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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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uns darauf eingelassen, weil er uns etwas leidtat und wir wissen, wie man sich fühlt, wenn man ganz allein in einem fremden Land ein neues Leben beginnen will.
           Mike hatte Arbeit in einem Luxushotel gefunden, in dem er Timeshare, also Ferienwohnrecht verkaufte. Es sollte ihm das große Geld bringen,
           Touristen Urlaubsappartements in Anteilen zu verkaufen. Wie er von sich selbst behauptete, war er der beste Verkäufer in diesem Metier. So ein Eigenlob macht mich immer sehr skeptisch und ich war gespannt, ob er das halten konnte.
           Die kleine Wohnung war am Anfang immer ordentlich und ich hatte als seine private Putzfrau nicht viel Arbeit. Zusätzlich wollte er, dass ich ihm jeden Tag sein Essen koche und er mit uns seinen Feierabend verbringen konnte. Darauf haben wir uns dann aber doch nicht eingelassen. Doch lange blieb Mike nicht allein, denn er fand einen Freund, mit dem er fast jede Stunde seiner freien Zeit verbrachte. Einen Freund, der ihn tröstete und der immer für ihn da war. Das war der Alkohol in Form von Bier und Rum. Morgens war er nicht mehr pünktlich und Robert wartete wie ein bestellter Taxifahrer auf unseren angetrunkenen Mieter.
           Es war klar: Mike brauchte ein Auto, damit er unabhängig war und nicht mehr so viel trinken konnte. Robert entwickelte sein ganzes Organisationstalent und Mike bekam sein Auto, denn unsere Nachbarin wollte ihres verkaufen. Schon bei der Probefahrt fuhr er das noch nicht bezahlte Auto zu Schrott und unsere Nachbarin wollte ihn anzeigen, da er kein Geld hatte, um den Schaden zu bezahlen und betrunken gefahren war. Wir hielten uns dabei aber raus und das Thema Auto war damit erledigt. Aber Mike fand wieder einen gutmütigen Menschen, der ihm sein Moped lieh. Mit diesem Zweirad schlängelte er sich durch den morgendlichen Berufsverkehr. Manchmal lenkte er dieses Gefährt nur mit einer Hand, da die andere seinen Kaffeebecher, der mit einem kräftigen Schluck Rum versetzt war, halten musste. So ist Mexiko! Da haben die strengen Gesetze in Deutschland doch ihre Vorteile.
           Wenn Mike am Nachmittag angetrunken nach Hause kam, zog er sich erst einmal um. Den Rest des Tages schwebte er dann in einem seidenen, nachtblauen, mit gelben Sternchen versehenen Morgenmantel durch das Gelände. In diesem Aufzug klingelte oder klopfte er an unserer Tür, weil er mit uns zusammen sein wollte. Am Anfang ertrugen wir das noch, doch bald war er uns einfach nur noch lästig. Wir wollten nicht unsere kostbare Zeit mit dem ständig betrunkenen Mieter verbringen und öffneten einfach die Tür nicht mehr. Aber er fand immer wieder einen dringenden Grund, um uns zu belästigen. Entweder musste er ganz dringend telefonieren oder ich sollte ihm nur mal schnell etwas zu essen machen. Immer wenn er in
           seinem Morgenmantel vor mir stand, hatte ich regelrecht Angst, dass sich der Gürtel lösen könnte, denn unter dem Mantel trug er nichts und diesen Anblick wollte ich mir ersparen.
           Wir versuchten, so gut es ging, Mike aus dem Weg zu gehen, aber das funktionierte nicht immer. Unsere Gäste waren gerade abgereist und ich war auf dem Hof, um die Bettwäsche aufzuhängen. Ganz in Gedanken, nur bei meinen Bettlaken, die in der Sonne trocknen sollten, stand Mike mit einem Drink in der Hand vor mir. Der Gürtel seines Seidenmantels war an diesem Tag sehr locker gebunden und ich beschäftigte mich jetzt noch intensiver mit meiner Arbeit. Mehr oder weniger versteckte ich mich hinter den Laken und bat nur durch den Stoff hindurch, er sollte doch den Gürtel etwas fester binden. Doch da war es schon zu spät, denn ein dumpfer Aufprall ließ mich erahnen, was passiert war. Er war umgekippt. Den Becher mit seinem Drink hielt er noch fest in der Hand, aber der Gürtel hatte sich gelöst und nun lag Mike nackt und betrunken vor mir.
           So wollte ich ihn nicht liegen lassen und mit all meiner Kraft versuchte ich, ihn aus dieser unmöglichen Lage zu befreien, aber ich schaffte es nicht. In diesem Moment verlor ich mein letztes Mitgefühl, deckte ihn mit dem noch nassen Bettlaken zu und überließ ihn seinem Schicksal. Irgendwann muss er wieder zu sich gekommen sein, denn am Abend lag er nicht mehr auf dem Hof, sondern saß nackt vor seinem Laptop. Da ich meine Wäsche wieder abnehmen musste und Mike immer die Fenster offen hatte, wurde mir auch dieser Anblick nicht erspart. Später erzählte er uns, dass er jeden Abend mit

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