Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
liebsten wäre ich zurückgelaufen, um wieder in seinen Armen zu liegen. Aber ich musste jetzt einen Schalter in meinem Kopf umschalten, sonst wäre ich vor Sehnsucht zerflossen.
Die Flugzeugturbinen brummten ihr monotones Geräusch, das ich als beruhigend empfand und das mir half, meine Gedanken fließen zu lassen und neu zu ordnen. Meine zweite Heimat Mexiko ließ ich hinter mir und vor mir lag meine alte Heimat. Es war mein erster Flug von Mexiko nach Deutschland und ich war ganz allein auf mich gestellt, fühlte mich einsam und im Niemandsland. Außerdem war in mir eine große Unsicherheit, ob ich diesen langen Flug so ganz allein ohne Schwierigkeiten bewältigen konnte. Zweimal musste ich umsteigen und die Angst, ob ich mich in den großen Flughäfen von Mexico City und Paris zurechtfinden würde, machte mich unruhig.
Aber ich versuchte, ruhig zu sein, und redete mir ein, dass ich in den drei Stunden Aufenthalt in Mexico City den Terminal für internationale Flüge und mein Gate ziemlich schnell finden würde, um dann den langen Überseeflug nach Paris anzutreten. Es war schon später Abend, als ich in Mexico City landete. Ziemlich verlassen, verloren und total orientierungslos stand ich auf dem großen Flughafen. Meine Hilflosigkeit musste schon von Weitem nicht zu übersehen gewesen sein. Unsicher hielt ich meinen Boardingpass in der Hand und kein Wegweiser zeigte mir, wo ich denn Terminal 1 finden könnte, denn von dort startete mein Flieger nach Paris. Doch genau in diesem Augenblick kam wie ein rettender Engel ein uniformierter Mexikaner auf mich zu und bot mir seine Hilfe an. Er wollte mich persönlich zu meinem Terminal bringen.
Ich wusste ja, dass ich auf diesem Flughafen sehr vorsichtig sein musste, und Bekannte hatten mich noch vorher gewarnt, dass ich doch all meinen Schmuck und meine Uhr in der Tasche verstecken sollte. Die schlimmsten Geschichten von Entführungen, Überfällen und Diebstählen geisterten durch meinen Kopf. Aber nun hatte ich ja meinen privaten Security, der mich sicher begleiten wollte, damit ich pünktlich mein Flugzeug nach Paris erreichen konnte. Dieser war auf einmal ganz emsig und geschäftig. Er wollte mir gleich mein Gepäck abnehmen und mit mir loslaufen, aber das wollte ich doch lieber allein tragen, auch wenn ich froh gewesen wäre, die Last abzugeben. So groß war mein Vertrauen dann auch wieder nicht.
Meinen Koffer und meine Handtasche fest im Griff rannte ich dem Mexikaner hinterher und beim Laufen erklärte er mir ganz wichtig, dass der Flughafen vor zwei Jahren total umgebaut worden sei und die Fernflüge jetzt ganz woanders starteten. Weit weg vom Flughafen erreiche man den Terminal nur mit einem Taxi. Das war mir unerklärlich. Nora, die oft in ihre Heimat nach Mexico City fliegt, hatte mir vorher noch genau erklärt, wie man zu den Fernflügen kommt und von einem Umbau hatte sie nichts erwähnt. Von diesem Moment war ich doch etwas misstrauisch, aber trotzdem lief ich diesem Uniformierten immer weiter hinterher und er versuchte meine aufkommenden Zweifel mit vielen Worten zu zerstreuen, was ihm aber nicht so richtig gelang.
Auf dem Weg, den wir zurücklegten, erinnerte nichts mehr an die gewohnte Umgebung eines Flughafens. Ganz langsam wurde mir klar, dass es keine gute Idee war, mich diesem Mexikaner anzuvertrauen. Ein Zurück gab es aber auch nicht mehr, denn niemals hätte ich allein den Weg wiedergefunden, der uns in diese Kellergänge gebracht hatte. Menschen waren weit und breit keine mehr zu sehen und Panik breitete sich in mir aus. Der Mann sah mir wohl meine Angst an und versicherte mir ständig, dass wir gleich im Ziel sein würden. Aber was sollte das für ein Ziel sein?
Auf einmal standen wir am Straßenrand eines viel befahrenen Highways und der Flughafen lag hinter uns. Mein Misstrauen wurde bestätigt, als mich mein geheimnisvoller Security unter eine Brücke führte, wo ein Taxi auf mich wartete. Kein richtiges Taxi, sondern eines der vielen Schwarztaxis, die in Mexico City unterwegs sind. Der Fahrer des Autos sah mich mit einem breiten Grinsen an und schaute immer wieder auf mein Gepäck. Genau vor solchen Taxis wird überall gewarnt und so ein Auto wollte mich jetzt mitnehmen. Ich war mir sicher, dass ich den Flughafen in dieser Nacht dann nicht wiedersehen würde. Wo ich stattdessen landen würde, war völlig ungewiss.
Ohne erklärende Worte nahm
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