Messi
Anlagen, seinem körperlichen, geistigen und technischen Tempo, unterliegt er stets der Versuchung, aufs Tor zu gehen. Während Diego nur ab und an aufs Gaspedal drückte, hält Messi es ständig durchgedrückt. Eine Jugendsünde. Wie Menotti zu sagen pflegte, muss er noch lernen, auch einfach mal Durchschnitt zu sein. Er kann nicht immer Messi sein, denn wenn man fortwährend explosiv spielt, wird der Gegner seine Verteidigung darauf ausrichten. Es ist dann schwieriger, sie zu überraschen. Worin sich Diego und Leo ähneln? Leo passiert gerade das Gleiche wie Maradona. Er ist eine gewichtige Persönlichkeit, die nicht zwingend auf die Mannschaft angewiesen ist. Er ist nicht wie Zidane oder Platini, die das Team um sich brauchten, um ihre Gruppenintelligenz zu zeigen. Messi braucht zwar seine Mannschaftskollegen, damit sie ihm den Ball zuspielen, den Rest erledigt er dann aber alleine. Die Unterschiede zwischen den beiden? Körperbau. Diego hatte acht Kilo mehr auf den Rippen, als er zum SSC Neapel kam, und hatte dennoch entscheidenden Einfluss. Messis Spiel dagegen verlangt ihm Explosivität ab. Deshalb ist es unerlässlich, dass er perfekt in Form bleibt. Sehen Sie sich nur die Verletzungen an, die er erlitten hat. Es hat den Anschein, dass seine Muskulatur ihn wegen der hohen Anforderungen zusammenbrechen lässt.“
Was halten Sie heute von Messi?
„Er ist reifer geworden. Er hat ein natürliches Talent, mit dem Wettbewerbsdruck umzugehen, und vermittelt den Eindruck, glücklich zu sein, sobald er den Ball am Fuß hat – er wird weder durch äußere Umstände beeinflusst noch durch die Erwartungshaltung, die er erzeugt hat. Und genau das zeichnet einen großen Spieler aus: kein Lampenfieber zu haben. Als seine Karriere am Scheideweg stand, als es also darauf ankam, Charakter zu zeigen, hat er einige erstaunliche Leistungen vollbracht. Wir haben hier jemanden, der unglaublich attraktiven Fußball spielt und der selbst dann gefährlich sein kann, wenn er mit dem Rücken zum Tor von drei Mann an der Eckfahne eingekreist ist.“
Was wird seine Zukunft bringen?
„Ich wünschte, seine Zukunft wäre damals meine gewesen … er hat alles, um der erste große Spieler des 21. Jahrhunderts zu werden. Das 20. Jahrhundert war geprägt von Pelé, Maradona, Cruyff oder Di Stéfano. Messi könnte dieses Jahrzehnt dominieren, gemeinsam mit Cristiano Ronaldo. Er befindet sich in der optimalen Position dafür. Mutter Natur hat ihm dafür alles mitgegeben, nun muss er das Beste aus diesem Talent machen. Dabei hat er einen Vorteil: Er sieht sich selbst mit einer gewissen Distanz. Außerdem macht Leo außerhalb des Stadions keine Schlagzeilen – die macht er nur, wenn er den Ball am Fuß hat. Das ist auch ein weiterer Unterschied zwischen ihm und Maradona. Diego war doppelt attraktiv: auf der einen Seite der Fußballspieler, auf der anderen der Rebell und Provokateur. Er war stets ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.“
Noch ein Ratschlag zum Schluss?
„Messi muss für den Augenblick leben und sich etwas entspannen. Er sollte es nicht zu eilig haben, der Beste der Welt zu werden oder derjenige, der die meisten Titel gewinnt. Es stimmt, dass der Fußball wahnsinnig von der Gegenwart lebt, aber Leo sollte sich alle Zeit dabei lassen, seine Rolle darin zu spielen.“
25 Der Teufel
10. März 2007
Barcelona – Dieses Mal handelt Don Fabios Albtraum von einem 19-jährigen Jungen namens Leo Messi. Ein argentinischer Floh, der ihm seine Party ruiniert. Fabio Capello hatte noch nie auf Barças Boden gewonnen (weder mit Juve noch mit dem AS Rom noch mit Real Madrid). Allen Unkenrufen zum Trotz schien er dieses Mal endlich auf dem Weg dorthin zu sein. Und dann kam dieser kleine Junge, einmal, zweimal, und glich den Spielstand wieder aus, und als die Partie dann doch noch zu Reals Gunsten zu enden schien, zauberte er seinen schönsten Spielzug aus dem Hut. Das schnellste Dribbling des Spiels, ein diagonaler Schuss auf das Tor, 3:3. Capello und seine Männer wirkten wie Kinder, denen man den Lolli aus dem Mund geklaut hat.
Wenig Uneinigkeit besteht darüber, dass El Clásico, der Klassiker, dieses Mal eigenartig, aufregend, wechselhaft und torreich gewesen ist. Es beginnt damit, dass die beiden Kapitäne Puyol und Raúl auf den Platz kommen und sich bekreuzigen. Beide haben es bitter nötig: Barça muss die 98.000 Zuschauer im Camp Nou die Vertreibung aus dem europäischen Garten Eden vergessen machen, während es für Real
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