Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
Vom Netzwerk:
Die beiden hatten damals eine große Gaststätte in Cabo, in der wir uns oft trafen. Weil Franz etwas „deutscher“ geblieben war als Peter, stimmte die Wellenlänge sofort. Nora und Robert haben fast am gleichen Tag Geburtstag und so kam uns die Idee, gemeinsam eine Party zu organisieren, aber nicht in ihrer Gaststätte, sondern bei uns im Haus. Gleichzeitig sahen wir das auch als eine Art Einweihungsfeier und Belohnung für die Arbeit der vergangenen Monate. Natürlich konnten wir dadurch auch wieder neue Menschen kennenlernen. Die Planung dieser Feier verlief ganz unkompliziert, und es wurde eine typisch mexikanische Party mit ganz anderen Sitten und Bräuchen. Fast alle der achtzig geladenen Gäste feierten an diesem Samstagabend im Februar 2005 mit uns zusammen.
           Franz und Nora hatten ihre Gaststätte geschlossen und das gesamte Personal war an dem Abend bei uns eingestellt. Köche und Kellner zogen in unser Haus ein, richteten das Menü an und wir sollten ausgiebig die mexikanische Küche kennenlernen. Da es im Februar am Abend noch etwas kühl werden konnte, wurde ein Festzelt auf der Rasenfläche aufgebaut. Kühl ist etwas übertrieben, aber die Mexikaner in Niederkalifornien frieren eben schon bei zwanzig Grad und hüllen sich dann in Stiefel und warme Wintermäntel. Wir natürlich nicht. Tische und Stühle wurden angeliefert, und selbst die Stühle sahen recht feierlich aus, denn sie hatten ebenfalls Mäntel an, nämlich weiße Stuhlhussen, der an der Rückenlehne mit einer goldenen Schleife zusammengebunden waren. Am Pool wurde das reichhaltige Buffet aufgebaut, hinter dem Köche und Kellner mit ihren großen Mützen und langen Schürzen standen, um die Gäste zu bedienen. Auf der Terrasse mixte ein Barkeeper die tollsten Drinks, und ein extra langer Tisch stand für die Geschenke bereit. In Mexiko ist es üblich, dass die Gäste zu Beginn einer Feier die mitgebrachten Überraschungen einfach nur auf einen Tisch stellen, ausgepackt wird aber erst, wenn die Feier zu Ende ist und alle Gäste weg sind. Das fand ich erst sehr komisch, aber ich gewöhnte mich an diesen Brauch, weil er auch praktisch ist. Der Beschenkte braucht keine Freude vorheucheln, wenn ihm manches vielleicht gar nicht gefällt, und der Schenkende, braucht sich nicht so viele Gedanken über das Geschenk zu machen, da am Ende sowieso niemand weiß, von wem es war, denn Karten sind nicht üblich. Um den Pool flackerten in der untergehenden Sonne lange Fackeln, deren Licht sich im Wasser spiegelte, und alles wirkte wie verzaubert. Besser feiern die Reichen dieser Welt bestimmt auch nicht. Wir gehörten zwar leider nicht zum Jetset, aber feiern wollten wir wenigstens ebenso. Neben dem Festzelt hatte sich eine Mariachi- Kapelle platziert und die Jungs bliesen mit voller Kraft in ihre Trompeten und fiedelten auf ihren Streichinstrumenten. Diese Musik war für uns sehr gewöhnungsbedürftig und zeitweise so laut, dass eine zwanglose Plauderei nur noch unter großer Anstrengung möglich war. Das empfanden aber nur wir so, denn die Mexikaner waren ganz begeistert und klatschten kräftig Beifall. Es waren zwar Profimusiker, aber trotzdem hörte sich die Musik manchmal ganz schön schräg an. Jeder spielte auf seinem Instrument, ohne darauf zu achten, welche Töne die anderen von sich gaben. Aber vielleicht sollte das so sein, denn es gab ja genug Fans, zu denen wir aber nicht gehörten. An den Palmen hingen farbige große Luftballons, auf denen mit bunten Buchstaben „Happy Birthday Robert und Nora“ zu lesen war. Nach dem großen Buffet gab es natürlich die Geburtstagstorte und diese war der Höhepunkt des Abends. Die Geburtstagskinder mussten sie anschneiden und verteilen. Aber bis es soweit war, wurde ein typisch mexikanisches Geburtstagslied gesungen und wir sangen mit, obwohl wir kein Wort verstanden. Nach dem Lied wurde rückwärts von zehn bis eins gezählt und dann erlebte Robert einen mittleren Schock, denn sein Kopf wurde von vielen Händen in die bunte Torte getaucht. Darauf war er nicht im Geringsten vorbereitet gewesen und in dem Moment war mir klar: Das sollte wohl doch seine erste und letzte mexikanische Geburtstagsfeier gewesen sein, denn diesen Brauch würde er niemals akzeptieren.
           Während das Publikum in einen wahren Freudentaumel verfiel, konnte keiner so wirklich erkennen, dass Robert das gar nicht lustig fand. Sein Blick war durch die süße Sahne und die bunte Creme vollkommen verklebt und die

Weitere Kostenlose Bücher