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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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noch ein paar Sachen zusammen sammeln, bevor wir losfahren konnten. Mir war klar, dass ich mitfahren würde, denn ich wollte Robert nicht allein lassen. Ganz ruhig gab mir der Arzt zu verstehen, dass wir nicht mehr viel Zeit hätten, denn Robert musste schnell geholfen werden. Der Mediziner wollte wissen, was in den letzten Tagen geschehen war. Hatte Robert was Verdorbenes gegessen, wurde er von einem Skorpion, einer Schlange oder von irgendetwas gebissen, aber ich konnte mich an nichts dergleichen erinnern. Allerdings erzählte ich ihm von dem verwesten Pelikan in der Garage, denn das war das Einzige einschneidende Erlebnis, das wir die letzten Tage gehabt hatten.
           Die Klinik war klein, aber sehr modern und mit allen notwendigen Geräten ausgestattet. Robert wurde an einen Tropf angeschlossen und die ganze Nacht saß ich an seinem Bett. Mit jedem Tropfen, der in seinen Körper lief, keimte die Hoffnung in mir, dass bald alles gut sein würde. Ich hielt seine Hand, um ihm damit noch zusätzlich Kraft und Stärke zu geben. Aber so schnell, wie ich mir das vorstellte, ging es trotzdem nicht. Den folgenden Tag waren wir immer noch in der Klinik und endlich, am Abend, war dann das Fieber etwas runtergegangen und die furchtbare Übelkeit hatte nachgelassen. Ich war überglücklich, dass es ihm immer besser ging, und so langsam wurde er wieder mein Robert, so wie ich ihn kannte. Die folgenden drei Tage verbrachten wir tagsüber in der Klinik und die Nächte zu Hause. Robert war zwar noch etwas schwach, aber die Krankheit hatte er überstanden. Was tatsächlich die Ursache gewesen war, das konnte uns auch der deutschsprechende mexikanische Arzt nicht sagen. Unsere Freude, dass Robert wieder gesund war, war unbeschreiblich, aber nie wieder wollte ich mich so entsetzlich hilflos fühlen. Seine Krankheit hatte mir die Augen geöffnet und ich wollte an Roberts Seite eine Frau sein, die auch allein Entscheidungen treffen konnte, wenn es nötig war. Möglich war das aber nur, wenn ich die englische Sprache endlich beherrschte, die mir nicht nur im Umgang mit unseren Geschäftspartnern und Urlaubern nützlich wäre, sondern mit der ich mich hier in Cabo auch unter den Einwohnern weitgehend verständlich machen könnte. Mein nächstes Ziel war daher, richtig Englisch zu lernen. Anfangs war zwar ein Sprachcomputer oder das Wörterbuch an meiner Seite, aber bald konnte ich den Briefwechsel für unsere geschäftlichen Angelegenheiten allein bewältigen. Einige Hemmschwellen musste ich noch beim Sprechen überwinden, doch irgendwann merkte ich, dass niemand darüber lachte, wenn meine Sätze nicht perfekt waren. Im Gegenteil, oft bekam ich zu hören, wie gut mein Englisch sei, obwohl ich das niemals so richtig glauben konnte. Trotzdem erfüllte es mich und Robert mit Stolz.
           Aber da war noch etwas, womit ich mich unbedingt befassen musste. Die Villa war mir nun schon sehr vertraut, aber von der Technik, die das Haus leben ließ, hatte ich keine Ahnung. Zwar wusste ich, dass Robert jeden Abend einen Rundgang machte, doch was er da regelmäßig prüfte, war mir schleierhaft. Ich wusste nicht, dass er allabendlich die Pumpen für das Wasser und den Pool kontrollierte, und auch nichts davon, dass der Wasserstand der Zisterne, die sich als Grube unter der Garage befindet, regelmäßig gemessen werden musste. In Cabo San Lucas, der Stadt am Ende der Wüste, herrscht besonders in der Hochsaison ein akuter Mangel an Wasser. Manchmal regnet es nur drei Tage im Jahr und dann kann auch die Stadt kein Wasser mehr bereitstellen. Dann beginnt für die privaten Lieferanten die Hochkonjunktur. Sie verkaufen ihr Wasser, das aus bis zu siebzig Meter tiefen Brunnen gepumpt wird, zu hohen Preisen.
           Auch die Bewässerungsanlagen für den Rasen gingen nicht jeden Abend automatisch an und so gab es noch viele andere Dinge, die Robert ständig kontrollierte. Während er krank im Bett lag, fielen diese wichtigen Kontrollgänge aus und bald stellten sich die ersten Probleme ein. Die Zisterne war leer, die Pumpen liefen sich heiß und gingen kaputt. Indirekt war es meine Schuld, weil ich mich darum nicht kümmerte und es auch nicht konnte. Das durfte nie wieder geschehen. Nachdem Robert wieder richtig gesund war, begleitete ich ihn dann tagelang auf diesen Rundgängen, um die Tücken der Technik zu erkennen und zu verstehen.
           Ich glaube, dass alles, was im Leben geschieht, eine Bedeutung hat. Roberts Krankheit

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