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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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würde er den Gartenring erkennen. Außerdem: Die Straßenmitte meiden, aber sich auch nicht zu nah an die Häuserwände drücken. Schließlich - und das war die Hauptsache: Vor Sonnenaufgang bis zur Smolenskaja kommen.
    Die berühmten Hochhäuser des Kalinin-Prospekts, der oft auch Neuer Arbat genannt wurde, kannte Artjom von vergilbten Ansichtskarten. Nun lagen sie in einer Entfernung von etwa einem halben Kilometer vor ihm. Noch war die Straße von einer langen Reihe niedrigerer Stadtvillen gesäumt. Am Ende machte sie einen leichten Knick nach links und mündete in den Neuen Arbat. Aus der Nähe waren die Umrisse der Gebäude gut zu erkennen, doch sobald sich Artjom von ihnen entfernte, verschwammen sie im Zwielicht. Der Mond war hinter niedrig hängenden Wolken verborgen, sein schwaches, milchiges Licht drang gedämpft durch den nebligen Vorhang. Nur wenn dieser sich kurz auflöste, gewannen die geisterhaften Silhouetten der Häuser für kurze Zeit ihre Gestalt zurück.
    Trotz der schwachen Beleuchtung konnte Artjom, wenn er in die Querstraßen linker Hand schaute, die gewaltigen Umrisse der alten Kathedrale erkennen. Über dem Kuppelkreuz in der Ferne kreiste erneut ein riesiger geflügelter Schatten.
    Vielleicht war die Tatsache, dass Artjom stehen blieb, um nach dem fliegenden Ungeheuer zu sehen, der Grund dafür, dass er noch etwas anderes bemerkte. Im Halbdunkel war er sich zuerst nicht sicher. Bildete er sich diese seltsame Gestalt nur ein, die da unbeweglich, halb mit den zerstörten Häuserwänden verschwimmend, in einer der Seitenstraßen stand? Erst als er genauer hinsah, kam es ihm so vor, als ob sich dieser dunkle Fleck bewegte und einen eigenen Willen besaß. Auf die Entfernung ließen sich Form und Größe des Wesens nur schwer abschätzen. In jedem Fall stand es auf zwei Beinen, also beschloss Artjom so vorzugehen, wie es ihm der Stalker beigebracht hatte: Er schaltete die Taschenlampe ein, richtete den Lichtkegel in die Straße und machte dreimal eine Kreisbewegung.
    Keine Antwort. Eine Minute lang wartete Artjom, dann begriff er, dass es gefährlich war, länger hierzubleiben. Bevor er weiterging, leuchtete er die reglose Gestalt noch einmal an.
    Was er erblickte, ließ ihn die Lampe sofort wieder ausschalten und das Weite suchen.
    Dies war eindeutig kein Mensch - die Gestalt war mit Sicherheit mindestens zweieinhalb Meter groß. Hals und Schultern fehlten fast völlig, der große runde Kopf ging fast direkt in den mächtigen Rumpf über. Noch immer verharrte das Wesen reglos, doch trotz dieser scheinbaren Unentschlossenheit spürte Artjom, dass von ihm Gefahr ausging.
    Die etwa hundertfünfzig Meter bis zur nächsten Querstraße legte er in weniger als einer Minute zurück. Als er jedoch näher hinsah, bemerkte er, dass es sich nicht um eine Querstaße, sondern um eine riesige Bresche handelte, die gewaltsam in die Wohnhäuser geschlagen worden war. Entweder waren sie zerbombt worden, oder man hatte sie mit schwerer Wehrtechnik eingerissen. Als Artjoms Blick die halb zerstörten Häuser streifte, blieb er erneut an einem undeutlichen, reglosen Schatten hängen. Es genügte, ihn eine Sekunde lang anzuleuchten, um alle Zweifel zu verscheuchen: Es war dieselbe Kreatur, oder aber eine ihrer Artgenossen. Jetzt stand sie mitten in der Bresche, nicht mehr als einen Häuserblock entfernt, und versuchte nicht einmal sich zu verbergen.
    Wenn es dasselbe Tier war, so musste es eine Parallelstraße entlanggelaufen sein. Offenbar bewegte es sich schneller als Artjom, denn an der nächsten Kreuzung wartete es wieder auf ihn. Schlimmer noch war jedoch etwas anderes: In der gegenüberliegenden, rechten Seitenstraße erblickte Artjom jetzt ebenfalls eine Gestalt. Wie die erste stand sie völlig unbeweglich da, fast wie eine Statue. Einen Augenblick lang bildete sich Artjom ein, es seien gar keine lebenden Tiere, sondern nur eine Art von Zeichen, die man hier zur Abschreckung oder zur Warnung aufgestellt hatte.
    Die nächste Kreuzung erreichte er im Laufschritt. Erst beim letzten Haus blieb er stehen und blickte vorsichtig um die Ecke - seine unheimlichen Verfolger hatten ihn schon wieder überholt.
    Nun waren es mehrere dieser riesigen Gestalten, und sie waren jetzt besser zu erkennen, denn die Wolkendecke war etwas dünner geworden.
    Wie zuvor standen sie reglos da und schienen darauf zu warten, dass er in der Furt zwischen den Häusern erschien. War es wirklich keine Täuschung? Vielleicht waren es ja doch

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