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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ge­dan­ken dar­über ge­macht. Ich hand­le lie­ber spon­tan, des­halb ja auch mei­ne Ar­beit bei den Stree­tern. Viel­leicht ist das mei­ne Art, mei­ne Ein­sam­keit zu re­tu­schie­ren.
    Hier, im Wald, füh­le ich mich auch ir­gend­wie ein­sam, selbst mit dir, aber das kommt von die­ser un­na­tür­li­chen Stil­le – und es ist nicht so schlimm. Wenn man sich dar­an ge­wöhnt hat, dann ist es so­gar schön. Wir sind es ein­fach nicht mehr ge­wohnt, weil wir stän­dig von Lärm um­ge­ben sind. Viel­leicht kom­men des­halb so vie­le Men­schen im­mer wie­der hier­her – so­oft sie Be­rech­ti­gungs­schei­ne be­kom­men kön­nen“, schränk­te sie ein. Dann fuhr sie fort: „Es ist ei­ne an­de­re Art von Ein­sam­keit, und au­ßer­dem … An den nor­ma­len Be­suchs­ta­gen sind im­mer­hin die Tie­re ein­ge­schal­tet. Die­ser Wald darf nicht zer­stört wer­den. Ein Kunst­wald – das ist doch kein Er­satz, das … das ist Got­tes­läs­te­rung!“ Es klang fast wie ein Auf­schrei.
    Die Ein­sam­keit des In­di­vi­du­ums, dach­te er, un­er­war­tet ab­ge­lenkt, die Ein­sam­keit des Ge­fühls. Ei­gent­lich war auch er nicht ein­sam, ein­sam im Sin­ne von ganz al­lein sein. Manch­mal wünsch­te er, er wä­re es. Manch­mal haß­te er die an­de­ren, al­le an­de­ren, die ihn in ei­nem stän­di­gen, wir­beln­den Tanz um­ga­ben, bei Tag und bei Nacht. Er war nie al­lein, nein. Und doch war er ein­sam, er wuß­te es. Ein­sam wie ei­ner der Bäu­me, die in die­sem Wald stan­den. Ein Baum, al­lein zu zweit.
    Er schaff­te es mitt­ler­wei­le, sich dies ein­zu­ge­ste­hen. Viel­leicht war das bei Mir­ja an­ders … Er hat­te auch sei­ne Ar­beit, er konn­te sei­ne Ge­dich­te schrei­ben und …
    „Der Wald ver­zau­bert uns. Dich und mich, und ich glau­be, auch die an­de­ren, die of­fi­zi­ell, mit Be­rech­ti­gungs­schei­nen, in den Stadt­wald kom­men. Wenn man das be­denkt: So vie­le Leu­te schuf­ten sich wo­chen­lang ab, tun ih­ren Dienst an der Ge­sell­schaft, nur um dann für ein Wo­chen­en­de die Er­laub­nis zu be­kom­men, sich hier im Wald auf­hal­ten zu dür­fen. Und die Ver­ant­wort­li­chen in der Re­gie­rung küm­mern sich einen Dreck dar­um, im Ge­gen­teil, sie wol­len einen Teil die­ses Wal­des ein­fach ab­hol­zen!“ Es würg­te sie, er sah es ihr an.
    Er sag­te: „Es ist ei­ne neue Er­fah­rung, ich mei­ne, im Wald spa­zie­ren­zu­ge­hen. Und hat man sie erst ein­mal ge­macht, dann ist es wie ei­ne Dro­ge – we­nigs­tens für uns Un­der­dogs. Wie es den obe­ren Zehn­tau­send geht, weiß ich nicht.“
    „Die ha­ben ih­re ganz per­sön­li­chen Aus­weich­zen­tren. Es gibt Ge­rüch­te, Vharn …“
    „Ich weiß, ei­gent­lich ist es auch lo­gisch. Zu­rück zur Dro­ge Wald … Man kommt nur sehr schwer wie­der da­von los. Man will die Er­fah­rung im­mer wie­der ma­chen, ich mer­ke das doch an mir selbst, ich spü­re, wie ich auf den Wald rea­gie­re. Kei­nen Him­mel, kein Be­ton­grau über dem Kopf ha­ben. Nicht mehr den bes­tia­li­schen Ge­stank der Müll­kip­pen rings um die Slums rie­chen müs­sen. Die Bli­cke sich zwi­schen Stäm­men, Äs­ten, ver­filz­tem Ge­strüpp ver­ir­ren las­sen. Im Som­mer das star­ke Grün, das Braun, der Duft der Er­de.“
    „Und dem­nächst dann die per­fek­te Il­lu­si­on all des­sen“, spie sie an­ge­wi­dert her­aus.
    „So stel­len sie es sich vor, ja.“ Er wisch­te über den Dop­pelp­ne­um-An­zug. „Und es gibt ja ei­ne Be­rech­ti­gung für die­ses Vor­ge­hen. Die Si­che­rung von Ar­beitsplät­zen.“
    „Wie oft die­se Aus­re­de schon stra­pa­ziert wor­den ist. Wür­de man den Um­welt­schutz kon­se­quent be­trei­ben, dann wä­ren da­durch auch – und we­sent­lich mehr – Ar­beitsplät­ze ge­schaf­fen. Bloß bleibt dies na­tür­lich un­ter den Tep­pich ge­kehrt!“ Sie at­me­te tief durch. „Es darf nicht sein, Vharn.“ Sie zö­ger­te, dann ge­stand sie: „Ich … ich woll­te nach mei­nem ers­ten Be­such im Wald, da­mals, an je­nem Sonn­tag, nie wie­der hier­her­kom­men.“ Sie sag­te es fast trau­rig.
    „Weil du die Lü­ge durch­schaut hast“, sag­te Vharn.
    „Ja. Weil ich die Lü­ge durch­schaut ha­be. Nicht gleich, weil ich sie nicht gleich

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