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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vorneweg. Doch es war nicht nur Vorsicht, die sie dazu bewog, das Tempo zu drosseln. Seit der Station Generalstab war der Tunnel immer steiler hinabgetaucht, und obwohl er noch immer absolut leer war, kroch ihnen vom Kreml der unsichtbare, aber doch spürbare Hauch einer seltsamen Präsenz entgegen. Er umhüllte die Männer - und schließlich waren diese überzeugt, dass sich dort, in der schwarzen, undurchdringlichen Tiefe, etwas Unerklärliches, Riesiges, Böses verbarg.
    Dieses Gefühl war nicht zu vergleichen mit jenen, die Artjom kannte: weder mit dem dunklen Wirbel, der ihn im Tunnel bei der Sucharewskaja verfolgt hatte, noch mit den Stimmen aus den Rohren noch mit der abergläubischen Furcht vor den Tunneln zum Park Pobedy. Immer stärker spürte er, dass sich diesmal hinter seiner Unruhe wirklich etwas verbarg - etwas Unbeseeltes und doch Lebendiges.
    Er sah zu dem bulligen Kämpfer hinüber, der auf der anderen Seite der Trage ging und den der Stalker Ulman genannt hatte. Er verspürte das dringende Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen, egal worüber. Hauptsache, er hörte wieder eine menschliche Stimme. Plötzlich fiel ihm eine Frage ein, die ihn schon einmal beschäftigt hatte. »Warum leuchten die Sterne auf dem Kreml?«
    »Wer hat dir gesagt, dass sie leuchten?«, erwiderte Ulman verwundert. »Das stimmt doch gar nicht. Mit dem Kreml ist es so: Jeder sieht nur das, was er will. Einige behaupten sogar, dass er selbst schon längst nicht mehr existiert und dass sich die Leute einfach nur einbilden, dass sie ihn sehen. Weil sie hoffen, dass ihr Allerheiligstes unversehrt geblieben ist.«
    »Was ist denn eigentlich damit passiert?«
    »Das weiß keiner, außer vielleicht deinen Kannibalen. Ich bin noch zu jung, ich war damals vielleicht zehn. Aber die, die damals im Krieg waren, sagen, dass man den Kreml nicht zerstören wollte und deswegen irgendeine geheime Entwicklung darauf abgeworfen wurde. Eine biologische Waffe. Gleich zu Beginn des Kriegs. Sie wurde nicht gleich entdeckt, nicht mal Alarm wurde geschlagen, und als man herausfand, was los war, war es schon zu spät, denn das, was sich da entwickelt hatte, fraß alles auf und zog sogar noch aus der Umgebung Menschen an. Bis heute lebt es hinter den Kremlmauern, und es gedeiht prächtig.«
    Artjom sah wieder die Sterne auf den Kremltürmen vor sich, wie sie in außerirdischem Licht leuchteten. »Und wie ... zieht es die Menschen an?«
    »Weißt du, es gab früher mal so ein Insekt, das hieß Ameisenlöwe. Es grub im Sand kleine Trichter, setzte sich auf den Boden der Löcher und machte das Maul auf. Wenn eine Ameise vorüberkam und zufällig auf den Rand der Grube trat, war es vorbei. Endstation. Der Ameisenlöwe wackelte ein bisschen, der Sand rutschte ab, und mit ihm die Ameise, direkt in seinen Schlund. Mit dem Kreml ist das genauso. Man muss nur auf den Rand des Trichters treten - schon zieht er dich rein.« Ulman grinste.
    »Und warum gehen die Menschen von selbst hinein?«
    »Woher soll ich das wissen? Hypnose wahrscheinlich ... Schau dir doch mal deine menschenfressenden Zauberkünstler an. Wie die uns die Schädel lahmgelegt haben. Bevor du es selbst erlebst, glaubst du es nicht. Wir wären dort ja beinahe nicht mehr rausgekommen.«
    »Und warum gehen wir dann jetzt direkt in die Höhle des Löwen?«
    »Die Frage stellst du mal lieber dem Chef. Aber wenn ich das richtig verstehe, muss man oben auf die Türme schauen, damit es einen packt. Wir sind ja eigentlich schon drin. Und hier ist nichts, wo man hingucken könnte ...«
    Melnik drehte sich um und zischte sie wütend an. Ulman verstummte sofort. Und nun hörten sie, was seine Stimme bisher überdeckt hatte: ein leises, unheilvolles ... Gluckern? Knurren?
    Von dem Augenblick an, da sie dieses eigentlich harmlose, aber irgendwie aufdringliche und unangenehme Geräusch wahrgenommen hatten, verschwand es nicht mehr aus ihren Köpfen.
    Dann passierten sie drei mächtige, direkt hintereinander gestaffelte hermetische Tore. Sie waren alle weit geöffnet, und ein schwerer eiserner Vorhang war zur Decke angehoben worden.
    Die Türen, dachte Artjom. Wir sind an der Schwelle.
    Die Wände traten auseinander, und sie kamen in einen marmornen Saal, so groß, dass selbst die stärksten Taschenlampen kaum bis zur gegenüberliegenden Wand reichten. Die Decke war hier hoch - im Gegensatz zu den anderen Geheimstationen - und ruhte auf mächtigen, reich verzierten Pfeilern. Von oben hingen massive, einst

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