Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
gleich­mä­ßig, bei­na­he mo­no­ton, aber auch sie be­ru­hi­gend. Nein, er war nicht al­lein. Er war nicht al­lein.
    Er brauch­te den Im­puls nicht zu ge­ben, er brauch­te den Kopf nicht dre­hen zu las­sen, um sie an­zu­se­hen, er wuß­te: Sie ist da, sie ist an mei­ner Sei­te, sie geht ne­ben mir, und sie emp­fin­det kein Mit­leid, son­dern Sym­pa­thie. Ech­te Sym­pa­thie.
    Sei­ne Mus­keln lo­cker­ten sich, sein ver­krampf­ter Kör­per schmerz­te, pri­ckeln­de Flut­wel­len, die ihn wie die Aus­läu­fer kar­me­sin­ro­ter La­va durch­zuck­ten. Sein Atem kam plötz­lich rö­chelnd, er muß­te hus­ten, ein kör­per­schüt­teln­der An­fall, der ihr einen er­schro­cke­nen, lei­sen Schrei ent­riß.
    „Vharn!“
    „Nichts, es ist nichts“, er­wi­der­te er has­tig.
    Er gab den Im­puls, sein Kopf wur­de von der Hart­pla­stum­klam­me­rung be­wegt, sein Ge­sicht wand­te sich ihr zu, und er sah zu ihr hin­un­ter, gab sei­nem Ge­sicht einen Aus­druck mil­den Lä­chelns, weil er nicht woll­te, daß sie sich Sor­gen mach­te.
    In das sil­ber­hel­le Klin­gen misch­te sich ein dump­fer Ton, ein düs­ter­ro­tes Sum­men. Er woll­te ihn nicht hö­ren. Ein Wan­gen­mus­kel zuck­te. Aber er hielt ih­rem for­schen­den Blick stand und lä­chel­te wei­ter­hin. „Die Kran­ken­schwes­ter geht mit dir durch“, spot­te­te er. „Ich ha­be mich nur ver­schluckt. Vor lau­ter Ehr­furcht“, fug­te er hin­zu.
    „Du hät­test dir et­was bre­chen kön­nen.“
    „Nicht durch die­sen klei­nen Hus­ten. Da muß schon ein schwe­re­rer kom­men.“
    Sie sah ihn noch im­mer zwei­felnd an. „Du magst es nicht, wenn man sich um dich sorgt.“
    „Nein.“
    „Auch wenn man es tut, weil man dich ger­ne mag?“
    „Dann erst recht nicht.“
    Sie hob die rech­te Hand, strei­chel­te ihm sanft über die Wan­ge und ging dann wei­ter. Er folg­te ihr.
    „Man sieht den Him­mel nicht mehr“, sag­te sie nach ei­ner Wei­le. „Kein Blau­rot mehr hin­ter den Schnee­äs­ten.“ Stil­le. Atem­ho­len. Ein lei­ser Seuf­zer. „Ir­gend­wie kommt man sich ver­lo­ren vor. Der ein­sams­te Mensch auf die­ser Welt.“
    „Und? Das ge­fällt dir nicht?“ Er konn­te den lau­ern­den, bis­sig­bös­ar­ti­gen Un­ter­ton in sei­ner Stim­me nicht ver­hin­dern, fühl­te sich er­tappt, wand­te sein Ge­sicht wie­der ge­ra­de­aus. „Wir sind jetzt im al­ten Be­zirk. Er soll ab­ge­holzt wer­den, stand ges­tern in den Zei­tun­gen. Ob­wohl hier noch 58% der Bäu­me ge­sund sind. Sie wol­len et­was Neu­es aus­pro­bie­ren, und weil sie da­für Platz brau­chen und weil sie die Che­mie-Wer­ke oder die Stadt­au­to­bahn ne­ben­an nicht gut ab­rei­ßen kön­nen, muß eben der al­te Be­zirk des Wal­des dran glau­ben.“ Er lach­te hart und kräch­zend und ver­ächt­lich. „Künst­li­che Bäu­me heißt der Zau­ber-Slo­gan. Bäu­me, die dem Säu­re­re­gen trot­zen. Ir­gend­wie paßt es ja. Ich mei­ne, wenn die Tie­re schon künst­lich sind, wes­halb soll­ten dann nicht …“
    „Zy­ni­ker. Man muß et­was da­ge­gen tun … Ich ha­be es auch ge­le­sen. Und an­de­re eben­falls. Da­mit kom­men sie nicht durch, Vharn, der Wald ist wich­tig. Sie dür­fen nicht durch­kom­men. Sie zer­stö­ren einen Teil von ei­nem der letz­ten Wald-Re­ser­va­te, ei­ne Er­ho­lungs­stät­te für die Ar­bei­ten­den …“
    „Und den­ken dar­an, ihn durch Kunst­bäu­me zu er­set­zen! Für weiß Gott wie vie­le Mil­lio­nen Kunst­bäu­me her­stel­len zu las­sen, wo es doch viel ein­fa­cher wä­re, das Übel end­lich an der Wur­zel zu be­kämp­fen. Die Um­welt­ver­schmut­zung zu be­kämp­fen.“
    „Frü­her ha­ben sie ge­sagt, der Wald sei durch den Ener­gie­dom ge­schützt, man brau­che sich kei­ne Sor­gen mehr zu ma­chen.“
    „Da­bei wa­ren dann al­ler­dings die Men­schen aus­ge­klam­mert. Schi­zo­phren. Ich plä­die­re da­für, Herr Mi­nis­ter: je­dem sei­nen per­sön­li­chen Schutz­schirm.“ Vharn lach­te wie­der.
    Sie schwieg, schi­en über sei­ne und ih­re letz­ten Wor­te nach­zu­den­ken. „Ich war, glau­be ich, noch nie rich­tig ein­sam, aber wenn doch, dann hät­te ich das als sehr schlimm emp­fun­den. Ich weiß nicht. Ich ha­be mir noch nicht all­zu vie­le

Weitere Kostenlose Bücher