Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
langen Haare hatten ihren Glanz verloren. Nur ich wusste, wie er sich darunter fühlte! Seine langen Haare sind ihm eine Art Heiligtum und täglich verbringt er viel Zeit mit ihrer Pflege, doch nun war die ganze Pracht verklebt. Unvorstellbar! Während ich Robert bemitleidete, wusste ich noch nicht, welches Schicksal mir blühte. Meine Aufgabe war es, Robert von dieser bunten, klebrigen Masse zu befreien. Aber nicht mit Wasser und Seife, so wie ich mir das vorstellte, nein, ich sollte das alles ablecken. Wo ich mich doch so vor allen süßen Sachen ekelte! Da ich mich nicht blamieren wollte, fügte ich mich meinem Schicksal, und versuchte meine Aufgabe so gut es ging zu erledigen.
Die ganze Party-Gesellschaft feuerte mich mit ihrem Klatschen und Rufen an und die schräg blasenden Musikanten spielten dazu einen schrägen Tusch. Nachdem Robert endlich wieder klare Sicht hatte, wurde die Torte verteilt. Wir beide waren aber schon satt und verzichteten freiwillig auf die süße Herrlichkeit. Mit einem gespielten Lächeln zogen wir uns aus dem Partygeschehen für eine Stunde zurück, um Robert mit Wasser und Seife zu säubern. Danach war er zwar immer noch geschockt, aber wieder halbwegs normal anzusehen. Nach dieser unfreiwilligen Pause wurden wir magisch vom Barkeeper angezogen, denn nur ein hochprozentiger Tequila konnte uns helfen, die ganze Zeremonie zu verdauen. Daraufhin wurde mir dann natürlich schlecht, denn das Gemisch von bunter Creme und süßer Sahne zusammen mit dem riesigen Tequila war zu viel für meinen darin ungeübten Magen. Mexikanische Feiern verlaufen hier immer ziemlich gesittet und auch bei dieser Party war niemand betrunken, nur mich hatte es etwas umgehauen! Das war einfach zu viel, aber ich versuchte unter Aufbringung meiner letzten Kräfte so normal wie möglich zu erscheinen, und Robert meinte am nächsten Tag, dass mir das halbwegs gut gelungen sei. Kurz vor Mitternacht war die Feier dann beendet. Mir graute schon davor, in meinem beschwipsten Zustand die Überreste der Party zu beseitigen und den Normalzustand wiederherzustellen. Diese Sorge war aber unberechtigt, denn in Mexiko ist es üblich, dass jeder Gast nach dem Ende der Party beim Aufräumen mithilft. Daran konnten wir uns ganz leicht gewöhnen! Am nächsten Morgen erinnerte fast nichts mehr daran, dass wir in der Nacht so viel Gäste bewirtet hatten. Es war eine tolle Feier mit ganz anderen Traditionen und vielen neuen Erfahrungen. Außerdem hatten wir nun viele neue Bekannte, auch Noras Freunde und Bekannte aus der Politik und der Frauenbewegung waren an diesem Abend unsere Gäste gewesen.
Kapitel 14
Dann war wieder das normale Leben bei uns eingekehrt und danach sehnten wir uns auch, denn so richtige Partyfans wurden nie. Noch einige kleine Verschönerungsarbeiten am und im Haus waren zu erledigen, aber die schweren und großen Arbeiten lagen hinter uns, nur die kleine Wohnung im Untergeschoss wartete noch darauf, dass wir sie vom Ruß befreiten. Doch die beiden Etagen, die vermietet werden sollten, waren soweit fertig. Im März 2005 erwarteten wir die ersten Gäste und wir waren schon ziemlich aufgeregt, wie sich dann unser Leben gestalten würde. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass außer Robert und mir noch fremde Menschen hier bei uns wohnen sollten. Zwar nur für ein paar Tage, aber trotzdem konnte ich mich mit diesem Gedanken noch nicht so recht anfreunden. Aber ich war doch neugierig, wie es sein würde, endlich unserer neuen Aufgabe als Manager gerecht zu werden.
Wie ich später erfahren sollte, war die Betreuung von Urlaubern auch nicht unbedingt einfacher, als jeden Tag Kinder zu erziehen. Hauptsächlich waren wir dafür verantwortlich den zukünftigen Gästen ein gepflegtes, sauberes Haus zu vermieten und das für die Dauer ihres Aufenthaltes. Jeden Tag mussten neue Handtücher bereitliegen, die Betten gemacht sein, der Müll entsorgt, der Boden gereinigt, der Pool gesäubert, die Pflanzen gegossen und in allen Räumen aufgeräumt werden. Für die täglichen Mahlzeiten waren die Touristen aber selbst verantwortlich, denn zwei Küchen mit allem Zubehör standen ihnen zu Verfügung. Es erwarteten uns mehr oder weniger ganz normale Arbeiten, die man in einem Haushalt erledigt, nur in etwas größerem Umfang und darauf freute ich mich. Wir waren gut vorbereitet und hatten sogar kleine Duftkissen auf den Betten verteilt, deren betörender Geruch nach frischen Zitronen
Weitere Kostenlose Bücher