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Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition)

Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Malzieu
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mir einen Pakt mit dem Teufel vorschlagen?«
    »Sozusagen. Etwas zwischen einem Pakt mit dem Teufel und einer Ehe. Aber es geht tausendmal mehr unter die Haut.«
    »Ich nehme das Angebot an.«
    »Wollen Sie nicht –«
    »Die Bedingungen interessieren mich nicht.«
    »Sie können das Angebot nicht annehmen, ohne zu wissen, worauf Sie sich einlassen«, sagt sie streng. »Beim Poker legt man die Karten auch nicht auf den Tisch, bevor man sein Blatt kennt.«
    »Dann teilen Sie die Karten aus!«
    »Heute ist es zu spät, die Nacht verblasst schon. Sie können nicht länger bleiben. Kommen Sie morgen um Mitternacht wieder, dann erläutere ich Ihnen die Bedingungen unserer Vereinbarung. Anschließend dürfen Sie das Angebot annehmen oder ablehnen.«
    Als sie »annehmen« sagt, blinzelt sie dreimal. Dann verschränkt sie zweimal hintereinander die Arme und lässt sie wieder fallen. Sie sieht aus wie ein verwundeter Vogel, der nicht weiß, wohin er seine Füße stellen soll.
    »Ich heiße übrigens Endorphina«, flüstert sie und schiebt ihre gefiederte Hand in meine. Mit unergründlicher Anmut.
    Ich renne die Treppe hinab wie ein frisch verliebter Jüngling. Ich fliege über die Stufen, bis ein stechender Schmerz im Kreuz mich zur Ordnung ruft. Ich hatte die Rote Bete fast vergessen! Keuchend erreiche ich den Flur, der bereits hell erleuchtet ist. Hastig schlüpfe ich in mein Zimmer, aber das Empfangskomitee ist mir zuvorgekommen.
    »Ich war nur kurz auf dem Klo.«
    »Sie haben eine Toilette in Ihrem Zimmer, Herr Cloudman. Sie müssen sich schonen.«
    »Schonen kann ich mich, wenn ich tot bin.«
    Die Krankenschwester verdreht die Augen und geht aus dem Zimmer. Meine Lider sind schwer wie Baggerschaufeln, aber ich weiß, dass ich nach den Ereignissen der Nacht noch lange wach liegen werde.

ls Vogel im Schlafanzug muss ich den Sandmann verschreckt haben, er hat sich nicht blicken lassen. Ich hieve meinen Körper in eine sitzende Position und widme mich der Fertigstellung meiner Flügel.
    In meinem alten Leben hatte ich zwei linke Hände. Mit schöner Regelmäßigkeit scheiterte ich an den einfachsten Sachen. Autofahren, umziehen, Dinge reparieren oder instand halten, das alles fand ich furchtbar kompliziert. Aber seit ich die Vogelfrau in ihrem Nest auf der Schwelle zum Himmel entdeckt habe, ist meine Ausdauer erstaunlich. Ich bemühe mich, meinen Lebensfaden wieder aufzuwickeln, so dünn er auch sein mag.
    Die Aussicht auf ein zweites Leben betäubt jeden vernünftigen Gedanken. Ich muss einfach an Endorphinas Macht glauben. Für Zweifel habe ich keine Zeit mehr. Glauben ist alles, was mir noch bleibt. Vielleicht schafft es die Vogelfrau ja tatsächlich, mir das Fliegen beizubringen. Erinnerungen an meine alten Stunts steigen in mir auf, die Adrenalinpumpe springt an. Mein letzter Tanz, mein letztes Feuerwerk! Ich möchte spüren, wie die Rakete in mir zündet. Ich muss noch vor meinem Tod wiederauferstehen, denn danach werde ich zu müde sein. Komm, Endorphina, schick mir deine Kometen! Ich will dich spüren und wieder zum Leben erwachen. Schick mir Gewitterstürme, die Löcher in den Himmel reißen, die Wolken bluten lassen und den Horizont in dunkles Rot tauchen.
    »Guten Morgen, Herr Cloudman«, sagt Pauline in dem mitleidigen Tonfall einer Sozialarbeiterin.
    »Guten Morgen …«
    Sie beugt sich über meinen Arm und prüft den Infusionsschlauch. Das Einstecken beherrsche ich mittlerweile so perfekt wie eine examinierte Krankenschwester.
    »Sehr schön, Herr Cloudman. Frau Doktor Cuervo wird zufrieden sein!«
    Später am Tag stellt die Rote Bete sicher, dass ich sie nicht vergesse. Sie schlägt ihre Krallen in meinen Bauch und setzt ihr Ich-habe-hier-das-Sagen-Gesicht auf. Wie immer, wenn sie das macht, walzt der Schmerz alles platt. Ich versuche verzweifelt, an Endorphina zu denken, aber ich sehne mich nur nach Miss Morphinas Armen. Ich bin der Willkür der Roten Bete und meinem Selbstmitleid hilflos ausgeliefert. Frau Doktor höchstpersönlich setzt mir eine Spritze. Angeblich tut es weniger weh, wenn dir eine Fee im blauen Sack die Nadel in den Körper sticht. Ihre warmen Finger schwärmen über meine Adern. Sie riecht wunderbar frühlingshaft. Das Bett weicht unter mir zurück, meine Muskeln entspannen sich. Ich sage zu der Ärztin, ihr Stich sei so grazil wie der einer Bienenkönigin. Bienen sterben nach dem Stich, antwortet sie. Wäre es nicht lustig, wenn alle Krankenschwestern tot umfallen, sobald sie jemandem

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