Metropolis brennt
er sieht mir überhaupt nicht ähnlich“, sagte er dann bestürzt. „Höchstens auf ganz entfernte Weise.“
„ Almon sagte mir“, meinte Selene dumpf, „daß alle Menschen so reagieren, wenn sie ihre Doppelgänger sehen. Ist das nicht merkwürdig? Er sieht dir aber wirklich sehr ähnlich.“
„Wie wolltet ihr meine Leiche beiseite schaffen?“
Sie brachte ein kleines Kästchen zum Vorschein. „Ein Schattenanzug. Wir wollten dich hierlassen. Morgen wird jemand kommen.“
„Wir wollen ihn nicht enttäuschen“, sagte Reuben, streifte das Netz des Schattenanzugs über seinen Doppelgänger und schaltete die Energiezufuhr ein. Im Halbdunkel des Raums war die Täuschung perfekt, aber morgen, bei Tageslicht, würde sie es nicht mehr sein. „Sie werden dich fragen, weshalb der Körper erschossen statt erstochen wurde. Du wirst ihnen sagen, du hättest mich mit einer Pistole unter dem Kissen erschossen, da ich den Doppelgänger hereinkommen hörte und du Angst hattest, der Plan könnte scheitern.“
„Woher weißt du, daß ich dich nicht verraten werde?“ fragte sie lustlos.
„Das wirst du nicht tun, Selene“, antwortete er mit ätzender Stimme. „Du bist am Ende .“
Sie nickte unbestimmt, öffnete dann den Mund zum Sprechen, sagte aber nichts und ging hinaus.
Reuben streckte sich genüßlich auf seinem schmalen Bett aus. Später einmal würden seine Betten breiter und weicher sein, dachte er.
Seine Gedanken glitten schläfrig zu der Vorstellung, daß er eines Tages mit den anderen Generälen zur Wahl dessen stehen würde, der fünf Sterne trug – oder daß er sie vielleicht sogar selbst tragen würde, Herr über Denv.
Er verschlief das morgendliche Wecksignal und kam zu spät zu seiner Arbeitsstelle im zwanzigsten Stock. Er sah seinen Vorgesetzten, Mays Mann Oscar, Atomist vom fünfundachtzigsten Stock, der überdeutlich seinen Namen notierte. Sollte er doch!
Er versammelte seine Mannschaft für eine grimmige Ansprache um sich: „Wir werden heute mindestens mit Ellay gleichziehen, wenn nicht sogar einige Punkte gutmachen. Bei Sonnenuntergang werden drei Geschoßsalven von Deck eins abgefeuert werden.“
Seinen Worten folgte ein erfreutes Murmeln, dann machte sich Reuben wieder an die Arbeit.
Den ganzen Vormittag verbrachte er damit, Plutonium von den mehr als argwöhnischen Verkäufern tief in den Felsfundamenten zu kaufen, das auf dem Weg zur Waffengilde zahllosen Prüfungen unterzogen wurde. Dort überwachte Oscar höchstpersönlich, wie die gebogenen Stäbe samt Explosivlinsen in sechzig Kilogramm schwere Sprengköpfe gefüllt wurden.
Nachmittags kam es zu einem Zwischenfall. Reuben sah Oscar einen Augenblick beiseite treten und mit einem Wartungsmann sprechen, dessen Wache über einen der Arbeiter herfiel und ihn wegzerrte, während dieser Unschuldsbeteuerungen ausstieß. Der Mann war bei einem Sabotageakt erwischt worden. Als die Sprengköpfe fest auf den Geschossen montiert waren, die in den Abschußrampen warteten, fuhren die beiden Atomisten zu den Beobachtungsständen im dreiundachtzigsten Stock empor.
Die Neuigkeiten von einer neuen großen Angriffswelle hatten sich bereits verbreitet, die Luft schien elektrisiert zu sein. Reuben hörte Glückwünsche von allen Seiten: „Heute nacht werden wir sie fertigmachen!“
„Der Diener, den Sie festnehmen ließen“, wandte Reuben sich an Oscar. „Was hatte er getan?“
Sein Kommandant starrte ihn finster an. „Wollen Sie meine Aufgaben erlernen? Versuchen Sie das nicht, ich warne Sie! Wenn Ihnen meine schwarzen Markierungen noch nicht reichen, dann kann ich für so viele Mängelberichte in Ihren Unterlagen sorgen, daß es
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