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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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zeugen, aber niemals darin ein richtiger Vater zu sein und für seine Familie zu sorgen. Gegen diese Männer lehnen sich die Frauen immer mehr auf und vor allem auch gegen Gewalttätigkeit in der Ehe.
           Nora hatte diese Veranstaltung in dem Luxushotel organisiert und war somit auch verpflichtet, entstehende Kosten mitzutragen. Diese großen Events kosteten natürlich sehr viel Geld, aber sie ermöglichten ihr auch einen Einstieg in die Politik. Im Stillen dachte ich, dass mit diesem Geld direkt den betroffenen Frauen hätte geholfen werden können.
           In den Außenanlagen rund um den Swimmingpool des Hotels hatten sich Hunderte Menschen versammelt und das waren überwiegend Frauen. Keine der anwesenden Mexikanerinnen hinterließ den äußeren Anschein, in irgendeiner Form benachteiligt und ausgebeutet zu sein. Aber so ist es überall auf Benefizveranstaltungen. Die Menschen, um die es geht und denen geholfen werden soll, sind nie dabei. Die sitzen weiter in ihren kleinen, ärmlichen Hütten und wissen nicht, dass sie jetzt in dieser Minute der Mittelpunkt des Geschehens sind.
           Eine große Kapelle, namhafte mexikanische Künstler, Tanzgruppen und viele andere Showeinlagen bereicherten diesen Abend. Und immer wieder tönte Noras revolutionäre Stimme durch das Mikrofon. Ein großer Bildschirm sendete ständig Bilder von überlebensgroßen Menschen durch die laue Abendluft und erinnerte alle Beteiligten daran, wie sehr sie selbst sich doch alle für die Abschaffung des Elends in der Welt einsetzten. Ich war total erschrocken, als ich mich selbst auf dem Riesenbildschirm erblickte. Also gehörte ich jetzt auch zu den Auserwählten, die das Elend bekämpfen wollten? Jetzt war ich auch eine von denen, über die ich im Stillen gelästert hatte. Ich wollte nicht auch noch Mittelpunkt so einer Scheinveranstaltung sein und war es doch geworden. Aber wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, war es mir doch wichtig, dass viele Menschen an meinen Bildern Interesse fanden, und das erreichte ich an diesem Abend. Verkaufen konnte ich kein Bild, aber ich beteiligte mich wieder an einer Versteigerung, der Erlös meines Gemäldes sollte den unterdrückten Frauen zugutekommen. Ob das Geld dann wirklich jemals diese Frauen erreichte, werde ich nie erfahren.
           Wir stellten noch oft Bilder auf ähnlichen Veranstaltungen aus, aber wir suchten nach einem Weg, den wir allein und unabhängig gehen konnten. Für die Künstlerkreise von Cabo San Lucas war ich jetzt schon eine echte Konkurrenz geworden. Die anderen Maler waren über meinen leisen Aufstieg nicht so begeistert und schon gar nicht von den niedrigen Preisen, für die ich die Bilder anbot. Um weiter im Rennen zu bleiben, war ich gezwungen, mich in einer anderen Preisklasse zu bewegen. Das war mir gar nicht so recht, denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich bei niedrigeren Preisen mehr verkaufen und damit mehr Gewinn machen lässt. Aber da hatten wir nun keine Alternative, wir mussten uns anpassen, um weiter konkurrenzfähig zu bleiben. So ganz nebenbei bemühten wir uns aber auch, mehr und mehr eigenständig mit unserem Kunstgeschäft zu arbeiten. Wir ließen uns eine Webseite gestalten und Visitenkarten drucken. Dadurch war der nächste Schritt getan, um noch besser Werbung für meine Bilder zu machen.
           Mein geliebter Manager Robert baut mich auf, hilft mir neue Ideen zu finden, kann aber auch sehr anstrengend sein. Ich stehe zum Beispiel noch vor der Leinwand und mache mir Gedanken, wie ich das angefangene Bild zur Vollkommenheit führen kann, bin ganz tief in meiner Seele untergetaucht und für niemanden erreichbar. In dieser Phase der tiefen Meditation steht dann Robert mit der Bohrmaschine neben mir, um von mir zu erfahren, an welcher Wand das Bild hängen soll. Da ich immer noch in meine Gedanken vertieft bin, kann ich darauf keine Antwort geben und überlasse ihm diese schwere Entscheidung. Mittlerweile ist unser Haus nicht nur eine Pension, sondern auch eine Galerie. Jeder Besucher, der das Haus betritt, ist beeindruckt von den großen Bildern, die das Haus regelrecht erstrahlen lassen. Die Wahl der Motive ist dabei sehr unterschiedlich: Mexikanische Tontöpfe, Palmen, Sonnenuntergänge am Meer, farbenprächtige Hibiskus- oder Callablüten und Tiere sind auf teilweise anderthalb Meter langen Leinwänden zu sehen. Zu meinen Favoriten gehören auch immer wieder Aktbilder oder mexikanische Frauen, denn ich habe

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