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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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war ihr unruhiger Begleiter. Der hyperaktive elfjährige Junge, der niemals richtig Spanisch lernte, obwohl er in Mexiko geboren wurde. Es war ein sehr seltsames Team, das da an jenem Morgen in das Flugzeug stieg. Aber die beiden kamen wieder gut in Deutschland an und wir konnten endlich wieder unsere Zweisamkeit in vollen Zügen genießen.

Kapitel 13
           So langsam lernten wir, unsere neue Heimat zu akzeptieren. Am Anfang war das alles sehr schwer. Zu viel Unbekanntes und Fremdes überrollte uns und mit deutschem Denken in Mexiko zu überleben, war oft kompliziert. Robert war ja an das Leben in einem anderen Land gewohnt, aber für mich war es eine vollkommen neue Erfahrung. Mir fehlten Freunde und Bekannte, mit denen ich einfach nur mal reden konnte und die da waren, wenn man sie brauchte. Aber wo eine andere Sprache gesprochen wird, ist es nicht leicht, solche Menschen zu finden. In Cabo leben sehr viele US-Amerikaner, aber das war nicht das, wonach ich mich sehnte. Mein Englisch war zwar schon etwas besser geworden, aber für ein Gespräch, so wie ich es mit meinen Landsleuten führen könnte, reichte es nicht aus. Deutsche gibt es hier wirklich sehr wenige. Im Laufe der Zeit stöberten wir hier jedoch einige, vielleicht auch alle unsere Landsleute auf und lernten sie kennen.
           Die meisten dieser Deutschen wurden nicht zu unseren Freunden, aber es sind gute Bekannte, auf die wir uns mehr oder weniger verlassen können. Viele von ihnen leben schon lange hier, sie sprechen noch Deutsch, aber ansonsten erinnert nichts mehr an ihre eigentliche Heimat. Trotzdem sind diese wenigen Menschen für uns in der Fremde sehr wichtig, und Peter ist einer von ihnen. Über zwanzig Jahre ist Cabo San Lucas schon seine zweite Heimat und das größte Pfandhaus in der Stadt gehört ihm. Peter ist sehr bekannt und fast schon zu dem geworden, was man eine Legende nennt. Es gab schon so viele Situationen, wo wir den Rat oder die Hilfe von Peter brauchten, denn das mexikanische Leben mit seinen Besonderheiten ist ihm vertraut, uns aber nicht. Mexiko ist nicht Deutschland und das musste ich irgendwann akzeptieren. In Deutschland ist ein Peter unwichtig, aber hier in Mexiko muss man einen Peter kennen, sonst kann man nicht bestehen, und wir mussten bestehen. Peter ist nie ein richtiger Freund geworden, aber er ist ein Mensch, auf den man sich verlassen kann in einem Land, wo andere Gesetze gelten. Durch ihn haben wir verstanden, wie das Leben in Mexiko funktioniert, was wichtig und was unwichtig ist. Wir lernten auch viele andere Ausländer kennen: US-Amerikaner, Brasilianer, Kubaner, Kanadier und Engländer. Immer wieder waren es neue und interessante Begegnungen. Die Offenheit, Neugier und Begeisterung, die von diesen Menschen ausging, faszinierte mich. Das Kennenlernen ging meistens ziemlich schnell, da Robert sehr kontaktfreudig ist und sofort mit anderen ins Gespräch kommt. Da war die Sprache auch kein Hindernis, denn irgendwie fand er immer die richtigen Worte, auch wenn nie alles perfekt war und sich manchmal die drei Sprachen in einem Satz vereinten. Oft löste diese spezielle Dreisprachigkeit auch gleich alle Hemmschwellen, es gab viel Spaß und man war sich sofort sympathisch. Das war eine vollkommen neue Erfahrung, und mit der Zeit lernte auch ich, mich aus meiner engen Kleinstadtrolle zu befreien und genauso anderen Menschen zu begegnen. Das machte Spaß und brachte mehr Lebensfreude, denn es ist so leicht, anderen ein freundliches Wort zu sagen.
           Ich erinnere mich an einen Besuch in der Heimat, in meinem kleinen Ort. Diese Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit, die ich in Mexiko kennenlernte, wollte ich nun auch hier weitergeben und weiterleben. Mit der gleichen aufgeschlossenen Leichtigkeit wollte ich anderen, auch mir fremden Menschen, begegnen. Doch außer verständnislosen Blicken bekam ich nie ein Echo zurück. Vielleicht hat das kalte Deutschland auch die Menschen etwas eingefroren und diese Lebensfreude kann sich nur unter der Sonne des Südens entfalten? Ich wusste es nicht, doch es stimmte mich traurig, dass die Menschen nicht gelernt hatten, sich etwas Schönes zu sagen. Warum macht man das nicht? Es lässt sich doch damit viel leichter leben. Wir hatten in kurzer Zeit viele Bekannte und auch Franz und Nora gehörten dazu. So schnell wie wir uns kennenlernten, so schnell wurden wir auch Freunde. Doch diese Freundschaft sollte leider nicht von Dauer sein. Doch davon später mehr.

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