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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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zurückgeworfen wurde. Die Unterwasserscheinwerfer brannten noch und warfen einen grünlichen Lichtschein tief in den Ozean direkt unter Rachel. Sie starrte hinab auf die geisterhaften Silhouetten von sechs oder sieben riesigen Hammerhaien, die mit elastischen Schlängelbewegungen gegen die Strömung schwammen.
    Tollands Stimme klang in ihrem Ohr. »Keine Angst, Rachel! Ich bin direkt hinter Ihnen!« Seine Hände zogen ihre ans Geländer geklammerten Fäuste mit sanfter Gewalt fort. In diesem Moment sah Rachel den roten Blutstropfen von ihrem Arm herunterrollen und durch das Gitter fallen. Sie verlor den fallenden Tropfen schnell aus dem Blick, doch der Moment seines Eintauchens ins Wasser entging ihr nicht. Mit gewaltigen Schwanzschlägen jagten die Hammerhaie herbei und prallten unter ihr in einem schäumenden Chaos aus Zähnen und Fischleibern zusammen.
    Vergrößerter telencephalonärer Lobus olfactorius. Sie riechen Blut noch aus zwei Kilometer Entfernung.
    »Augen immer geradeaus«, mahnte Tolland. Seine Stimme war stark und Vertrauen einflößend. »Ich bin direkt hinter Ihnen.«
    Rachel spürte auf ihren Hüften den Druck seiner sie voranschiebenden Hände. Sie verbannte den unter ihr lauernden Abgrund aus ihren Gedanken und setzte sich den Laufsteg entlang in Bewegung. Irgendwo über sich hörte sie wieder Rotorenlärm.
    Corky war in besinnungsloser Panik schon weit vorausgerannt.

    »Ganz durch bis zur hinteren Stütze!«, rief Tolland ihm hinterher. »Und dann den Treppenabgang runter!«
    Jetzt erkannte auch Rachel das Ziel ihrer Flucht. Weit hinten führte eine schmale Wendeltreppe nach unten zu einem breiten Steg, der dicht über der Wasseroberfläche über die gesamte Länge des Schwimmkörpers angebracht war. Schmale Anlegestege ragten von hier aus ins Wasser, wodurch in dem Raum unter dem Schiff eine Art kleiner Bootshafen entstand. Ein großes Schild warnte:
    VORSICHT
Taucherbereich!
Bootsführer auf Taucher achten!
    Rachel konnte nur hoffen, dass Tolland keine Schwimmübungen mit ihnen vorhatte. Ihr Unbehagen wuchs, als Tolland an einer Batterie von Drahtgitterspinden Halt machte, in denen Taucheranzüge, Schnorchel, Schwimmflossen, Schwimmwesten, Harpunen und allerlei sonstige Gerätschaften hingen. Er griff hinein und packte eine Signalpistole. »Los, weiter!«
    Weit vor ihnen war Corky schon auf halbem Weg die Wendeltreppe hinunter. »Da ist es ja! Ich kann es sehen!«, rief er. Seine Stimme überschlug sich fast vor Freude.
    Was mag er sehen?, dachte Rachel. Sie sah nur einen mit Haien verseuchten Ozean in gefährlicher Nähe. Tolland schob sie weiter voran. Plötzlich sah auch Rachel, was Corky den Freudenschrei entlockt hatte. Am Ende des unteren Stegs lag ein starkes Motorboot vertäut. Corky rannte bereits darauf zu.
    Rachel starrte Tolland an. »Sie wollen doch nicht mit einem Motorboot einem Hubschrauber davonfahren?«

    »Es hat ein Funkgerät. Wenn wir es schaffen, aus dem Störfeld des Hubschraubers zu kommen, können wir vielleicht…«
    Rachel hörte ihm schon nicht mehr zu. Sie hatte etwas gesehen, das ihr das Blut in den Adern stocken ließ. »Zu spät«, stieß sie hervor und deutete mit zitterndem Finger hinter sich. Das ist das Ende.
    Als Tolland sich umdrehte, wusste er sofort, dass alles vorbei war.
    Der schwarze Helikopter war vor dem Bug des Schiffes fast bis auf die Wasseroberfläche heruntergegangen und spähte in den Hohlraum unter dem Schiff wie ein beutesuchender Drache in eine Höhle. Einen Moment lang dachte Tolland, der Kiowa würde zu ihnen hereingeflogen kommen, doch der Hubschrauber korrigierte nur ein wenig seine Lage und zielte.
    Tollands Blick folgte der Richtung der Maschinengewehrläufe.
    Nein! Corky kauerte schon neben dem Motorboot und löste die Leinen. Die Maschinengewehre im Waffenturm unter dem Helikopter spien Blitz und Donner. Corky riss den Kopf hoch; dann zuckte er zusammen, als wäre er getroffen worden. Er ließ sich ins Boot fallen und blieb Deckung suchend flach auf den Boden liegen. Das Feuer endete. Corkys rechter Unterschenkel war blutüberströmt. Tolland konnte den Freund im Boot nach vorne kriechen sehen. Hinter das Armaturenbrett geduckt, griff Corky mit der Hand nach oben und ertastete den Zündschlüssel. Röhrend erwachten die zweihundertfünfzig PS des Mercury-Außenbordmotors.
    Im selben Moment brach aus der Nase des schwebenden Helikopters der rote Laser-Zielstrahl und erfasste das Motorboot.

    Tollands Reaktion war reiner Instinkt.

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