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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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ich meinen Koffer und die Handtasche noch fester an mich und fing an zu laufen, um diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Ohne Ziel lief ich los, ich wollte nur so schnell wie möglich weg. Zu meiner Erleichterung waren auch wieder Menschen um mich herum, aber vertrauen wollte ich niemandem mehr.
           Doch ich musste wieder in den Flughafen zurück, denn die Zeit lief und mein Flieger nach Paris wartete bestimmt nicht auf mich. Mein Herz schlug so schnell, und alles in mir war in Aufruhr. An einer Tür erblickte ich zwei Putzfrauen mit gelben Schürzen und gelben Eimern. Sie machten dort ihre Pause und mir blieb nun nichts anderes übrig, als mich ihnen anzuvertrauen. Immerhin waren es Frauen und sie waren definitiv nicht auf Raub aus, sondern hatten einen ehrlichen Job.
           Mit all meinem Talent versuchte ich zu erklären, was mir passiert war und wo ich schnellstens hinkommen wollte. Die beiden hatten mich offensichtlich verstanden und waren bereit, mir zu helfen. An meiner linken Seite flankiert von einer Mexikanerin in gelber Schürze und mit gelbem Eimer und an meiner rechten Seite von einer weiteren Mexikanerin in gelber Schürze und gelbem Eimer erreichte ich den Flughafen-Shuttlebus, der mich sicher und schnell an mein Ziel brachte. Später erfuhr ich, dass sich in den Flughafen Mexikaner in der Uniform der Flughafensicherheit einschleichen, um solche „blinden” Passagiere wie mich aufzugabeln, ihnen das Gepäck zu stehlen oder sie in ein Taxi zu setzen, das niemals dort ankommt, wo man hin wollte. Das war ja der blanke Horror und ich dankte meinem Schutzengel, dass noch mal alles gut ausgegangen war!
           Endlich konnte ich aufatmen, denn ich saß in meinem Flieger nach Paris. Meine Gedanken waren aber immer noch in Aufruhr und ich fragte mich, was mir geschehen wäre, wenn ich in das dubiose Taxi gestiegen wäre. Aber als dann das Flugpersonal mit einer Speisekarte durch die Gänge lief, wurden meine Horrorvorstellungen abrupt unterbrochen.
           Beim Fliegen mit Air France ist die kulinarische Versorgung hoch oben in den Wolken einmalig. Lachs, Hühnchen, Eiscreme, Sekt, Rotwein, Weißwein, Bier und Cognac, alles war gratis und jeder bekam, so viel er wollte. Ich entschied mich für Rotwein und wartete auf den Schlaf, der nicht kommen wollte.
           Um mir die Zeit zu vertreiben, spielte ich an dem kleinen Fernseher, der am Vordersitz angebracht war, und zappte mich so durch alle Kanäle. Da ich die Kopfhörer im Ohr hatte, blieb mir auch das Schnarchen meines Nachbarn erspart. So langsam konnte ich mich entspannen. Aber laufend stand der Chefsteward mit einem Glas Wasser vor mir und fragte mich nach meinem Befinden. Keiner der anderen fast fünfhundert Passagiere wurde ständig nach dem Befinden gefragt, nur ich. Das fand ich seltsam und äußerst störend. Bis ich endlich mitbekam, dass an dem Fernseher ein Knopf ist, mit dem man das Personal in dringenden Notfällen rufen kann. An diesem Knopf hatte ich andauernd gespielt. Das war mir so peinlich, dass ich danach überhaupt keinen Knopf mehr anfasste und mir ein Buch zum Lesen nahm. Erst kurz vor der Landung schlief ich dann nach fast zehn Stunden Flug endlich ein.
           Total übermüdet und noch nicht richtig im eigentlichen Geschehen angekommen, war ich in Paris gelandet. Zu meinem größten Erschrecken stellte ich fest, dass wir uns eine halbe Stunde verspätet hatten. Jetzt blieben mir nur anderthalb Stunden, um mein Flugzeug nach Berlin zu erreichen und das war schon etwas knapp. Aber trotzdem: Paris, das ist Europa und Europa ist ja schon fast Berlin und dann bin ich zu Hause. Was sollte da noch schiefgehen? Doch der Flughafen kam mir vor wie ein Labyrinth. Alles erschien mir unübersichtlich und verworren. Das Bodenpersonal sprach fast nur französisch, und wenn ich jemanden erwischen konnte, der englisch sprach, dann hatte der keine Ahnung von seinem eigenen Flughafen und schickte mich in die verkehrte Richtung. Und das konnte ich mir bei einem so kurzen Aufenthalt überhaupt nicht leisten. Außerdem war ich durch meine Müdigkeit sehr erschöpft und konnte mich nicht richtig konzentrieren. Am liebsten hätte ich mich jetzt irgendwo hingesetzt und laut losgeheult.
           Zu allem Unglück hatte ich meine Fernbrille nicht in der Handtasche, sondern im Koffer, der jetzt für mich aber nicht zu erreichen war, und ohne diese Brille, konnte ich auf den Anzeigetafeln über die

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