MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
Tages oder zwei sprossen Blumen aus den Flecken. Zunächst war Todget darüber sehr verärgert gewesen, da er seinen großen, muskulösen Leib unter den Blumenstängeln hatte duckenmüssen, weil Lily ihn sonst einen Flegel gescholten hätte, aber bald hatten ihm die rot und golden gefleckten Blumen gefallen. Süßer Honigsaft (Lily sagte, die Menschen würden ihn Nektar nennen) sammelte sich in den Knollen, und Todget trank jeden Morgen aus diesen Knollen wie ein neugeborenes Rehkitz, das an seiner Mutter Zitzen saugte.
Todgets Blick wanderte zur fluoreszierenden Decke. Heute war die Farbe ihrer Behausung rot mit untergründigen, bläulichen Wirbeln. Er hoffte, sie würden lange genug leben, um zusehen zu können, wie sie grün wurde, wenn die Luft am wärmsten war.
Todget und Lily schliefen stets am Tag, während die Menschen mit glänzenden Augen draußen ihre vorgeblichen Spiele spielten. Die völlig fertigen Spieler würden kindisch schreiend die Treppen hinauf- und hinabstürmen. Sobald der Mond aufging und die Nacht am schwärzesten war, wären so gut wie alle in ihren Wohnungen. Dann würden Todget und Lily erwachen. Obwohl es noch nicht völlig dunkel war, schien Lily während dieses Tagesschlafs zu leiden: Sie wimmerte und schlug sanft um sich, als würde sie in Zeitlupe ertrinken, und daher entschloss sich Todget, sie früher zu wecken.
»Lily, wach auf! Es ist bloß eine dunkle Vision.« Todget rüttelte sie so sanft, wie er es verstand.
Lilys blondes Haar war über ihr Kissen verteilt und bedeckte zum Teil die weichen Rundungen ihres Gesichts. Ihre Lippen, dick und rosig, waren leicht geteilt, als sie keuchte, und ihre Stirn, normalerweise glatt und ohne Makel, war gefurcht. Er rüttelte sie erneut, diesmal heftiger. Plötzlich riss sie die blauen Augen auf und hörte auf zu atmen. Einen Moment später breitete sich ein leises Lächeln über ihr Gesicht aus, verschwand jedoch wieder, als sie erneut die Augen schloss. Daraufhin flüsterte sie, abgerissen atmend: »Ich habe einen Mann gesehen. Er war groß und grausam. Er hatte keine Augen, keinen Mund und keine Nase, bloß straff gespannte Haut dort, wo sein Gesicht hätte sein sollen. Er wollte uns.«
Todget verstand dunkle Visionen nicht. Er hatte niemals solche Visionen, wenn er in die dunkle Zeit ging. Lily hatte sie gewöhnlich auchnicht gehabt, sondern erlebte sie erst, seitdem sie für diesen Menschen arbeitete – diesen Professor, derjenige, der ihr die Maschine in den Kopf gepflanzt hatte. Zunächst waren sie angenehm gewesen, aber seit Kurzem nicht mehr. Todget hatte sie gewarnt, nicht für Menschen zu arbeiten, aber sie war stur gewesen.
»War sie wie die … die zuvor?«
Lilys Augen öffneten sich erneut, als habe sie sich völlig von ihrem Entsetzen erholt, und erwiderte: »Todget, mach dir keine Sorgen! Es ist
kein
schlechtes Omen.« Sie lächelte lieblich und zauste ihm das Haar.
Die junge Frau schwang sich aus dem Bett, stand auf und griff rasch nach ihrem Morgenmantel. Lily schlief in leichter Unterwäsche, behielt ihren Morgenmantel jedoch in der Nähe. Todget beobachtete sie genau. Als Sternenschwester hatte Lily eine überaus schöne Hautfarbe und war wohlgeformt, obwohl ihre Muskeln nicht so kräftig wie die von Todgets Gefährtin daheim waren. Da die Schwestern im athletischen Sinn den Frauen von Todgets Rasse fast ebenbürtig waren, hätte Lily allein dem Erscheinungsbild nach eine passende Partnerin für Nachkommen sein sollen – zumindest genügend passend, da Todget in letzter Zeit das drängende Bedürfnis nach Nachkommen verspürt hatte. Aber Lilys Duft erinnerte ihn daran, dass sie nicht von seiner Art war, und an diesem Punkt spürte er stets Scham und sagte sich, er dürfe nicht so an sie denken. Aber er bemerkte nach wie vor, wie die menschlichen Männer sie ansahen. Überall, wohin sie gingen, folgten Männer – und viele Frauen – Lily mit den Augen.
»Menschen haben die ganze Zeit dunkle Visionen, und sie bedeuten nichts«, bemerkte Lily, während sie sich den Morgenmantel überstreifte. Sie wandte sich ihm zu. Ihr Gesicht strahlte vor Gesundheit, war leicht getönt, jedoch nicht wettergegerbt.
»Woher weißt du das?«, fragte Todget.
»Ich habe einen gefragt.« Lily quälte ihn wieder.
Todget spürte sein Herz schneller schlagen. »Was? Wen?«
Er verstand Lilys gesellschaftliches Interesse an Menschen nicht. Schlimm genug, dass sie für sie arbeiten wollte. Gut, sie konnten dasGeld gebrauchen, trotz der
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