Messi
Pause.
Halten wir für einen Moment inne und stellen uns die Frage, weshalb Messi so viele Verletzungen an Bändern und Muskeln erleidet, dass ihn die Leute bereits als „Porzellan-Star“ bezeichnen. Gründe für die Verletzungen gäbe es viele: eine fortwährende Muskelüberlastung, eine ältere und nicht richtig verheilte Verletzung, unzureichendes Aufwärmtraining, psychischer Stress, eine asymmetrische Belastung der Muskelzonen, eine andauernde falsche Körperhaltung, ein direkter Schlag, ein möglicher Längenunterschied der Beine … Die komplexe Struktur der hinteren Oberschenkelmuskulatur erschwert jedoch eine genaue Bestimmung der Ursachen, was wiederum den Genesungsprozess des Spielers schwieriger gestaltet. Dazu kommen in Messis Fall noch körperliche Besonderheiten, seine Muskel- und Skelettstruktur sowie seine hormonell bedingten Wachstumsprobleme. Für die medizinische Abteilung des FC Barcelona, die wegen ihrer falschen Prognosen hinsichtlich der Heilungsdauer in der Presse schon heftig kritisiert wurde, ist es also nicht eben leicht, die genaue Ursache herauszufinden. „Man hat mir erklärt, dass seine Muskelmasse aus explosiven Fasern besteht, wie bei einem Sprinter“, berichtet Jorge Messi. „Das verleiht ihm seine besondere Geschwindigkeit, birgt aber auch ein erhebliches Risiko von Faserrissen. Auf jeden Fall weiß Leo genau, dass er wirklich gut auf sich aufpassen muss.“
So viel zu Leos Verletzungen und zurück zum Clásico vom 10. März 2007, bei dem allerdings auch eine Verletzung eine Rolle spielt. Leo war gerade erst neun Wochen außer Gefecht. Dieses Mal war jedoch nicht seine Muskulatur daran schuld, sondern ein Bruch des linken Mittelfußknochens, den er sich am 12. November 2006 durch eine Aktion von Real Saragossas Verteidiger Alberto Zapater zugezogen hatte. Er musste sich einer Operation unterziehen, bei der der Bruch mittels einer Schraube stabilisiert und die Genesung durch eine Hauttransplantation beschleunigt wurde. Vor dem Clásico hat er bereits einige gute Auftritte in anderen Spielen absolviert. „Allerdings hatte ich immer noch nicht getroffen“, sagt er. „Da bestand immer noch Nachholbedarf.“ Und so macht er seinen ersten Dreierpack in der höchsten Spielklasse (er hatte zuvor schon mehrere Tore in einer einzigen Partie geschossen, allerdings in einem weniger bedeutenden Spiel). Auch wenn er der Mannschaft damit keinen Sieg bescheren kann, reicht es immerhin, um Barça in höchster Not die Haut zu retten, „denn eine Niederlage gegen Real ist immer richtig ätzend“, meint Leo. Und das ist noch nicht alles. Nach einem seiner Tore präsentiert Leo eine unter seinem Trikot verborgene Botschaft, die da lautet: „Hab Kraft, Onkel!“ Sie richtet sich an seinen Patenonkel, der gerade seinen Vater verloren hat. So leistet er auf seine ganz eigene Art Unterstützung in schwierigen Zeiten. Und es soll an jenem magischen Abend noch eine weitere Widmung geben. Sie erfolgt in Form von Küssen auf das Wappen des FC Barcelona. Nach dem dritten Tor läuft Messi los und wiederholt diese Geste noch einmal, weil „ich Barça für das, was sie für mich getan haben, eine Menge schulde. Das gilt auch für die Fans und für ihre Zuneigung mir gegenüber, besonders in den schwierigen letzten Monaten.“ Seine drei Tore sollen den Verlauf einer bis dahin wenig erfreulichen Saison verändern. Nach dem 10. März kommt Leo regelmäßig zum Einsatz, vergeudet keine Chancen mehr und schießt dabei nicht nur Tore – sondern schafft regelrechte Kunstwerke.
26 Atemberaubend
Gespräch mit Gianluca Zambrotta, ehemaliger Mannschaftskollege
Zwei gemeinsame Spielzeiten. Zwei äußerst schwache und traurige Saisons für Barça – und auch für den Verteidiger, der nach dem Titelgewinn mit den Azzurri bei der WM 2006 in Deutschland zum FC Barcelona gekommen war. Aber in der Umkleidekabine des Camp Nou und auf dem Platz hatte der mittlerweile beim AC Mailand kickende Spieler dafür Gelegenheit, Messi aus der Nähe zu beobachten und sich ein Bild von ihm zu machen.
Was halten Sie von Leo Messi?
„Ich glaube, dass er zu den größten Talenten gehört, die die letzten zehn oder 20 Jahre hervorgebracht haben. Er ist unumstritten einer der derzeit besten Spieler der Welt, besonders, wenn man bedenkt, dass er erst 22 Jahre alt ist und noch eine Menge Zeit hat, sich weiterzuentwickeln.“
Können Sie sich noch an das Spiel zwischen Barça und Real Madrid am 10. März 2007 erinnern?
„Ich
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