Metro2033
Gestalten zu sehen, die scharfen Umrisse von Gewehrläufen zeichneten sich ab. Aber was gab es dort zu bewachen? Einen Posten stellte man doch im Tunnel auf, je weiter draußen, desto besser, aber das hier ... Wenn tatsächlich irgendetwas aus dem Tunnel gekrochen kam oder Banditen einen Überfall starteten, würden diese Wachen nichts mehr ausrichten können.
Während er sich näherte, bemerkte Artjom noch etwas: Hinter dem Feuer flammte von Zeit zu Zeit ein heller weißer Strahl auf, der zwar nach oben gerichtet, aber seltsam kurz war, als hätte man ihn abgeschnitten. Er stieß nicht gegen die Decke, sondern verschwand einfach, allen Gesetzen der Physik zum Trotz, nach ein paar Metern. Dieser Scheinwerfer leuchtete nur in bestimmten, nicht sehr häufigen Intervallen auf, weswegen ihn Artjom zuvor nicht bemerkt hatte. Was konnte das sein?
Er kam beim Feuer an, grüßte höflich, erklärte, er sei auf Durchreise und habe aus Unwissenheit das Schließen der Tore verpasst, und fragte, ob er sich hier ausruhen dürfe.
»Ausruhen?«, fragte ihn der nächstsitzende Wachmann, ein dunkelhaariger Typ mit großer, fleischiger Nase, eher klein gewachsen, aber offenbar sehr stark. »Junger Mann, von Ausruhen kann hier keine Rede sein. Sie können von Glück sagen, wenn Sie den morgigen Tag erleben.«
Auf die Frage, was denn so gefährlich sei, antwortete der Mann nicht, sondern deutete nur mit dem Kopf über seine Schulter, dorthin, wo sich der Scheinwerfer befand. Die anderen Männer waren in ein Gespräch vertieft und achteten nicht weiter auf Artjom. Also beschloss er, der Sache auf den Grund zu gehen, und ging zu dem Scheinwerfer hinüber.
Was er dort sah, versetzte ihn in Erstaunen, erklärte jedoch vieles.
Ganz am Ende des Saales stand eine kleine Kabine. Ringsum waren Sandsäcke aufgeschichtet, an einigen Stellen hatte man massive Stahlbleche montiert, und einer der Wachhabenden war gerade dabei, eine furchterregende Waffe zu enthüllen. Der andere saß in der Kabine, auf der sich der nach oben gerichtete Scheinwerfer befand. Nach oben ... Hier gab es keine Sperre, keinerlei Barriere. Unmittelbar hinter der Kabine begannen die Stufen der Rolltreppen, die zur Oberfläche führten. Und genau dorthin leuchtete der Lichtstrahl des Scheinwerfers, wanderte unruhig von Wand zu Wand, als versuche er etwas in dieser absoluten Finsternis zu erkennen, doch alles, was er erfasste, waren Lampengestelle, die mit etwas Braunem überwuchert waren, und die feuchte Decke, von der der Putz in riesigen Fetzen herabhing. Dahinter ... war nichts weiter zu sehen.
Nun war alles klar. Aus irgendeinem Grund gab es hier kein Stahltor, das die Station von der Oberfläche abschottete. Weder hier unten noch weiter oben. Die Pawelezkaja war direkt mit der Außenwelt verbunden, und ihre Bewohner lebten in der ständigen Gefahr einer Invasion. Sie atmeten kontaminierte Luft, tranken verseuchtes Wasser - wahrscheinlich hatte es deswegen so seltsam geschmeckt. Dies war auch der Grund, warum so viele junge Leute hier Mutationen hatten. Deshalb machten die Älteren so einen kränklichen Eindruck. Es war die Strahlenkrankheit, die ihre Schädel kahl und glänzend aussehen ließ, ihre Körper ausgezehrt hatte und sie langsam bei lebendigem Leib zerfraß.
Doch dies war offenbar noch nicht alles. Wie war es zu erklären, dass die gesamte Station nach acht Uhr ausstarb, und dass der dunkelhaarige Wachmann am Feuer gesagt hatte, wenn er bis zum Morgen überlebe, könne er von Glück sprechen?
Nach kurzem Zögern näherte sich Artjom dem Mann in der Kabine und grüßte ihn.
»Guten Abend«, entgegnete dieser. Er war um die fünfzig, jedoch fast kahl. Die verbliebenen grauen Haare hingen wirr um die Schläfen und am Hinterkopf herab, die dunklen Augen sahen Artjom interessiert an, und unter der simplen, mit Schleifen festgebundenen kugelsicheren Weste wölbte sich ein kleiner Bauch. Auf seiner Brust hingen ein Fernglas und daneben eine Pfeife. Er deutete auf einen der Sandsäcke. »Setz dich ruhig. Die da hinten machen sich ein schönes Leben und haben mich hier ganz allein gelassen. Jetzt kann ich mich wenigstens mit dir unterhalten. Wer hat dein Auge so zugerichtet?«
Sie wechselten ein paar Worte, dann wies der Mann betrübt auf den Treppenaufgang und sagte: »Wir schaffen es einfach nicht, etwas Anständiges zusammenzubauen. Stahl hilft nicht, wir brauchten Beton. Mit Stahl haben wir's schon probiert, ohne Erfolg. Sobald der Herbst kommt, spült das
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