Messi
Auch Barcelonas Vereinspräsident Joan Laporta meldet sich nun zu Wort. Er verteidigt die Haltung des Klubs, verweist auf das Kompromissangebot an die AFA und kündigt an, dass sich der FC Barcelona im Falle eines negativen Spruchs der FIFA „an die juristische Kompetenz des CAS [des internationalen Sportsgerichtshofs] wenden wird, damit unsere Forderungen berücksichtigt werden“.
Kurz gesagt: Das Tauziehen geht weiter. Jetzt ist es nur noch eine Woche bis zum ersten Spiel Argentiniens bei der Olympiade, und niemand weiß, ob Leo dabei sein wird. Auf den Homepages spanischer und argentinischer Zeitungen tauchen etliche Umfragen auf. Die argentinische Tageszeitung Clarín etwa fragt ihre Leser: „Soll die Nationalmannschaft weiter auf Messi warten?“ Ganz offensichtlich von der Seifenoper ermüdet antworten überwältigende 70 Prozent mit „no“. Demgegenüber sind nur 29 Prozent bereit, weiter zu warten.
„Was sollte Barça in Sachen Messi tun? Sollte man ihn an den Olympischen Spielen teilnehmen lassen oder versuchen, ihn für die Qualifikation zur Champions League zu halten?“, hält El País dem auf der anderen Seite des Großen Teichs einige Tage darauf entgegen. 73 Prozent sind der Meinung, dass Messi an den Spielen teilnehmen sollte.
Am Dienstag, den 30. Juli, meldet sich Leo erstmals selbst zu Wort. Sein Schweigen in der Sache hat alle möglichen Reaktionen hervorgerufen. Gabriel Batistuta beispielsweise nimmt ihn in Schutz: „Indem er nichts sagt, verhält er sich genau richtig, weil er auch nach den Olympischen Spielen wieder für Barcelona und die Nationalmannschaft spielen wird.“ Maradona dagegen greift ihn an: „Er selbst muss sich entscheiden. Das ist der Augenblick, in dem man ein richtiger Mann sein muss. Es ist eine große Gelegenheit, zu wachsen. Barcelona wird so oder so auf ihn warten. Deshalb haben die ihm doch das Trikot mit der 10 gegeben. Die haben Messi das nicht verpasst, weil er ein Filmstar ist, sondern ein Phänomen, ein großartiger Spieler.“ Andererseits ist da auch noch seine Familie, die sich nicht recht für den richtigen Weg entscheiden kann. Jorge Messi bestätigt: „Wir haben es hier mit einem Interessenkonflikt zu tun, und der Spieler steht zwischen den Fronten. Man benutzt meinen Sohn als Kanonenfutter. Man kann einen 21-jährigen Fußballspieler doch nicht derart schädigen, man weiß doch nicht, wo das hinführen wird. Es ist doch verrückt, dass der Spieler die Entscheidung treffen soll. Es kann doch nicht angehen, dass die Verantwortlichen sich nicht einigen können. Wir wissen nicht, was wir tun sollen.“
Bevor die Mannschaft in die Toskana reist, wo sie ein Freundschaftsspiel gegen den AC Florenz bestreiten soll, redet Leo frei von der Seele weg und sagt, was er zu tun beabsichtigt: „Sagt die FIFA, dass es keine Verpflichtung gibt, hinzufahren, dann fahre ich auch nicht hin. Wenn ich aber hinfahren muss, dann fahre ich, auch ohne die Entscheidung des CAS abzuwarten. Denn wenn ich darauf warte, wird es für meine Mannschaftskameraden und den Trainerstab der Nationalmannschaft bereits zu spät sein.“
Nur wenige Stunden später teilt die FIFA mit, dass Messi an den Spielen teilnehmen muss. „Einzelrichter Slim Aloulou (Tunesien) von der Kommission für den Status von Spielern hat entschieden, dass die Abstellung von Spielern unter 23 Jahren für das olympische Fußballturnier der Männer verpflichtend ist“, heißt es in der Erklärung aus Zürich. Im argentinischen Lager werden die Neuigkeiten mit großer Erleichterung aufgenommen: „Nach dem ganzen Hin und Her hat man zum Glück zu unseren Gunsten entschieden“, so Sergio Batista.
Nach dem Spiel gegen die Fiorentina (ein 3:1-Erfolg für Barça) kommentiert Pep Guardiola: „Wir werden auch ohne Messi weiterleben. Dennoch habe ich das Gefühl, dass wir mit Messi ein bisschen stärker sind. Wenn er am Ende nicht doch noch [für die Qualifikationsspiele] zurückkehrt, werden wir sicherstellen, dass sich die Mannschaft trotzdem für die Champions League qualifiziert. Und wenn er zurückkommt, werden wir ihn mit offenen Armen empfangen.“
Vom Barça-Vorstand kommt eine etwas andere Reaktion. Seine Auffassung hat sich nicht geändert, und er schickt einen Berufungsantrag an den CAS. Zwischenzeitlich allerdings ist Leo auf dem Weg nach China, verspricht aber, bei einem Urteil des CAS zugunsten des FC Barcelona zurückzukehren.
Leo kommt am 1. August in Shanghai an und scheint seine
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