MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
brachte D_Light keinen weiteren Bissen mehr hinunter und entschuldigte sich daher gleichfalls. Als er den Weg hinabging, entdeckte er Lily im Gespräch mit ihrem Bären. »Was bist du für ein dummer Junge«, sagte sie angesichts des Kuschels, der ungeschickt versuchte, einen Baum hinaufzusteigen, an dem ovale, milchige Früchte hingen.
»Déjà vu«, sagte D_Light. »Ist dir aufgefallen, dass die Mahlzeiten hier wirklich peinlich sind?«, fragte er.
Lily lachte leise. »Ja, vielleicht sollte ich einfach ein Picknick für mein Abendessen morgen zusammenpacken.«
»Klingt gut«, sagte D_Light. »Vielleicht könnte ich mich dir anschließen, und wir können uns gemeinsam den angeblichen Sonnenuntergang ansehen.«
Lily lächelte und nickte. Und dann trat sie plötzlich ganz dicht an ihn heran. »D_Light, warum erzählst du mir nichts von dir selbst? Erzähl mir, wie du aufgewachsen bist!«
D_Light verspürte den Drang, entweder zurückzuweichen oder sich dicht an sie zu drücken, aber er blieb, wo er war. »Ich … natürlich, ich habe …«
»Ich möchte nicht mit deinem Roboter sprechen«, sagte sie einen Hauch gereizt. »Ich möchte nicht, dass du mir was sendest. Ich möchte es von dir hören.«
D_Light war einverstanden und schlug einen Spaziergang vor. Die beiden wanderten einen gewundenen Weg entlang und hinaus in die Gärten darunter. Sie hatten kein Ziel, sie wollten einzig und allein etwas Distanz zwischen sich und die anderen legen. Im Dahingehen erzählte D_Light Lily von seiner Geburt, dass er in einem Kinderheim aufgewachsen war, obwohl er sich natürlich nicht daran erinnern konnte. Ererzählte ihr, wie er und dreißig weitere Kinder von einer Vielzahl Erzieherinnen-Spieler betreut worden und dass seine Spielgefährten in dieser Zeit gekommen und gegangen waren – eine typische Kindheit.
In dieser Richtung stellte Lily viele weitere Fragen. »Wo war deine Mutter? Wie konnte sich deine Pflegerin um so viele kümmern?«
D_Light erläuterte ihr, dass es für Bioeltern eine Verschwendung sei, sich um ein Kind zu kümmern. Ihre Zeit könnten sie besser mit etwas Produktiverem verbringen. Andererseits konnte eine Pflegekraft, auch »Gekra« genannt, sehr viele Punkte im Spiel machen, wenn sie viele Qualitätsspieler großzog. Viele Unsterbliche hatten als Gekras angefangen.
D_Light war überrascht über die Fülle von Fragen über seine Bioeltern. Ja, er wusste, wer sie waren, aber das spielte keine Rolle. Sie erhielten einen kleinen Prozentsatz der von ihm errungenen Punkte, also war er für sie wichtig, jedoch galt das nicht umgekehrt.
Daraufhin erklärte Lily, wie Mütter in ihrem Stamm ihre Töchter selbst großzogen. Natürlich verloren viele Töchter ihre Mütter »im Lauf der Zeit«, und dann wurde eine Pflegemutter aus dem Stamm erwählt. D_Light hielt es für einen schlechten Entwurf, außerdem für grausam, dass die Zelterinnen ihre Töchter bis zur Geburt im Leib austragen sollten. Er wusste, dass Menschen das einmal getan hatten und dass es Außenseiter nach wie vor oft taten, aber er hatte es stets für absurd gehalten. Es war ihm immerzu ein Rätsel, wie Säugetiere die Zeitalter überleben konnten, obwohl sie ihre Ungeborenen so ausgetragen hatten. Verlangsamt und verwundbar, war der Fötus weiter nichts als ein zusätzliches Mahl für einen hungrigen Räuber. Noch schlimmer war die Art und Weise, wie sie ihren Nachwuchs bekamen.
Die Natur ist schon sadistisch!
Die künstliche Nacht fiel ein, und die Fotoblumen erblühten und brachten Kugeln aus sanftem Licht in einem ansonsten dunkler werdenden Garten hervor. Die Statue einer nackten, kurvenreichen Frau stand dort, die über die Schulter auf einen Bach schaute, der gurgelnd über eine grasbewachsene Lichtung rieselte. Die beiden setzten sich auf das Gras und betrachteten die Statue. Smorgeous meinte, dass sie am bestenzu Beispielen der Aphrodite passte, der griechischen Göttin der Liebe und Schönheit, und D_Light verkündete, dass die Statue in der Tat die Göttin abbildete, als ob er es selbst gewusst hätte.
Lilys weiche Züge schimmerten im warmen Licht der Fotoblumen, während sie D_Light vom Gott ihres Stammes erzählte, dem großen Hirsch. Der Legende nach lebte vor langer Zeit, als ihr Volk erschaffen wurde, ein prächtiger Hirsch in ihrem Wald. Er war von freundlichem Wesen und konnte sprechen, und dieser Hirsch lehrte den Stamm der Sternenschwestern und den Stamm der Söhne, wie sie Früchte sammeln und jagen sollten. Es
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