Metropolis brennt
deren Hauptmerkmal eine innere Unaufgelöstheit war.
Gordell nickte einigen der Gäste, die ihn durch ihre abenteuerlichen Masken hindurch interessiert ansahen, freundlich zu. Er trank den Rest seines Sektes und stellte das Glas unter dem Mars eines Tischplanetariums aus dem achtzehnten Jahrhundert ab. Der winzige Edelholz-Planet quittierte, indem er am Ende des Messingdrahtes, an dem er befestigt war, scheinbar zustimmend zu nicken begann.
Im folgenden Raum setzte Gordell seine Suche nach einem Aufgang zu der Empore fort. Hier war eine Sammlung alter Bücher in Rokokovitrinen ausgestellt. Gordell war augenblicklich der einzige Besucher in diesem Zimmer.
Er beugte sich über ein aufgeschlagenes Exemplar des ‚Lex Salica’ – einer mönchischen Handschrift aus dem achten Jahrhundert – das unter einem Glassturz lag.
Seine Bewunderung der wie gestochen gleichmäßigen Schrift wurde durch eine hohe, aber nicht unangenehme weibliche Stimme unterbrochen. Sie sagte: „Hätten Sie Lust, mein Herr, mit mir die Bilder auf der Galerie anzusehen? Allein würde es mir wenig Spaß machen, aber ich brenne darauf, mir die Meisterwerke anzuschauen. Mr. Hollister ist berühmt für seine Sammlung.“
Gordell wandte sich der Sprecherin zu.
Sie war sehr jung; sie lächelte warm und verlockend. Ihre violett geschminkten Lippen harmonierten mit dem kurzen, mauvefarbenen Kleid, das einen tiefen, runden Ausschnitt hatte.
Ihr Gesichtsausdruck erinnerte ihn an ein bittendes Kind, als sie fortfuhr: „Seien Sie so lieb und gehen Sie mit mir – bitte. Ich zeig’ Ihnen auch einen geheimen Aufgang zur Empore.“
„Wenn Sie es sich so sehr wünschen“, erwiderte er, „werde ich Sie gerne begleiten.“
Ihre Augen leuchteten dankbar auf, sie drehte sich um, strebte dem Ausgang des Raumes zu, und er folgte ihr.
Sie schien sich im Hause des Notars gut auszukennen, wand sich geschickt durch die Gruppen von Gästen, nickte rechts und links, immer lächelnd, und sah sich nicht ein einziges Mal nach Gordell um.
Schließlich landeten sie in der Garderobe, die er schon kannte.
Endlich wandte sie ihm wieder ihr Gesicht zu und sagte: „Eigentlich ist der erste Stock für Gäste tabu – aber man wird für uns eine Ausnahme machen, glauben Sie nicht?“
„Wer sind Sie?“ fragte er.
„Die unbedeutende Tochter eines wichtigen Mannes“, erwiderte sie, „aber er ist krank, und bald werde ich es sein, deren Name in den Zeitungen steht – Sie dürfen mich Lydia nennen.“
Ohne Zögern trat sie auf einen der mächtigen Kleiderständer zu, griff zwischen Jacken und Mänteln hindurch, der überladene Koloß aus gedrechseltem Eichenholz knarrte, drehte sich gemächlich zur Seite und gab eine rundbogige Tür frei, hinter der ein Treppenaufgang lag.
Lydia stieg die Holzstufen hinauf.
Ihr Kleid war sehr eng. Es reichte nur bis zur halben Höhe der Oberschenkel und rutschte bei jedem Schritt noch höher. Die wohlgerundeten, der Mädchenform noch nicht entwachsenen Beine gefielen Gordell ausnehmend gut, und er ließ seiner Führerin einen angemessenen Vorsprung, um sie ausgiebig betrachten zu können.
Die Inhaberin dieser ansprechenden Formen verstand es zudem, sie gefällig zu bewegen. Das Beugen und Strecken ihrer Schenkel floß auf ergötzliche Weise in die makellose Rundung des Hinterteils ein, die das Thema Junge Frau beim Treppensteigen’ gewissermaßen in Form einer Kadenz abschloß und vollendete.
Auf dem oberen Treppenabsatz blieb das Mädchen unvermittelt stehen, und Gordell drängte sie leicht zu Seite, um von den Stufen fort zu kommen.
Lydia schaute zurück, vergewisserte sich, daß der Garderobenständer
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