Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
seiner zukünftigen Frau in Kolumbien chattete.
Einen Monat später flog er zu ihr und heiratete das neunzehnjährige Mädchen, aber nach der Hochzeit haben sie sich nie wieder gesehen. Was das alles zu bedeuten hatte, werden wir nie verstehen. Das war also unser Untermieter Mike, der nie pünktlich die Miete zahlen konnte, aber immer genug Geld hatte, um sich mit Rum und Bier zu versorgen, und eine Frau geheiratet hatte, nur um sie danach wieder zu verlassen.
Die Putzfrau, die alle paar Wochen das Chaos in seiner Wohnung beseitigen sollte, konnte er auch bald nicht mehr bezahlen und ich musste dann wieder ihre Aufgabe übernehmen. Das tat ich nur ungern, aber wir konnten es nicht zulassen, dass unser kleines Appartement total unbewohnbar wurde. Mike hatte es innerhalb kürzester Zeit in eine Messi-Wohnung verwandelt. Überall lagen leere Flaschen und volle Mülltüten. Was die Tüten nicht mehr erfassen konnten, war lose in der Wohnung verstreut. Schmutzige Wäsche lag in allen Ecken herum und die Schränke waren leer. Auch im Kühlschrank befanden sich nur stinkende Reste, die wohl schon wochenlang dort vor sich hingammelten. Im Badezimmer fingen die Wände an zu schimmeln, da hier im Gegensatz zu den Zimmern nie gelüftet wurde, und ein Geruch von kaltem Zigarettenrauch, Alkohol und selbst gedrehten Joints schwängerte die stickige Luft. Die weißen Fußbodenfliesen trugen blutige Fußabdrücke. Mike musste wohl in eine von den vielen Scherben der zerschlagenen Flaschen getreten sein und hatte es im Suff sicherlich nicht einmal gespürt.
Nach drei Stunden intensiver Arbeit war die Wohnung wieder so, wie ich es mir vorstellte. Sauber und schön duftend lag die Wäsche gewaschen, getrocknet und gebügelt im Schrank. Die Fliesen waren wieder weiß und der ganze Müll war in den Mülltonnen verschwunden. Ich war stolz auf mein Ergebnis und dachte, Mike wäre es auch. Aber dem war nicht so. Als er am Nachmittag wieder alkoholisiert und schwankend nach Hause kam, war er überhaupt nicht glücklich. Er fand sich in der von mir geschafften Ordnung nicht mehr zurecht und war der Meinung, jemand hätte ihm alles geklaut. Nein, gestohlen hatte ich ihm nichts. Es lag nur alles da, wo es hingehörte. Aber ihn machte diese Ordnung orientierungslos.
Danach wollte ich mich nicht mehr länger mit ihm befassen und mit der Zeit haben wir uns immer mehr von ihm entfernt. Es hat einfach keinen Sinn, Menschen zu helfen, die diese Hilfe gar nicht annehmen können und wollen. Er zahlte immer noch seine Miete, zwar in kleinen unregelmäßigen Raten, aber er bemühte sich. Das war auch der einzige Grund, dass wir ihn noch duldeten. Aber meine Zeit verschwendete ich nicht mehr mit ihm und seinem Chaos. Wenn wir ihn lange nicht gesehen oder gehört hatten, machte ich mir aber doch Gedanken, ob er noch lebte oder sich schon totgesoffen hatte. Aber solange es noch nach Alkohol, Zigaretten und Marihuana roch, weilte er wohl auch noch unter den Lebenden. Ich hatte jetzt ein anderes Ziel und das war meine erste Ausstellung.
Kapitel 25
Mittlerweile hatte ich sehr viele Bilder gemalt und dem Haus dadurch eine ganz besondere Note gegeben. Lebendiger, farbiger und interessanter als das eintönige Weiß der Wände. In meinem kleinen Atelier im Penthouse nutzte ich jede freie Stunde, um meine Ideen auf die Leinwände zu bringen. Viele Bilder gingen mir schnell von der Hand, aber bei anderen malte ich Tage, manchmal auch Wochen, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Meinem Freund Sylver hatte ich es zu verdanken, dass ich auch andere Maler kennenlernen durfte und einen Einblick in die Kunstszene von Cabo bekam. Das war sehr wichtig für mich, denn malen zu können reicht nicht aus, wenn man auch Bilder verkaufen will. Und das wollten wir, aber das Vermarkten lag mir überhaupt nicht. Aber Robert war dafür wie geschaffen und zusammen mit Sylver übernahm er diese Aufgabe.
Bei unserer ersten Ausstellung in einem kleinen Hotel bekam ich die Möglichkeit, meine Bilder am Pool aufzubauen. Es war sehr aufwendig die großen Bilder zu transportieren und zu arrangieren, aber der Erfolg war gleich null. Die Gäste waren begeistert von meinen Ölgemälden, aber verkaufen konnte ich nichts, und meine Motivation ging steil bergab. Meine beiden Manager machten mir immer wieder neuen Mut, damit ich den Glauben an das große Ziel nicht aus den Augen verlöre. Das war leichter gesagt
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