Messi
verlorengegangene Ruhe wiederzufinden. Er lacht viel und hat offenbar endlich wieder Spaß am Training. Wie schon bei der U20-WM im Jahr 2005 teilt er sich auch dieses Mal ein Zimmer mit Kun Agüero – die beiden spielen Tausende Spiele auf der Playstation und hören Cumbia-Musik in voller Lautstärke. Sie verstehen sich gut, sind entspannt, gehen aus sich heraus und tun, wozu sie gerade Lust haben. Batista kann aufatmen. Er hat Leo erst bei jenem Spiel gegen Katalonien in Barcelona kennengelernt. Damals gab es nicht viele Trainingseinheiten, doch nun hat Batista die Chance, die Gruppe zusammenzuschweißen. Schon seit einer ganzen Weile denkt er darüber nach, auf welcher Position er Leo spielen lassen will. „Ich will Messi stärker durch die Mitte kommen lassen und ihn nicht so sehr an der Außenlinie festnageln, wie das in Barcelona der Fall ist. Ich werde ihn stärker das Spiel machen lassen, vor Riquelme und hinter Agüero“, erklärt Batista. Währenddessen erläutert der Floh gegenüber der Presse seine Träume: „Für mich wie für alle Spieler wäre es wirklich etwas Besonderes, wenn wir den Titel verteidigen könnten. Wir sind hergekommen, um die Goldmedaille zu gewinnen. Wir gehen Schritt für Schritt und schaffen es dann hoffentlich.“ Leo bestreitet, dass es zwischen ihm und Riquelme irgendwelche Probleme gäbe (unmittelbar vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Brasilien waren Gerüchte über einen Streit zwischen der argentinischen Nummer 10 und Messi im Umlauf gewesen). Vielmehr behauptet er, dass seine Beziehung zu Román stets gut gewesen sei – auch wenn ihm das kaum jemand abnimmt. Hinsichtlich der Streitereien, die ihn von der Nationalmannschaft ferngehalten haben, erklärt Messi: „Batista hat mich verstanden, genau wie meine Mannschaftskollegen. Die hatten kein Problem damit, auf mich zu warten. Ich habe getan, was ich tun musste. Ich hoffe, dass diese Situation bald kein Thema mehr sein wird.“ Diese Hoffnung wird jedoch enttäuscht.
Am 6. August, dem Vorabend des ersten Spiels der Gruppe A zwischen Argentinien und der Elfenbeinküste, entscheidet der CAS zugunsten des FC Barcelona. „Das olympische Turnier ist kein Bestandteil des offiziellen Kalenders der FIFA, und es gibt keine Entscheidung des Exekutivkomitees der FIFA, aus der hinsichtlich dieser Meisterschaft eine Pflicht zur Abstellung von Spielern unter 23 Jahren für ihre Länder hervorgeht“, heißt es im Urteil des Gerichts. Unabhängig davon ersucht man die beteiligten Streitparteien, „bezüglich der Spieler, die ihr Land bei den Olympischen Spielen vertreten wollen, eine vernünftige Lösung“ zu finden. Und wie reagieren die Streitparteien nun? Als Erster verschafft sich Grondona Gehör: „Messi bleibt hier.“ Auch Sergio Batista bestätigt: „Er wird morgen auf dem Platz stehen.“ Und Leo? Der gibt keinen Kommentar zu diesem Urteil ab. Es hat nicht den Anschein, als wolle er sofort zu Barça zurückkehren, auch wenn er ursprünglich dazu bereit schien.
„Er hat mir gesagt, dass er beim Kader bleiben möchte, und bittet Barcelona, seinen Standpunkt zu berücksichtigen“, versichert Batista. Begiristain aber denkt nicht daran: „Es ist unser erklärter Wunsch – auch mit unseren Fans im Hinterkopf –, dass Leo Messi beim Verein ist“, sagt er. Laporta ist angesichts des juristischen Sieges des FC Barcelona sehr zufrieden und ordnet die sofortige Rückkehr des Spielers an. Doch zuvor möchte Guardiola noch mit Leo sprechen. „Ich werde ihm zuhören, und wir werden eine Entscheidung treffen“, sagt er. „Die kann ich aber nicht bekanntgeben, ohne mir zuvor den Spieler angehört zu haben.“ Es folgt eine lange, interkontinentale Telefonkonferenz zwischen New York (wo Barça die Amerika-Tournee gegen die New York Red Bulls beschließt) und Shanghai. Leo Messi bittet Guardiola – der selbst Gold bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona gewann –, ihm zu helfen. Er möchte in China bleiben und an den Spielen teilnehmen. Pep verspricht ihm, eine Lösung zu finden. Gesagt, getan. Bei einem Treffen in einer Suite des noblen New Yorker Hotels St. Regis kann er Laporta und Begiristain überzeugen. Messi darf in Peking bleiben, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Dazu gehört, dass die AFA den Versicherungsschutz für den Fall einer Verletzung Messis übernimmt. Dieselbe Klausel haben sich auch Schalke 04 und Werder Bremen für Rafinha bzw. Diego ausbedungen, die sich im Zentrum einer ähnlichen
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