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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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sollte mir bestimmt die Augen öffnen, damit ich endlich weiter an mir arbeitete, um nie wieder so ohnmächtig und hilflos zu sein. Es war mir eine Lehre und bis heute bin ich Siegfried und Waltraud dankbar, dass sie mir in dieser einen Nacht geholfen haben. Es entwickelte sich zwischen uns eine Freundschaft, und wenn sie den Winter in Cabo San Lucas verbringen, verleben wir zusammen viele schöne gemeinsame Stunden.

Kapitel 15
           Immer wieder fanden wir tote und verweste Katzen in der Garage, dort, wohin sich auch der Pelikan zum Sterben zurückgezogen hatte. Oft war es der penetrante Gestank, der uns zu einem verwesenden Kadaver führte. Die Garage war schon immer ein Asyl für streunende und heimatlose Katzen, und wir wollten ihnen helfen. Um sie alle kastrieren zu lassen, waren es zu viele, und zum Teil waren sie so scheu, dass wir sie niemals hätten einfangen können. Doch wir wollten ihnen ihr Leben erleichtern und stellten Futterbehälter, Wassernäpfe und Schlafkörbe auf. Ich weiß nicht mehr, wie viele Katzenbabys ich mit der Flasche großgezogen hatte, weil sie tagelang halb verhungert vor unserer Tür jammerten. Die ersten bekamen auch noch einen Namen: Pussy, Pinsel, der Kommissar, Uschi, Klaus und die Schöne. In unserer kleinen Wohnung bekamen sie ein Asyl, aber es blieben wilde Katzen und bald war ihnen der Raum zu eng. Sie wollten mit aller Macht in ihre Freiheit zurück, und schweren Herzens mussten wir sie gehen lassen. Vom Schicksal gesteuert, endete ihr Leben auf der Straße. Ich hatte sie mit der Flasche aufgezogen, nächtelang nicht richtig geschlafen, um sie alle vier Stunden zu füttern und dann wurden sie vor unserem Haus von einem Auto überfahren. Wie viele Katzen in unserem Garten begraben wurden, weiß ich nicht mehr, aber jede Katze bekam dort ihre letzte Ruhe, wo immer sie auch geboren worden war.
           Dieses Leid war für uns als Tierliebhaber sehr schwer zu ertragen, aber das Elend der streunenden Hunde täglich zu erleben, war genauso entsetzlich. Sie laufen auf der Suche nach etwas Essbarem heimatlos durch die Straßen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch sie von einem Auto überfahren werden und dann tot am Rande liegenbleiben, bis der Prozess der Verwesung abgeschlossen ist. Viele schwere Unfälle wurden durch streunende Hunde oder freilaufende Kühe verursacht. Feuerwehrleute kümmerten sich dann um die Bergung des Autos, Polizisten nahmen den Unfall auf und Sanitäter versorgten die Verletzten, aber das tote Tier blieb liegen und der Geruch der Verwesung erinnerte tagelang an das schreckliche Ereignis. Wenn nach einigen Tagen der aufgeblähte Leib zusammenfiel, witterten die Geier eine fette Mahlzeit und stürzten sich auf den Kadaver bis schließlich nur noch das Fell und ein paar Knochen erkennen ließen, welches Tier dort ein Opfer der Straße geworden war. In einer Urlauberstadt, in der täglich Tausende Touristen lebten, schaffte es die Regierung nicht, dieses Elend unter Kontrolle zu bringen, und sei es nur, um die Zahl der Verkehrsunfälle zu verringern.
           Wie Katzen, Hunde und Kühe täglich um das Überleben kämpften, nur damit sie eines Tages ein sinnloser, qualvoller Tod erwartete, davor konnten auch die Urlauber nicht ihre Augen verschließen. Doch das armselige Leben vieler Mexikaner in den Slums weitab der Metropole blieb den Menschen, die den Luxus der Stadt genießen wollten, verborgen. Wir dagegen hatten die armseligen Hütten, die notdürftig aus Pappe oder Holz zusammengesetzt waren, gesehen, und es fiel immer wieder schwer zu glauben, dass es solche Zustände in unserem Zeitalter noch gab. Der Anblick entsetzte mich. Gleichzeitig war es mir unbegreiflich, dass diese Menschen dort in ihren Behausungen eine Zufriedenheit ausstrahlen konnten, die mit nichts zu vergleichen war. Gegensätze wie purer Luxus und abgrundtiefe Armut prallen in Cabo San Lucas wie in vielen Städten Lateinamerikas hart aufeinander. Mit diesen Widersprüchen zu leben und sie zu akzeptieren fiel mir sehr schwer.
           Nicht nur die streunenden Tiere verursachten täglich schwere Unfälle, sondern auch die Menschen. Einen Führerschein konnte sich jeder kaufen, auch ohne die Fähigkeit zu besitzen, ein Auto auch richtig zu lenken und ohne die Verkehrsregeln zu kennen. Alkohol am Steuer ist hier kein Vergehen, es wird lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass es gefährlich ist, betrunken zu fahren. Manchmal sahen wir auch Kinder, die das

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