Messi
medizinische Untersuchung absolvieren, bevor er für den AC Mailand spielen kann. Der Transfer gestattet ihm auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Barça hatte sich zunächst geweigert, ihn freizustellen, weil Ronaldinho älter als 23 Jahre ist und die FIFA die Vereine nicht dazu verpflichtet, Spieler über 23 abzustellen. Doch Berlusconis AC Mailand wird genau das tun. „So ein Glückspilz“, muss sich Leo gedacht haben, dessen Schicksal noch immer ungewiss ist. „Der Verein wird in dieser Angelegenheit nicht mit ihm sprechen. Es handelt sich um Verhandlungen zwischen dem FC Barcelona und der AFA“, sagt Leos Mutter Celia. „Und Leo wird es weder ansprechen noch nachfragen. Er wartet einfach nur die Antwort ab.“ Am 21. Juli reist er zunächst einmal ins schottische St. Andrews, wo die Saisonvorbereitung des FC Barcelona startet. Zwei Tage später soll Leo in Tokio zur Olympiaauswahl stoßen, wo für den 29. Juli ein Freundschaftsspiel gegen Japan angesetzt ist. Doch Barça hat dem nicht zugestimmt, stattdessen schlägt man dem argentinischen Verband vor, den Spieler nach der Amerika-Tournee und dem Hinspiel der Champions-League-Qualifikation abzustellen – allerdings nur bei einem entsprechend guten Ergebnis im Hinspiel. Messi würde zwar so die ersten drei Spiele der Vorrunde bei der Olympiade verpassen, könnte aber im Falle einer Qualifikation Argentiniens zum Viertelfinale dazustoßen. Diesen Vorschlag will die AFA noch nicht einmal in Erwägung ziehen. Dort wäre man höchstens damit einverstanden, dass Messi die Saisonvorbereitung mit dem FC Barcelona absolviert und sich dann vor dem ersten Spiel bei der Nationalmannschaft einfindet. Dass Messi nicht an den Spielen teilnimmt, ist völlig indiskutabel. Man glaubt, dass Barça weder gegen die AFA noch gegen die FIFA und vor allem nicht gegen den Spieler selbst handeln kann, der ja stets seinen Wunsch zur Teilnahme an den Olympischen Spielen zum Ausdruck gebracht hat.
Am 23. Juli schaltet sich auch Joseph Blatter in das Drama ein. „Die Abstellung von Spielern unter 23 Jahren ist für sämtliche Vereine stets verpflichtend gewesen. Das gleiche Prinzip gilt auch für Peking 2008“, sagt der FIFA-Präsident und fügt noch hinzu: „Die Verhinderung der Teilnahme von Spielern unter 23 Jahren an der Endrunde des Turniers könnte man als einen Angriff auf den Geist der Olympischen Spiele interpretieren.“ Doch auch damit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, da die LFP dieses Argument widerlegen kann. „Es gibt keine juristische Verpflichtung, Fußballspieler abzustellen. Im Gegensatz zum Fußballturnier der Frauen ist das olympische Fußballturnier der Männer nicht Bestandteil des von der FIFA genehmigten internationalen Spielkalenders für den Zeitraum von 2008 bis 2014.“
Leidtragender dieses Hin und Her ist Lionel. Er ist nervös und verhält sich seinen Mannschaftskollegen zufolge „etwas seltsam“. Das geht so weit, dass er nach einer ungestümen Grätsche während einer Trainingseinheit in Schottland in eine heftige Auseinandersetzung mit Rafa Márquez gerät. Pep Guardiola muss eingreifen, um die Gemüter zu beruhigen und den schlechtgelaunten Leo zu ermahnen, ein für alle Mal Schluss mit so etwas zu machen. Es ist nur ein unbedeutender Zwischenfall, nichtsdestotrotz hat er seine Wirkung auf den neuen Trainer des FC Barcelona. Guardiola nimmt den Jungen zur Seite. Er redet mit ihm und will herausfinden, was Sache ist, weshalb er so übellaunig und unglücklich ist. Schließlich will er ihn mit Freude für Barça Fußball spielen sehen. Viel muss Pep gar nicht sagen, um Leo zu einem Eingeständnis zu bringen. Dieser sagt ihm in aller Deutlichkeit, dass er nach Peking fahren möchte. Guardiola verspricht ihm, alles in seiner Macht Stehende zu unternehmen. Nach dem ersten Freundschaftsspiel gegen Hibernian Edinburgh (6:0 für Barça inklusive eines Tores des Flohs) bezieht Pep erstmals Stellung. „Im Endeffekt ist Leo derjenige, der am meisten unter dieser ganzen Geschichte leidet“, erklärt er. „Es sind nur noch zwei oder drei Wochen hin. Die einen sagen dies, die anderen das. Blatter muss sich jetzt hinsetzen, das Reglement studieren und entscheiden, ob Leo bei uns bleibt oder zu den Spielen fährt.“ Ungeachtet dieser Forderung dauert es bis zur Entscheidung der FIFA noch einmal sechs weitere Tage. In der Zwischenzeit findet Barças zweites Freundschaftsspiel gegen Dundee United statt, zu dem Leo drei Tore beisteuert.
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