Metropolis brennt
an seinen alten Platz zurückgeschwungen war, und warf einen nervösen Blick auf das vor ihnen liegende Stück der Galerie.
„Erwarten Sie etwas Bestimmtes?“ fragte Gordell.
Anstelle einer Antwort drehte sie sich heftig nach ihm um. Er sah ihre geweiteten Augen dicht vor seinem Gesicht. Dann umschlang sie ihn mit den Armen, drückte ihn fest an sich und beugte den Kopf zurück. „Küssen Sie mich“, flüsterte sie und öffnete die Lippen.
Dieser Mund zog ihn beinahe gewaltsam an; er näherte sein Gesicht dem ihren, um ihrem Wunsch nachzukommen, als ihn eine Bewegung ihrer Hände an seinem Unterleib irritierte.
Überrascht und erschrocken bemerkte er, wie sie sich zwischen seinen Beinen zu schaffen machte. Er schob seine Hände vor ihren Bauch, um sie von sich zu drücken – aber sie preßte sich mit unerwarteter Kraft gegen ihn.
Es gelang ihm nicht, ihren Händen zu entkommen. Plötzlich schoß ein greller Schmerz in seinen Hoden auf und setzte sich bis in den Kopf hinauf fort.
Er wollte schreien, aber seine Stimmbänder schienen ebenso kraftlos wie die Muskeln seiner Beine zu sein. Er rang um Luft, der Schmerz wurde unerträglich.
Vor seinen Augen breitete sich Dunkelheit aus.
5
„Was geht hier vor?“ fragte eine Stimme, die durch dicke Watteschichten zu kommen schien.
Gordell bemühte sich zu antworten, daß er es nicht wußte, aber er hatte vollauf damit zu tun, Atem zu schöpfen. Er hatte das Gefühl, in einer Pfütze aus geschmolzenem Blei zu sitzen. Die Hitze verschmorte ihn von unten her, die aufsteigenden Dämpfe raubten ihm die dringend benötigte Luft und bewirkten, daß er nichts deutlich sehen konnte.
Aber allmählich konnte er wieder atmen. Die Schleier vor seinen Augen wurden lichter, und er erkannte die Gestalt Nirenes.
Sie stand wenige Schritte vor ihm und sprach in verächtlichem Ton zu seiner Peinigerin: „Sie können jetzt gehen. Ich habe Mr. Vastenate erwartet, Sie können ihn mir überlassen.“
Das angeblich kunstbeflissene Mädchen verschwand eilig. Nirene reichte Gordell, der noch immer auf dem Boden saß, die Hände und zog ihn auf die Füße.
Für einige Augenblicke stand er benommen und leicht schwankend. Erst nach mehreren tiefen und ruhigen Atemzügen hörte seine Lunge auf zu schmerzen, die Gegenstände der Umwelt nahmen wieder ihre festen Formen an, und sein Blick wurde klar.
Nirene wartete geduldig, bis er sich besser fühlte. Sie sah ihn mitleidig an und fragte: „Haben Sie eine Ahnung, wer das war?“
„Sie nannte sich Lydia, nichts weiter. Ich habe sie nie zuvor gesehen – ein Überfall, vermute ich.“
„Schweigen Sie“, erwiderte Nirene barsch. „Sie wird sagen, daß der Angriff von Ihnen ausgegangen ist – Sie können nicht das Gegenteil beweisen. Also erzählen Sie niemandem davon, und versuchen Sie, die Angelegenheit zu vergessen.“
„Aber ich kann mir nicht denken … Jedenfalls fange ich an, Ihre besondere Begabung zu bewundern, die darin besteht, unbequeme Leute einfach zu entlassen.“
„Ich werde Ihnen etwas zeigen, das Ihnen helfen wird zu verstehen“, sagte das Mädchen ernst. „Kommen Sie mit in mein Kontor.“
Gordell schwieg – er kämpfte gegen die Übelkeit an, die wellenförmig von seinem Magen ausging – und folgte ihr.
Die Empore führte offenbar durch den ganzen Innenteil des Hauses; sie kamen durch mehrere Räume, ehe er das Zimmer mit den Maskierten wiedererkannte. Die Ibisse, Kobolde, Clowns und Dämonen blickten zu ihnen hoch; einige lächelten verständnisvoll.
Im nachfolgenden Zimmer gab es zwischen den großformatigen Bildern einige Türen. Nirene öffnete eine von ihnen und ließ Gordell den Vortritt.
Verglichen mit
Weitere Kostenlose Bücher