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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gefühl der Unendlichkeit.
    Enorme Rundbögen ruhten auf schlanken Säulen, und es schien unerklärlich, wie diese ein so mächtiges Gewölbe tragen konnten. Den Raum zwischen den Bögen füllten Bronzeabgüsse, die von einer dunklen Patina überzogen waren, aber doch von einstiger Größe zeugten. Obwohl nur Hammer und Sichel darauf abgebildet waren, sahen diese halb vergessenen Symbole eines zerstörten Reiches noch genauso stolz und herausfordernd aus wie wohl zu der Zeit, als sie hergestellt wurden.
    Die scheinbar endlose Säulenhalle, in zuckend blutrotes Licht getaucht, löste sich weit hinten in Dunkelheit auf, ohne dass sie dort zu enden schien. Als sei dies früher die Höhle eines Zyklopen gewesen, so riesig war alles an dieser Station.
    Bansai legte den Leerlauf ein, und während die Draisine allmählich ausrollte, sog Artjom gierig den Anblick dieser absonderlichen Station auf. Was war hier los? Warum war diese Station bloß so unantastbar? Doch nicht deswegen, weil sie mehr einem unterirdischen Märchenpalast als einem Bauwerk des öffentlichen Nahverkehrs glich?
    Als die Draisine schließlich zum Stillstand kam, bildete sich schnell eine Traube von ärmlich gekleideten, ungewaschenen Jungen aller Altersgruppen. Sie betrachteten die Maschine neidisch. Einer von ihnen sprang sogar auf die Gleise und berührte vorsichtig den Motor. Respektvoll schnalzte er mit der Zunge, dann jagte ihn Onkel Fjodor davon.
    Der Kommissar unterbrach Artjoms Gedanken. »Hier trennen sich unsere Wege. Ich habe mich mit den Genossen beraten. Zum Abschied wollen wir dir etwas schenken.« Er hielt Artjom ein Sturmgewehr hin, das sie vermutlich einem der getöteten Wachleute abgenommen hatten. In seiner anderen Hand lag die Taschenlampe des schnauzbärtigen Faschisten. »Nimm es ruhig. Es ist alles Kriegsbeute, also gehört es dir. Wir würden gerne noch bleiben, aber wir müssen weiter. Wer weiß, wie weit uns diese Schweine noch verfolgen werden, doch weiter als bis zur Pawelezkaja werden sie sich nicht wagen.«
    Zwar hatte Artjom seine alte Entschlossenheit und Willensstärke wiedererlangt, aber als Bansai ihm die Hand reichte und viel Erfolg wünschte, Maxim ihm freundschaftlich auf die Schultern klopfte und der bärtige Onkel Fjodor ihm die angebrochene Flasche mit seinem Gebräu hinhielt, weil er ihm nichts Besseres zu schenken wusste, krampfte sich sein Herz zusammen. »Mach's gut. Junge, wir sehen uns. Halt die Ohren steif!«, fügte Onkel Fjodor noch hinzu.
    Genosse Russakow drückte ihm die Hand, dann nahm sein schönes Gesicht einen ernsten Ausdruck an. »Genosse Artjom! Zum Abschied möchte ich dir zwei Dinge sagen. Erstens: Glaube an deinen Stern. Wie Genosse Ernesto Che Guevara sagte: Hasta la victoria siempre! Und zweitens, und d as ist das Wichtigste: NO PASARÁ N!«
    Die anderen hoben ihre rechte Faust und wiederholten die Beschwörungsformel im Chor: »No pasar á n!« Artjom blieb nichts weiter übrig, als ebenfalls mit geballter Faust und in revolutionärem Bru stton der Überzeugung »No pasará n!« zu rufen, obwohl ihm das ganze Ritual wie Hokuspokus vorkam. Offenbar hatte er alles richtig gemacht, denn Genosse Russakow sah ihn stolz und zufrieden an und salutierte feierlich.
    Der Motor knatterte, stieß blaue Abgaswolken aus, und begleitet von einem Haufen freudig kreischender Kinder verschwand die Draisine im Dunkeln. Nun war Artjom wieder allein. Noch nie hatte er sich so weit von seiner Heimat entfernt.
    Das Erste, was ihm auffiel, als er die Station entlang wanderte, waren die Uhren. Artjom zählte gleich vier. An der WDNCh war die Zeit eher ein Symbol gewesen: wie die Bücher oder die Versuche, eine Schule für die Kinder aufzubauen - ein Zeichen, dass die Bewohner weiterkämpften, dass sie sich nicht aufgaben, dass sie Menschen blieben. Hier jedoch schienen die Uhren eine andere, unvergleichbar wichtigere Rolle zu spielen.
    Nachdem Artjom eine Weile umhergegangen war, bemerkte er weitere Besonderheiten: Zum einen sah er hier keine Wohnräume, lediglich einige aneinandergehängte Waggons, die auf dem zweiten Gleis standen. Ein Teil der Waggons verschwand im Tunnel, weshalb Artjom den Zug auch nicht gleich bemerkt hatte. Verschiedenste Händler, die seltsamsten Werkstätten, all das gab es hier zur Genüge, aber nicht ein einziges bewohnbares Zelt, nicht einmal einen Sichtschutz, hinter dem man hätte übernachten können. Nur einige wenige Bettler und Obdachlose lagen auf Pappkartons herum. Die

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