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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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preisgegeben. Wenn du jetzt in die Polis zurückkehrst, wirst du spurlos verschwinden. Die haben da ihre Spezialisten, nicht umsonst sind es Intelligenzler. Auch ich werde dich nicht vor ihnen schützen können. Geh jetzt fort. Am besten zur Smolenskaja. Auf dem Weg dorthin gibt es wenige Häuser, und du musst in keine engen Gassen einbiegen. Vielleicht kommst du ja bis dorthin. Wenn du es noch rechtzeitig schaffst.«
    »Rechtzeitig?«, fragte Artjom verwirrt. Die Nachricht, dass er sich allein an der Oberfläche bis zur nächsten Metrostation würde durchschlagen müssen - der Karte nach zu urteilen, eine Strecke von etwa zwei Kilometern -, traf ihn wie ein Schlag.
    »Vor Sonnenaufgang. Wir Menschen sind Nachttiere. Tagsüber sollten wir uns an der Oberfläche nicht blicken lassen. Was da aus den Ruinen herausgekrochen kommt, um sich an der Sonne zu wärmen - du würdest deine dumme Neugier hundertmal bereuen. Vom Licht ganz zu schweigen: Nicht mal eine Sonnenbrille würde dir helfen, du würdest augenblicklich erblinden.«
    »Aber wie soll ich das allein schaffen?« Artjom traute noch immer seinen Ohren nicht.
    »Nur keine Angst. Erst geht es immer geradeaus, den Kalinin-Prospekt entlang, du brauchst nirgendwo abzubiegen. Lass dich nicht mitten auf der Straße blicken, aber zu nah an die Häuser solltest du auch nicht heranrücken, die sind nämlich alle bewohnt ... Geh bis zur zweiten großen Kreuzung, das ist dann der Gartenring. Dort nach links, und dann weiter bis zu einem quadratischen Gebäude mit einer Fassade aus weißem Stein. Das war mal das Haus der Mode. Du findest es sofort, denn genau gegenüber, auf der anderen Seite des Rings, steht ein ziemlich hohes, halb zerstörtes Gebäude - ein Einkaufszentrum. Hinter dem Haus der Mode befindet sich ein gelber Bogen, auf dem steht >Metrostation Smolenskaja<. Dort biegst du ein und kommst in eine Art Innenhof, und dort siehst du dann auch schon die Station selber. Wenn alles ruhig ist, versuche runterzugehen. Einen der Eingänge haben sie offen gelassen. Er ist bewacht, sie halten ihn für ihre Stalker frei. Du musst an das Tor klopfen, und zwar so: dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Dann müssten sie eigentlich öffnen. Nenn ihnen meinen Namen und warte dort auf mich. Sobald ich Nummer zehn ins Lazarett gebracht habe, komme ich nach. Ich werde vor Mittag da sein. Ich finde dich schon. Die Gewehre kannst du behalten, wer weiß, was alles passiert.«
    »Aber auf der Karte gibt es doch noch eine andere Station, die näher liegt...« Artjom musste überlegen. »Die Arbatskaja.«
    »Stimmt, es gibt eine solche Station. Aber du solltest ihr nicht zu nahe kommen. Wenn du sie passierst, halte dich auf der anderen Straßenseite, bewege dich schnell, aber ohne zu laufen.« Melnik schob Artjom in Richtung Straße. »Und jetzt verlier keine Zeit!«
    Artjom fügte sich in sein Schicksal. Er schulterte eines der Gewehre, nahm das zweite in die Hand und machte sich schleunigst auf den Weg zurück zum Denkmal vor der Bibliothek. Die rechte Hand hielt er über seine Augen, damit er nicht zufällig das lockende Gleißen der Kremlsterne erhaschte.
    14
    DORT OBEN
    Kurz bevor er den steinernen Alten erreichte, bog Artjom nach links ab und lief quer über die Stufen der Bibliothek. Im Vorbeigehen warf er nochmal einen Blick auf den mächtigen Bau. Ein Schauder packte ihn, als er an dessen unheimliche Bewohner dachte. Nun war die Bibliothek wieder in düsteres Schweigen gehüllt - wahrscheinlich hatten sich die Hüter der Stille in ihre dunklen Ecken zurückgezogen, leckten ihre Wunden und bereiteten sich darauf vor, es den nächsten Abenteurern mit doppelter Münze heimzuzahlen.
    Erneut sah er Danilas bleiches Gesicht vor sich. Der Brahmane hatte allen Grund gehabt, sich vor diesen Kreaturen zu fürchten. Hatte er geahnt, welches Schicksal ihm bereitet war? Hatte er den eigenen Tod in seinen Albträumen gesehen? Seine Leiche lag nun für immer im Magazin der Bibliothek, eng umschlungen von seinem Mörder. Und wenn diese Bestien nicht einmal Aas verschmähten? Artjom schüttelte sich. Ob er jemals den Tod dieses Menschen, der nach zwei Tagen schon fast sein Freund geworden war, vergessen würde? Nein, Danila würde ihm noch lange im Traum erscheinen - wie er da lag und versuchte, mit seinen blutigen Lippen Worte zu formen.
    Als Artjom den breiten Prospekt betrat, ging er noch einmal Melniks Anweisungen durch: Immer geradeaus, nicht abbiegen, bis zum Gartenring. Hoffentlich

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