen.«
»Sie machen das schon, Herr Kommissar, da bin ich mir ganz sicher … aber weshalb ich überhaupt anrufe. Haben Sie sich bereits entschieden wegen des Jobs in Dresden?«
Wiggins war erstaunt. »Aber Sie haben mir doch gesagt, ich hätte eine Woche Bedenkzeit.«
»Ja, ja, ich weiß … aber der MP macht jetzt ordentlich Druck. Die ganze Sache wird hier ziemlich hoch gehängt.«
Wiggins war es überhaupt nicht recht, in dieser Angelegenheit jetzt auch noch unter Druck gesetzt zu werden. Außerdem wollte er die Sache erst einmal mit Kroll besprechen und er zweifelte daran, hierzu innerhalb der nächsten Tage Gelegenheit zu finden. Natürlich wollte er aber gleichzeitig die Geduld des Ministers nicht überstrapazieren. »Ich denke, ich kann Ihnen in zwei Tagen Bescheid geben.«
»Also gut!«, beschied der Minister. »Ich erwarte morgen Ihren Anruf.« Damit legte er auf.
»Arschloch«, fluchte Wiggins leise. Er legte kurz den Hörer auf die Gabel und versuchte im Anschluss, den Kollegen Oskar Jäger in Berlin zu erreichen.
»Hallo, Oskar, du hast lange nichts mehr von dir hören lassen.«
»Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Und in meinem Fall ganz besonders mühsam«, stöhnte Jäger. »Du kannst dir nicht vorstellen, was das für eine Sisyphusarbeit ist. Du kramst nur in alten Akten und musst Klinken putzen ohne Ende. Und glaube nicht, dass dich hier jeder mit offenen Armen empfängt.«
»Das kann ich mir vorstellen«, stimmte Wiggins ihm zu. »Aber wir kommen hier auch nicht so richtig weiter. Es muss eine Verbindung zwischen dem Fußballer Ehrentraut und Vogelsang geben … und noch eine von Vogelsang zu diesem Goran.«
»Ich hoffe, ich kann euch morgen mehr sagen. Ich bekomme heute Nachmittag noch weitere Akten, die ich extra angefordert habe, zumindest hat man mir das zugesagt, was allerdings nicht allzu viel bedeutet. Aber seien wir mal optimistisch. Ich tu in Berlin, was ich kann, darauf könnt ihr euch verlassen!«
»Das weiß ich doch, Oskar!«, beruhigte ihn Wiggins. »Aber wir haben hier jede Menge Druck. Die Presse ist immer noch an dem Fall dran und in Dresden werden die hohen Herren auch schon ungeduldig.«
»Also nichts Neues«, scherzte Jäger.
»Mach’s gut, Oskar. Bitte melde dich, sobald du was Neues für uns hast.«
»Mach ich, Wiggins, bis morgen.«
Der pensionierte Polizist Bernd Vogelsang saß in einem Sessel in seinem Zimmer in der Herbstvilla und löste Kreuzworträtsel. Er schien mit nichts Besonderem beschäftigt zu sein. Eine Tageszeitung lag zerlesen auf seinem Bett.
Vogelsang schien von Krolls Besuch nicht besonders überrascht zu sein. »Hallo, Kroll, was kann ich für dich tun? Kann ich dir etwas anbieten?«
Kroll kam gleich zum Thema. »Große Scheiße, Bernd! Große Scheiße!«
Sein ehemaliger Ausbilder sah ihn verständnislos an. »Was ist passiert?«
Kroll ließ sich auf das Bett fallen und fuhr sich müde durch die Haare. »Es ist kein Zufall, dass ich heute allein hier bin. Inzwischen bin ich wohl der Einzige im ganzen Präsidium, der glaubt, dass du nichts mit dem Tod von Willi Lachmann zu tun hast!«
Vogelsang stellte wie in Zeitlupe seine Teetasse auf das Tischchen zurück. »Ist das so, Kroll?«
»Na ja, zumindest alle, mit denen ich zu tun habe. Wiggins allen voran und der Staatsanwalt treibt auch die Ermittlungen in deine Richtung …«
»Das meine ich nicht, Kroll«, unterbrach ihn Vogelsang mit ruhiger Stimme. »Ich frage mich, ob es tatsächlich stimmt, dass du an meine Unschuld glaubst?«
Kroll stand auf, ging zum Fenster. Er schaute in den Garten und beobachtete, wie ein Gärtner auf einem Rasentraktor seine Kreise zog. Mit der Antwort zögerte er. Für Vogelsang ein wenig zu lange.
»Ich glaube, dass … du nichts mit der Sache zu tun hast!«
»Danke, Kroll. Das ist mir sehr wichtig.« Der pensionierte Polizist goss sich Tee nach. »Lass uns in aller Ruhe die bisherigen Fakten analysieren. Was spricht denn überhaupt alles gegen mich?«
»Wir sind uns sicher, dass die Leiche von Annemarie Rosenthal vertauscht wurde, und zwar vor ihrer Exhumierung für das zweite Gerichtsverfahren gegen Eimnot. Die haben bei dem DNA-Test im Wiederaufnahmeverfahren einfach die falsche Leiche untersucht.«
Vogelsang konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Das ist jetzt aber wirklich eine kühne Behauptung. Wer ist denn bitte
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