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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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Zimmerpflanzen. Er hat keine, er hatte noch nie welche, und man kann allen Orchideen und Ficussen der Welt nur wünschen, dass er auch nie welche haben wird. Oft bekomme ich an meinem Urlaubsort die eine oder andere SMS , in der es etwa heißt: «Sag mal, muss eigentlich der ganze Übertopf voll Wasser sein?» Oder: «Meinste, für deine Pflanzen wär’s okay, wenn ich die Jalousien mal wieder aufmache?»
    In meinem letzten Urlaub schrieb er mir: «Die eine Pflanze kriegt lauter gelbe Blätter.»
    Ich schrieb zurück: «Dann zupf sie ab!»
    Er antwortete: «Erledigt.»
    Zehn Minuten später kam die Nachfrage: «Könnten das auch Blüten gewesen sein?»
    Natürlich könnte ich jemand anders fragen, aber ich habe Angst, dass sich meine Pflanzen mit dem dann besser verstehen als mit mir. Es gab da mal einen Nachbarn, der einen so unverschämt grünen Daumen hatte, dass meine Zimmerpflanzen nur noch blühten, wenn er sie gepflegt hatte. Ich behaupte sogar, die blöden Dinger haben nur darauf gewartet, dass ich die Koffer packe. Können Sie sich vorstellen, wie enttäuschend es ist, wenn Sie nach Hause kommen, Ihre Pflanzen «Och nöööö!» seufzen hören und zuschauen müssen, wie sie alle Blüten von sich werfen?
    Dann doch lieber Mike.
     
    Stufe drei zieht sich über den gesamten Tag hin. Ich habe lange überlegt, wie man sie am besten beschreiben kann, aber eigentlich gibt es nur eine Bezeichnung dafür: «blinder Aktionismus».
    Nie bin ich so aktiv, so energiegeladen und voll guter Vorsätze wie nach einem Urlaub. Das ist mein eigenes, inneres Fanfaren-«Tataaa!».
    Harmlos sind dabei noch Vorsätze wie «Ab morgen lerne ich jeden Tag zwei Stunden Spanisch!» oder «Jetzt wird regelmäßig morgens Yoga gemacht!». Das geht vorbei, da muss man gar nichts tun. Eigentlich nur ins Bett gehen, am nächsten Tag hat man die Vorsätze eh vergessen und verbringt seine Zeit wieder sinnvoll, zum Beispiel mit einer Staffel «Dexter».
     
    Manche Dinge erledige ich aber direkt, und da wird’s gefährlich. Plötzlich fange ich an, Dinge umzuräumen, zu reparieren oder wegzuschmeißen. Und wenn es ganz schlecht läuft, deute ich auf eine wehrlose Pfanne und sage: «Du da, Bratpfanne! Dir kauf ich jetzt endlich mal einen Deckel!»
    Dann blinzelt mich die Bratpfanne verschlafen an und fragt: «Was? Wieso? Ich hab seit drei Jahren keinen Deckel!»
    «Genau deswegen!», antworte ich. «Das spritzt doch immer aufs Ceranfeld.»
    «Mir egal, ich muss es ja nicht sauber machen», sagt das Ceranfeld, aber da ziehe ich mir schon die Schuhe an.
    «Ich geh mal zu Galeria Kaufhof!», rufe ich Stefan zu. «Muss dringend ein paar Sachen besorgen!»
    Ich gehe übrigens das ganze Jahr nicht zu Galeria Kaufhof. Aber nach dem Urlaub, da gibt es für mich eigentlich nur dieses eine Geschäft. (Und vielleicht noch das Dingers Gartencenter, um die Lücken auf der Fensterbank wieder aufzufüllen.)
     
    Allerdings ist das auch der Moment, in dem Stefan sich einschaltet. Meistens ruft er dann so etwas wie:
    «Markus, wenn du wirklich zu Galeria Kaufhof gehst, denk bitte daran, dass wir keinen Pfannendeckel und keinen Römertopf brauchen. Und auch keine Filzgleiter, keine Yogamatte und keine Xbox 360 . Und dass wir wirklich, wirklich keinen Platz für einen Crosstrainer haben, ja?»
    Dann höre ich auf, meine Schuhe zu binden, gehe im Kopf meine Galeria-Kaufhof-Liste durch und merke, dass Stefan mal wieder jeden, aber wirklich jeden Punkt auf der Liste erraten hat.
    Und genau da endet er dann, mein Nach-Urlaubs-Aktionismus. Ich lege mein kuscheliges Scheißegal-Mäntelchen an, knalle mich auf die Couch und schaue eine Folge «Dexter».
    Das ist es dann: Mein ganz persönliches «Tröööt … Sprotz … Pffft!».

[zur Inhaltsübersicht]
    Bockige Beine
    Es ist Zeit für ein Geständnis: Ich bin kein Skifahrer. Nicht dass ich etwas gegen das Skifahren hätte, im Gegenteil: Ich würde wahnsinnig gerne mal locker-lässig und braun gebrannt über eine Buckelpiste schweben, links und rechts kleine Schneewölkchen in den azurblauen Himmel wedeln, ab und zu den Stock hochreißen und einem anderen Skifahrer ein gutgelauntes «Servus, Schorschi! Kaiserwetter, oder?» zurufen. Aber die Erfahrung hat gelehrt: Nach dem ersten Buckel liege ich mit dem Gesicht im Schnee, und dann ist es ziemlich egal, was ich rufe, weil es sowieso keiner hört. Außerdem kenne ich keinen Schorschi.
    Meine Eltern trifft übrigens keine Schuld. Die haben wirklich alles getan, um

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