Metabolic Power
Nö. Dahinter steckt ein Naturgesetz. Dicke Menschen sind Kohlenhydratverbrenner. Leben vom Zucker. Atmen deshalb mehr CO 2 aus als Fettverbrenner, als schlankere Menschen. Das kann man messen. In der Arztpraxis.
Wussten Sie das? Man kann ganz leicht messen, ob jemand eher Zucker verbrennt - und deswegen sein Fett behält - oder ob er eher Fett verbrennt und deswegen schlank ist. Das ist für viele von Ihnen neu - und so wichtig: Diese Messung heißt Spiro(ergo)metrie, die Messung des Respiratorischen Quotienten (RQ) oder, wenn Sie so wollen: des Treibhauseffekts.
Spiroergometrie deckt alles auf
Ein Blick in die Körperzelle: In jeder Körperzelle wird Energie umgesetzt. Das funktioniert, indem die kleinen Kraftwerke namens Mitochondrien entweder Fett verbrennen oder Kohlenhydrate oder beides. Dazu braucht es Sauerstoff wie bei jedem Kaminfeuer.
Also atmet der Körper Sauerstoff (O2) ein, der wird mit dem Blut zu den Zellen transportiert, zu den Mitochondrien. Die verbrauchen Sauerstoff, um Zucker und Fette zur Energiegewinnung zu verbrennen. Als Abfallprodukte
bleiben Wasser und Kohlendioxid (CO2) übrig. Kohlendioxid atmen Sie aus. Und natürlich auch den nicht verwerteten Sauerstoff.
Jetzt kommt’s: Verbrennt die Zelle Zucker, wird gerade so viel Sauerstoff verwertet, wie CO2 wieder ausgeatmet wird. Verbrennt die Zelle dagegen Fett, wird deutlich mehr O 2 aufgenommen. Da sie zur Fettverbrennung mehr Sauerstoff benötigt. Und genau diese zwei Gase misst man bei der Spiroergometrie: Sie atmen über ein Mundstück oder eine Atemmaske, die über einen Schlauch mit der Messapparatur verbunden ist, sodass aus der ein- und ausgeatmeten Luft Atemzug für Atemzug die Differenz der Konzentration der beiden Gase gemessen werden kann.
Zur Vereinfachung dividiert man das ausgeatmete CO 2 durch das aufgenommene O 2 . Ist dieser sogenannte Respiratorische Quotient 1,0, heißt das, der Körper verbrennt Zucker. Ist dieser Quotient 0,7, man misst also mehr CO 2 als O 2 , bedeutet es, dass der Körper gerade Fett verbrennt.
Maß für Fettenzyme - Respiratorischer Quotient (RQ)
Ein dicker Mensch kommt in die Praxis. Man misst seinen RQ = 1,0 in Ruhe und auf dem Fahrrad unter steigender Belastung. 1,0? Kein Wunder: Ein kopfarbeitender Kohlenhydratesser. Der Körper hat sich daran gewöhnt. Er hat keine fettabbauenden Enzyme mehr, der Mensch kann nur Zucker verbrennen, auch wenn er schneller als Schneckentempo langsam geht oder joggt. Der müsste sich erst wieder Fettenzyme züchten. Und das geht. Davon handelt dieses Buch ja schließlich.
Anhand der Atemgase O 2 und CO 2 kann man also genau bestimmen, wie viel Fette und wie viel Zucker der Körper in Ruhe und auf jeder Belastungsstufe verbrennt.
● Wird Zucker verbrannt, ist die Menge an aufgenommenem O 2 und ausgeatmetem CO 2 genau gleich groß. Der Quotient aus ausgeatmetem CO2/aufgenommenem O 2 ist demnach 1,0.
● Wird Fett verbrannt, braucht der Körper mehr Sauerstoff. Er nimmt mehr Sauerstoff auf, als er CO 2 ausatmet. Der Quotient CO2/O 2 wird kleiner. Bei reiner Fettverbrennung ist er 0,7.
Der RQ gibt also Auskunft, wie viel fettverbrennende Enzyme in Ihrem Körper arbeiten, wie gut der Fettstoffwechsel trainiert ist. Und trainieren können Sie den … ganz leicht!
small talk
Der Grenzpuls und die Fettverbrennung
Wird bei der Spiroergometrie die Belastung langsam gesteigert, kann man anhand des Respiratorischen Quotienten denjenigen Pulsbereich feststellen, bei dem man, sich bewegend, am meisten Fett verbrennt. Und man kann die individuelle Schwelle bestimmen, ab der das Fett liegen bleibt. Nämlich am Grenzpuls. Dort, bei und über diesem wichtigen Puls, an und über der sogenannten anaeroben Schwelle, strengen Sie sich so an, dass nicht mehr genug Sauerstoff zum Muskel kommt. Der kann ohne Sauerstoff aber gar kein Fett verbrennen. Er bedient sich nur noch aus dem Zuckertank. So können Sie Ihren Grenzpuls exakt bestimmen lassen - den brauchen Sie für ein bewegtes Leben. Denn das stimmt immer: Oberhalb eines bestimmten Pulses steigt der RQ auf 1,0, d. h., dann verbrennt der Mensch nur noch Zucker. Das gilt immer.
Bild 82
Diese Kurven machen Kurven
Es gibt zwei grundsätzliche Zucker-Fett-Verbrennungsverläufe. Die Kurve des normalen, völlig untrainierten Menschen und die Kurve des regelmäßigen Sporttreibers, des Joggers, des Fitnessstudiogängers.
Kurve 1 - der fitte Kohlenhydratesser
Beginnen wir bei fitten Menschen. Wenn die sich hauptsächlich
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