Messi
täuschen. Bevor der Junge kein Probetraining in Europa macht, wird keine einzige Rechnung von Marka beglichen.
Angesichts des Beispiels von Leandro Depetris, jenes argentinischen Jungen, der in die Jugendabteilung des AC Mailand aufgenommen wurde, scheint ein Angebot aus Europa gleichwohl nicht vollkommen unmöglich zu sein. Die Messis können allerdings nur abwarten, ob diese angeblichen Freundschaften und Kontakte nicht lediglich ein Trick sind. Sie sind es nicht: Im August 2000 rufen Montero und Soldini ihren Geschäftspartner Horacio Gaggioli in Barcelona an. Gaggioli ist ein Rosarino und handelt seit den 1970er Jahren in Barcelona mit Immobilien. Er arbeitet mit dem Fußballberater Josep Maria Minguella zusammen, Barça-Mitglied Nummer 2292. Dieser ist Transferberater des damaligen Barça-Präsidenten Joan Gaspart und wird später einmal als Kandidat in jener Präsidentenwahl antreten, die schließlich Joan Laporta gewinnt.
„Ich sah ein Video von dem Kerlchen. Horacio, Martín und Fabián versicherten mir, dass es die Sache wert sei, ihn sich mal anzusehen. Also rief ich meinen guten Freund Charly an“, erinnert sich Minguella.
„Er erzählte mir etwas über einen wirklich guten Jungen … Jemanden wie Maradona. Ich dachte, der redet über einen 18- oder 19-Jährigen. Ich war echt überrascht, als die mir sein wahres Alter sagten“, fügt Carles „Charly“ Rexach hinzu, der damals technischer Direktor beim FC Barcelona war. „Da musste er schon sehr außergewöhnlich sein, um unser Interesse zu wecken. Unserer Vereinspolitik gemäß wollten wir eigentlich keine Jungs verpflichten, die nicht aus Katalonien kamen, und schon gar keinen Spieler, der nicht aus der EU stammte. Aber sie schworen Stein und Bein, dass niemand so gut sei wie er. Ich bin viel in Südamerika herumgereist, aber wir entschieden, ihn nach Barcelona zu holen, damit er ein paar Wochen bei uns trainierte. So konnten die Trainer bei uns im Verein ihn nach Lust und Laune beobachten. Es war die beste Lösung. Für ihn war es besser, nach Spanien zu kommen, wenn es ihm zeitlich passte, und wir mussten keine Reise nach Argentinien planen. Es hätte alles Mögliche passieren können – vielleicht wäre er krank gewesen oder genau in der Woche nicht einsatzfähig … Für uns wäre es also wenig hilfreich gewesen, hinzufliegen.“
Und so landet Lionel am Sonntag, den 17. September 2000, in Begleitung seines Vaters und Fabián Soldinis in der Hauptstadt Kataloniens. Am Flughafen El Prat wartet Horacio Gaggioli bereits auf sie und bringt sie ins Plaza-Hotel an der Plaça d‘Espanya, am Fuße von Barcelonas Hausberg Montjuïc. Einige Jahre später wird Leo dort im Olympiastadion sein Debüt bei den Profis feiern. Aus den Fenstern des Hotels kann man auf die Stadt blicken. Wenn es gut läuft, bekommt er einen Platz bei Barça, und die Stadt wird seine neue Heimat werden. Dann sind ein Haus, ein Job für den Vater und vielleicht sogar eine Mannschaft für seinen großen Bruder Rodrigo möglich.
Es mag verwundern, dass eine ganze Familie vollständig auf einen 13-jährigen Jungen vertraut. Vor ihrer Hochzeit hatten Celia und Jorge bereits darüber nachgedacht, nach Australien auszuwandern. Sie wollten ein neues Leben in einer neuen Welt beginnen. Sie hatten es nicht schlecht, doch sie wussten, dass sie in Argentinien nicht viel mehr erreichen konnten. Sie suchten nach neuen Chancen für ihre Kinder. Leo konnte in Barcelona medizinisch behandelt werden und sich entsprechend seines Talents bei einem großen Verein fußballerisch weiterentwickeln. Aber die Entscheidung fiel nicht leicht. Die Messis stellten sich immer wieder die Frage, ob sie wirklich das Richtige taten. Vor der Abreise versammelten die Eltern die gesamte Familie um den Tisch und fragten jeden Einzelnen nach seiner Meinung. Sie machten deutlich, dass sie alle in Rosario bleiben würden, wenn auch nur einer von ihnen nicht fortgehen wollte.
Das Probetraining ist für den 18. September angesetzt, einen Montagnachmittag. Leo ist ganz baff angesichts der Trainingseinrichtungen. Schnell lässt er noch hinter einem der Eingangstore des Mini Estadi, des Stadions der Reserve und der A-Jugend des FC Barcelona, ein Foto von sich machen – ganz so wie die vielen Touristen, die täglich dem Camp Nou einen Besuch abstatten. Dann geht er in die Umkleidekabine, bevor er sich zu den Jugendmannschaften auf dem B- und C-Platz gesellt. Im Verlauf der folgenden Woche trainiert er mit
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