Metro 2034
daran.« Während er mühevoll diese schweren Worte hervorbrachte, blickte Hunter unentwegt nach vorn, in die Schwärze. »Deswegen hast du mich mitgenommen?« Homer war zugleich enttäuscht und verblüfft. Er hatte erwartet, dass . Der Brigadier erwiderte: »Für mich ist es wichtig, das im Kopf zu behalten. Sehr wichtig. Und auch für die anderen ist es wichtig, dass ich . Sonst könnte es werden . wie es schon einmal war.«
»Ist etwas mit deinem Gedächtnis?« Homer hatte das Gefühl, als kröche er über ein Minenfeld. »Ist dir was passiert?« »Ich erinnere mich an alles!«, gab Hunter scharf zurück. »Nur mich selbst vergesse ich manchmal. Und ich habe Angst davor, mich ganz zu vergessen. Du wirst mich daran erinnern, ja?« »Gut.« Homer nickte, obwohl Hunter ihn gar nicht anblickte.
»Früher hatte alles einen Sinn«, sagte der Brigadier dann schleppend. »Alles, was ich tat. Ich schützte die Metro. Die Menschen. Die Aufgabe war klar: Jegliche Gefahr beseitigen. Vernichten. Das hatte einen Sinn, ja, das hatte es!« »Aber jetzt doch auch.« »Jetzt? Ich weiß nicht, was jetzt ist. Ich will, dass alles wieder so klar ist wie früher. Ich tue das alles nicht einfach so. Ich bin kein Bandit, kein Mörder!Ich tue es für die Menschen. Ich habe versucht, ohne die Menschen zu leben, um sie davor zu bewahren. Aber es war schrecklich. Ich begann mich so schnell zu vergessen. Ich musste zu den Menschen zurück. Sie schützen. Helfen. Mich erinnern. Und da war die Sewastopolskaja. Dort nahmen sie mich auf, dort kam ich unter. Die Station muss gerettet werden, sie braucht Hilfe. Um jeden Preis. Mir scheint, wenn ich das tue . wenn ich die Bedrohung beseitige . Das ist eine große Sache, etwas Wichtiges. Vielleicht erinnere ich mich dann.
Ich muss mich einfach daran erinnern. Deshalb muss ich so schnell wie möglich . Es dreht sich jetzt immer schneller und schneller. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden muss ich es unbedingt schaffen. Ich muss es schaffen: die Polis erreichen, die Truppe zusammenstellen, und wieder zurück
. Erinnere mich solange daran, in Ordnung?«
Homer nickte verkrampft. Allein die Vorstellung, was passieren würde, wenn der Brigadier sich endgültig vergaß, versetzte ihn in Angst und Schrecken. Wer würde in diesem Körper zurückbleiben, wenn der frühere Hunter für immer einschlief? Doch nicht der . gegen den er heute jenen illusionären Kampf verloren hatte?
Die Poljanka lag nun weit hinter ihnen. Hunter stürmte zur Polis wie ein Wolfshund, den man von der Kette gelassen und der die Fährte seiner Beute aufgenommen hatte.
Oder wie ein Wolf auf der Flucht vor den Jägern? Am Ende des Tunnels wurde es hell.
Endlich erreichten sie den Park kultury. Leonid versuchte sich mit ihren Bewachern zu versöhnen, indem er sie in »ein ganz wunderbares Restaurant« einlud, doch diesmal waren die beiden Männer auf der Hut. Selbst auf die Toilette entließen sie ihn erst nach längerer Diskussion; einer der beiden ging mit, der andere verschwand, nachdem er mit seinem Kollegen ein paar Worte geflüstert hatte.
Während der Wachmann an der Tür wartete, fragte er den Musiker unverblümt: »Hast du noch Geld übrig?« »Nicht mehr viel.« Leonid kam heraus und hielt ihm fünf Patronen hin.
»Gib her!Krücke will Lösegeld für euch. Er glaubt, dass du ein Provokateur der Roten bist. Wenn er recht hat - hier ist der Übergang zu eurer Linie, du weißt ja sicher Bescheid. Wenn nicht, kannst du hier warten, bis die Spionageabwehr dich abholen kommt. Mit denen musst du dann aber selber verhandeln.«
Leonid versuchte einen Schluckauf zu unterdrücken.
»Habt ihr mich also entlarvt, ja? Na gut, von mir aus . Wir sehen uns wieder. Besten Dank auch!« Er hob die Hand zu einem fremdartigen Gruß. »Hör mal. Zum Teufel mit dem Übergang!Bring uns lieber zum Tunnel, hm?« Der Musiker nahm Sascha an der Hand und trottete erstaunlich flink, wenn auch stolpernd los. »Der ist gut«, murmelte er dabei.
»‘Hier ist der Übergang zu eurer Linie‘. Vielleicht willst du ja selber nach oben? Vierzig Meter Tiefe. Als ob er nicht wüsste, dass da schon längst alles verplombt ist.« Sascha begriff nichts. »Wohin gehen wir?« »Wohin wohl«, brummte Leonid. »Zur Roten Linie!Du hast doch selbst gehört: Ich bin ein Provokateur, und sie haben mich geschnappt, mich enttarnt .« »Du bist einer von den Roten?«
»Mein liebes Mädchen!Frag mich jetzt nichts!Ich kann nicht zugleich denken und laufen. Und Laufen
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