MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
netten Summen, die er selbst von den Turnieren heimbrachte. Trotzdem war das heimliche Leben in diesem Land der Menschen, sogar in Bescheidenheit, sehr kostspielig. Privatheit und Schutz hatten ihren Preis.
Lily hob beruhigend die Hand. »Keine Sorge! Ich rede draußen nicht mit x-beliebigen Menschen. Es war bloß Professor SlippE. Er hat gesagt, dass fast alle Menschen diese Visionen haben. Menschen nennen sie ›Träume‹, nur dass sie, wenn sie träumen, Dinge hören. Manche spüren sie sogar oder riechen sie.«
Todget sah sie völlig verständnislos an.
Es war in Zeiten wie diesen, dass Lily wie zu sich selbst zu sprechen schien, wobei sie annahm, dass Todget ihr nicht zuhörte. »Dem Hirsch sei gedankt, kann ich Visionen bloß
sehen
. Ich fände es absolut grässlich, wenn ich wüsste, wie die schändlichen Dinger in meinen Visionen riechen oder sich anfühlen.« Lilys Gesicht verzerrte sich angewidert.
»Was für Dinger? Was sind das für Wörter, mit denen du heimkommst?«, wollte Todget gereizt wissen.
Lily hob eine Braue, überrascht, dass er zuhörte. Es holte sie aus ihrer kurzlebigen Nachdenklichkeit. »Schändlich. Es bedeutet schrecklich. Als wenn man nicht in ihrer Gegenwart sein möchte.« Lily zeigte ihm ein kurzes höhnisches Grinsen und fragte dann: »Was haben wir beide also heute Nacht vor?«
»Heute Nacht muss ich kämpfen.« Er warf einen Blick zur Uhr hinauf. Ihre Ziffern leuchteten schwach. Es war das einzige menschliche Konstrukt, das die Wand zierte.
Lily runzelte die Stirn. »Geht es um hohe Einsätze?«
»Ja, es wird gutes Geld geben.«
Sie ging langsam zu ihm hin, beugte sich vor und küsste ihn zart auf die breite Stirn. »Ich wünschte, ich hätte nicht gefragt.«
»Und du?«, knurrte Todget.
»Ich arbeite heute nicht.« Lilys Stimme war ausdruckslos, als sie für die erste Dusche dieser Nacht ins Bad ging.
Ein seltsames Wesen ist sie
, dachte Todget. Sie duschte immer zweimal am Tag. Todget hätte überhaupt nicht geduscht, wenn Lily ihn nicht dazu drängen würde, bevor sie sich mit ihm ins Bett legte. Es war am besten so. Er musste keine menschliche Aufmerksamkeit wegen seines Geruchs auf sich lenken – ein Geruch, der, wie ihm Lily neckend versichert hatte, »ziemlich übel« war.
Normalerweise begann Todget die Nacht damit, seine Muskeln aufzuwärmen und zu strecken. Er würde über eine Stunde damit verbringen, seinen Körper zu drehen und zu heben. Für zusätzliches Gewicht würde er Lily dazu veranlassen, sich auf ihn zu legen. Lily würde sich auch aufwärmen, aber später, vor ihrer zweiten Dusche und dem Zubettgehen. Heute jedoch hatte Todget einen Kampf und musste seine Kräfte sparen, also verbrachte er eine ganze Stunde mit Dehnen und damit, die Gedanken zu klären. Obwohl er es Lily nicht sagte, würde nur einer der Kämpfer den Ring lebend verlassen.
KAPITEL 7
»MetaGame, ebenfalls bekannt als ›Göttliche Suche‹ oder ›Hauskreuzzug’, ist ein hoch riskantes Real Game, das typischerweise vom Adel gespielt wird. Jeden Monat wird ein größeres Haus für das MetaGame erwählt …
MetaGames bestehen aus einer Reihe von Quests. Diese Quests können von jeder Art sein, und die einzige Bedingung ist, dass sie real sein müssen – real in der Bedeutung, dass das Spiel keine Illusion ist, wie es typisch für Spankergames ist. Beispiele sind klassische Irrgärten mit Fallen und feindlichen Produkten, außerweltliche Jagden nach wilden Tieren sowie authentische geheimnisvolle Morde, komplett mit Killern und Opfern. Andere Beispiele …
Die Teams sammeln Punkte je nach Schwierigkeit der Quests und der Zeit, die sie zur Vollendung benötigen. Am Ende des Jahres werden die zwölf MetaGames verglichen, und das Haus, das gewinnt, wird zum Haus-Champion gekrönt. Zusätzlich zur Ehre und den vom Haus-Champion gesammelten Punkten ist der Glaube weit verbreitet, dass dem siegreichen Haus göttliche Gunst seitens der OverSoul zuteil wird …
Die Durchführung von MetaGames ist extrem kostspielig, da sie nicht auf Software für Spezialeffekte und einer Geschichte beruhen, was einer der Gründe ist, dass diese Spiele nur vom Adel eines größeren Hauses gespielt werden. Während wohlhabende Gewöhnliche sich solche Spiele vielleicht leisten könnten, betrachten sie diese im Allgemeinen als sinnlos und setzen sie dementsprechend nicht an. MetaGames könnten daher als ein kulturelles Phänomen betrachtet werden. In der Tat sind sie fest verwurzelt in der
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