MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
allein geschlafen?«, fragte Lily leise.
»Meine Gekra hat uns nicht erlaubt, zusammen zu schlafen.« D_Light rezitierte ein Lied: »Im Spiel des Lebens spielen wir allein.«
»Komisch, so was zu sagen«, erklärte Lily. »Ich finde das nicht mal wahr. Natürlich, wir werden allein geboren, und wir sterben allein, aber während wir leben, leben wir gemeinsam. Es scheint, dass die Lebenden der wichtige Teil sind.«
D_Light gab sich nicht die Mühe zu erklären, dass die Bedeutung des Lieds wesentlich subtiler war. Gewiss, Spieler gewannen etwas durchZusammenarbeit, zumindest soweit solche Beziehungen nützlich waren, aber am Ende wurden lediglich Individuen erlöst. Man musste seinen eigenen Weg gehen.
»Wie dem auch sei, es geht nicht darum, neben wem ich geschlafen habe«, sagte D_Light. »Diese Furcht saß wesentlich tiefer. Vielleicht hätte die Ablenkung durch die anderen mir die Erkenntnis dieser Wahrheit verwehrt …«
»Die Wahrheit deines Nichtwissens?«, fragte Lily.
»Genau.«
»Und du hast Trost im Versprechen der OverSoul gefunden, dich zeitlos zu machen?«
D_Light hob die Stimme. »Es ist mehr als ein Versprechen, mehr als ein Mythos. Ich meine, du siehst sie – die Unsterblichen. Sie wandeln unter uns. Du nimmst eine Mahlzeit mit ihnen ein!«
»Dr. Monsa? Du möchtest wie er sein?«, fragte Lily.
»Vielleicht nicht
genau
wie er«, entgegnete D_Light, und beide lachten darüber.
Eine kurze Zeit schwiegen sie. Smorgeous hatte bemerkt, wo die Diener den Nektarwein aufbewahrten, und schlug D_Light vor, etwas für seine Begleiterin zu erwerben. Der Vertraute erinnerte ihn daran, dass Alkohol ihm in der Vergangenheit gut bei Frauen gedient hatte. D_Light wies seinen Vertrauten an, den Mund zu halten.
D_Light verschränkte die Arme und rieb sich die Schulter, wie um sich warm zu halten, wodurch er ein lästiges Gleitgeräusch erzeugte, als seine Hände über die Mikrolinsen seines Skinsuits glitten und dadurch das dichte, jedoch angenehme Schweigen durchbrachen. Lily blickte herüber, legte ihm die Arme um die Schultern und zog ihn zu sich. Es war nicht die ruckartige, ungeschickte oder eilige Bewegung von jemandem, der eine sexuelle Annäherung unternahm, wie bei Lyra in der Nacht zuvor. Wie sie so dicht nebeneinander saßen, ihre Leiber sich sanft berührten, spürte er das langsame und stetige Heben und Senken ihres Atems. Er neigte den Kopf und ließ ihn auf ihrer weichen Schulter ruhen. Sie schlang die Armefester um ihn, und er spürte ihren Herzschlag, der gleichmäßig und stark war. Es war hypnotisierend, und er gestattete sich, eine ganz lange Weile zu lauschen. In diesem Augenblick spürte D_Light etwas, das er nie zuvor gespürt hatte, und es war sowohl aufregend wie auch erschreckend.
»Eines Tages würde ich dich gern zum Segeln mitnehmen«, verkündete er.
»Segeln? Ach, ja, ich habe die kleinen weißen Segel der Schiffe auf dem See in der Nähe unseres … in der Nähe meiner alten Heimat gesehen.« Sie hielt inne. »Es wirkt so friedlich. Wie Vögel im Flug.«
»Ha, alle, die ich kenne, halten es für sinnlos – eine Zeitverschwendung.«
Lily schmiegte ihr warmes Gesicht an seine Brust. »Ich würde mit dir segeln gehen, D.«
»Wir könnten überallhin, weißt du. Ich würde uns eine altmodische Schaluppe mieten, eine mit einer Kabine, in der wir schlafen könnten. So viele Inseln, an denen wir Anker werfen könnten. Wir könnten einfach immer weitersegeln.«
Lily nickte.
»Wir könnten deinen Kuschel mitnehmen. Wir könnten ihn zur Decksarbeit ausbilden.«
Lily lachte. »Ich weiß nicht, was ›Decksarbeit‹ bedeutet, aber ich bin mir sicher, er würde dabei bewundernswert aussehen.«
Beide blickten zu dem Kuschel hinüber. Er saß da, als würde er die Menschen nachahmen; jedoch war es für einen rundlichen Bären schwierig, nach vorn gerichtet zu sitzen, und so wiegte er sich vor und zurück und drohte stets nach hinten zu kippen. Als er bemerkte, dass er die Aufmerksamkeit der Menschen errungen hatte, kroch er herüber und kuschelte sich ebenfalls an sie, was beiden eine Reihe von »Ooohs« und »Aaahs« entlockte.
Schließlich sagte Lily leise: »In der Nähe ist ein See.«
»Ja, wir sitzen unter einem riesigen See«, sagte D_Light.
»Nein, ich meine einen kleineren See, hier, im inneren Heiligtum. BoBo hat ihn mir gestern gezeigt. Wenn wir morgen Zeit haben,würdest du gern schwimmen gehen? Ihr Menschen seid alle so wetteifernd, nicht wahr? Wir könnten ein
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