Messi
in London aber nach einer Reihe von Abwehrfehlern, die laut Rijkaard auf mangelnde Reife und Konzentration zurückzuführen waren, schon bald hilflos einem Rückstand hinterher. Trotz zweier Tore Ronaldinhos und einer Reihe vergebener Möglichkeiten musste die Mannschaft Barcelonas, die sich selbst bereits für das neue Dream Team hielt, nach dem Abpfiff erleben, wie ein enthusiastischer Mourinho auf den Platz stürmte und Küsschen an die Fans verteilte. Hinzu kamen Beleidigungen, Schubsereien und ein heftiges Handgemenge zwischen Spielern und Sicherheitsleuten, in das sogar der niederländische Trainer verwickelt war. Die Heimreise gestaltete sich schmerzhaft, da die Fehler immer wieder durchgekaut wurden. Überdies wurde Schiedsrichter Pierluigi Collina von der spanischen Presse beschuldigt, bei dem von John Terry angeführten 4:2-Sieg Chelseas mehrere Strafstöße nicht gegeben sowie ein Foul Carvalhos an Torhüter Víctor Valdés übersehen zu haben.
Die Vergangenheit heizt die Atmosphäre also noch mal zusätzlich an. Um Viertel vor neun betreten die Spieler den Platz, die Anspannung wird immer spürbarer. Die Aufstellungen werden bekannt gegeben: Bei Chelsea fehlt Didier Drogba, der im Angriff durch Hernán Crespo ersetzt wird, Asier del Horno und Claude Makelele in der Defensive können hingegen spielen. Auf der anderen Seite stößt in Barças Mittelfeld Thiago Motta zu Edmílson. Andrés Iniesta, der schon seit einer ganzen Weile immer in der Anfangsformation steht, rückt auf die Bank. Leo Messi trägt das signalgelbe Trikot mit der Nummer 30. Als er den Platz betritt, sieht er für viele aus wie ein kleiner Junge. Wie soll der in der Lage sein, mit einer Anspannung umzugehen, mit der selbst die großen Jungs kaum zurechtkommen? Doch es scheint, als spüre er diese Anspannung überhaupt nicht. Liegt es an seiner jugendlichen Unbekümmertheit? Oder hat er schlicht keine Angst? Die Antwort darauf gibt der Argentinier in der dritten Minute, als er erstmals auf das Gehäuse von Chelseas Torwart Petr Č ech schießt, der den Ball aber problemlos unter Kontrolle bringen kann. Nun ist es sicher: Leo hat definitiv keine Angst. Und das beweist er auch im Laufe der folgenden Minuten, als er wie eine kleine Maus in jede freie Lücke huscht. Er läuft den Platz hoch und runter, schnappt dem Gegner den Ball weg, spielt blitzsaubere Pässe, arbeitet ausgezeichnet mit seinen Mannschaftskollegen zusammen, sorgt für die erste richtige Torchance und verunsichert die Verteidigung Chelseas immer mehr. Del Horno, für den die Sache langsam zum Albtraum wird, trifft Leo in der 31. Minute schmerzhaft am rechten Bein. Doch der Floh beklagt sich nicht. Das Spiel geht weiter. Sechs Minuten später aber wird Del Horno nach einer Rauferei des Feldes verwiesen, und Chelsea muss mit einem Mann weniger auskommen. Was war passiert? Messi bringt den Ball etwa in der Mitte der gegnerischen Hälfte unter Kontrolle, weicht einer heftigen Grätsche aus und kämpft dann Schulter an Schulter mit Arjen Robben, der ihm den Ball wegschnappt. Doch der kleine Kerl gibt sich nicht geschlagen. Er verfolgt Robben bis zur Eckfahne und erobert schließlich den Ball mit einem unerwarteten Energieausbruch zurück. Nun steht Robben vor ihm – doch Leo gelingt es, ihn zu tunneln. Kaum ist ihm das geglückt, wird er von Del Horno förmlich überrollt.
„Ich sah den Verteidiger schnell und mit böser Absicht auf mich zukommen und sprang hoch … deswegen hat er mich nicht getroffen“, wird der Argentinier später sagen. Messi geht ebenso zu Boden wie Del Horno. Um sie herum bildet sich eine Spielertraube, es kommt zu Tumulten. Robben und Gudjohnsen diskutieren mit dem Linienrichter. Deco und Ronaldinho stürzen sich auf Del Horno, und zwischen Puyol und Robben kommt es beinahe zu Handgreiflichkeiten. Motta und Edmílson versuchen, die Situation zu beruhigen. Terry liefert sich ein Wortgefecht mit dem norwegischen Schiedsrichter Terje Hauge, auch Ronaldinho spricht mit ihm. Schließlich blitzt die Rote Karte auf: Del Horno protestiert, Motta klatscht Beifall, Makelele meckert. Das Spiel wird fortgesetzt, und Mourinho stellt seine Mannschaft neu ein. Er nimmt Joe Cole vom Feld, bringt Rechtsverteidiger Geremi und weist Paulo Ferreira an, Messi zu decken. Doch es wird sich nichts ändern. Weder das Foul noch das darauffolgende Handgemenge haben den Youngster aus der Fassung gebracht. Leo bleibt weiterhin im Mittelpunkt des Geschehens, lässt nicht locker,
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