MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
Kraft war, aber dieses Treppenhaus hatte ihm schon immer Sorgen bereitet. Er hoffte, sein kleiner Betrug würde unbemerkt durchgehen.
D_Light verdrehte sich ein wenig und stieß gegen Faels Vertrauten, eine rehbraun-weiße Kreatur in Gestalt eines Fuchses. Der Vertraute sah mit seinen großen, farb- und leidenschaftslosen blauen Augen zu ihm hoch. Er schwenkte den Kopf auf unnatürliche Weise herum, wie eine Kanone in einem Geschützturm. Ein paar Stufen weiter unten stand Fael. D_Light lächelte zu ihr hinab und legte den Zeigefinger an seine Lippen, zum Zeichen, still zu bleiben. Sie erwiderte das Lächeln, oder zumindest glaubte er es. Vielleicht war es Wunschdenken und in Wirklichkeit bloß ein Zucken der Mundwinkel.
Sie verharrten nur eine Sekunde dort, und er nutzte diesen kurzen Augenblick, den Schlüssel zu seiner Wohnung zu suchen und mit der schwitzenden Hand zu umklammern. In der Ferne, durch die steinernen Korridore hallend, ertönten Rufe und Gekreisch. Smorgeous gab sein Okay, woraufhin D_Light zischend flüsterte: »Also gut, loslaufen!«
D_Light legte die letzten Stufen so rasch wie möglich zurück und holte kurzzeitig sogar seinen Vertrauten ein. Die Tür zu seiner Wohnung war nicht weit entfernt vom oberen Treppenabsatz. Seiner Tür gegenüber hing ein Gemälde an der Wand des Flurs, ein einsamer, zerklüfteter Felsen, bestürmt von wilden grünen Meereswogen. D_Light hatte diese Tür schon zahllose Male zuvor benutzt, aber da so viele der Flure und Türen des Schlosses einander glichen, bot das einprägsame Bild eine willkommene Bestätigung, dass er tatsächlich an der richtigen Tür war. Ein sanftes Licht sickerte durch ein Fenster in der Nähe. Vielleicht der Mond. Er hatte keine Zeit, hinzusehen oder sich darum Gedanken zu machen, da er das Schloss im Auge hatte. Er knallte den Schlüssel ins Schlüsselloch und öffnete das Portal. Er drehte den Kopf, bevor er sich hineinwarf, und sah dabei etwas, bei dem ihm das Blut in den Adern gefror.
Gewiss, die Fackeln warfen einen trügerischen Schein, aber D_Light glaubte, etwas unten am Ende des Korridors zu sehen – etwas Grässliches, das sich rasch, mit unmenschlicher Schnelligkeit, von einer Wand zur nächsten bewegte. Er unterdrückte ein unmännliches Aufjaulen und zog Fael mit sich in seine Wohnung.
Die Tür knallte zu, und die beiden standen reglos und heftig keuchend da. Nachdem sie wieder zu Atem gekommen waren und die kräftige Tür zwischen ihnen und dem lag, was immer dort draußen war, fühlte sich das erschöpfte Duo gut genug für ein Gelächter. Die Vertrauten gaben keinen Laut von sich, sondern sahen bloß zu und nahmen alles in sich auf.
Fael legte sich die Hand auf die Brust, die sich hob und senkte. Auf ihrer glatten Stirn glitzerte leicht der Schweiß. Ihr war die Kinnladeherabgefallen, und sie fragte mit großen Augen: »Hast du das Ding gesehen?«
»Was, unten im Flur?«, wollte D_Light wissen.
»Ja. Als du gerade die Tür aufgemacht hast, habe ich etwas gesehen, das ich … ich glaube, es war ein Mann. Oder auch kein Mann«, flüsterte sie zwischen zwei Atemzügen.
D_Light nickte. »Ich habe geglaubt, etwas gesehen zu haben, aber nur flüchtig«, sagte er unsicher.
Fael blinzelte heftig, rieb sich die Augen und sagte: »Ich habe bloß das Gesicht gesehen, äh, die Maske. Es sah aus wie ein Löwe oder etwas echt Grässliches! Ich habe nur einen kurzen Blick darauf bekommen, aber das hat gereicht.«
D_Light kicherte. »Wenn du mich dadurch in Stimmung bringen willst, dass du mir Angst einjagst – na ja, ist nicht nötig.«
Bei diesen Worten legte sie ihm leicht die Hand auf den Bauch und drückte zu. »He, du bist das grässliche Ungeheuer, D_Light! Das meine ich ernst mit dem Löwen. Ich bin ein sehr ernsthaftes Mädchen. Das wirst du sehen.« D_Light, der etwas kitzelig war, wich vor ihren bedrohlichen Fingern zurück und lächelte sarkastisch.
»Ja, ›ernsthaft‹ ist das erste Wort, das einem beim Gedanken an dich einfällt.« D_Light holte tief Luft und stieß sie langsam aus. Er musste sich immer noch von der wahnsinnigen Jagd zu seiner Wohnung erholen. »Okay, also war es eine Maske? Woher weißt du, dass es ein Mann war?«
»Weil er die Figur eines Mannes hatte, auch etwas fett.« Erneut stach sie auf ihn ein.
D_Light parierte und stach seinerseits mit zwei Fingern nach ihrer Flanke. »Okay, da läuft also ein fetter Typ mit Löwenmaske in meinem Flur herum?«
Fael nickte bekräftigend und erwiderte:
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