Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
als getan. Zum Malen brauche ich auch eine gewisse Stimmung, eine besondere Atmosphäre und ein Ziel, doch meine Kreativität war wie eingefroren. Vielleicht hatte ich auch zu viel erwartet und mir zu hohe Ziele gesetzt. Obwohl ich nichts verkaufte, war der Anfang gemacht und ich machte mir so langsam einen Namen: „Sabrina from Germany“. Aufgeben wollte ich noch nicht.
Unsere Freundin Nora machte mir bald darauf ein Angebot, eine spektakuläre Benefizveranstaltung mit meinen Bildern zu bereichern. Wie der Phönix aus der Asche stieg ich wieder auf und freute mich auf diesen Tag. Nicht nur in einer kleinen Pension, sondern in einem großen Luxushotel durfte ich anderen Menschen zeigen, was ich geschaffen hatte. Dieses Ereignis und auch die Vorbereitungen dazu waren etwas größer und umfangreicher. Einige Male trafen sich die Hauptakteure, zu denen nun auch ich gehörte. In Meetings wurde genau der Ablauf der Veranstaltung geplant. Das steigerte dann meine Aufregung total und ich wurde immer neugieriger, wie denn so ein Ereignis ablaufen würde.
Der Abend war der Frauenbewegung gewidmet, die sich in Cabo San Lucas immer mehr entwickelte. Viele Frauen haben hier immer noch einen schweren Stand und müssen teilweise alleine für sich und ihre Kinder sorgen oder werden sogar von ihren Männern unterdrückt und ausgebeutet. Der Mann ist in dieser Kultur eben etwas ganz Besonderes und gebärdet sich oft als Macho, dem die Frau nur Untertan zu sein hat. Unter dem Verhalten dieser Machos hatte ich zwar nicht zu leiden, aber einige Erfahrungen über den geringeren Wert der Frau konnte ich selbst sammeln. Bei einem Treffen mit dieser Art Männern wird immer zuerst Robert begrüßt und ich stehe daneben, als wäre ich nicht wirklich anwesend und werde kaum eines Blickes gewürdigt. Obwohl ich ja keine Mexikanerin bin, aber eben nur eine Frau. Sind wir in einer Gaststätte, bekommt Robert zuerst einen Platz angewiesen. Der Stuhl wird ihm freundlich zurückgezogen, damit er sich bequem setzen kann, eine Serviette wird elegant auf seinen Schoss gelegt und nur er bekommt eine Speisekarte. Mittlerweile mache ich mir darüber keine Gedanken mehr und wir beide amüsieren uns jedes Mal über diese Sitte.
Einen ganz anderen Stellenwert habe ich allerdings als Frau, wenn ich allein unterwegs bin. Oft werde ich dann von Mexikanern angesprochen, die mich zu einem Kaffee einladen oder mich mit dem Auto an das Ziel meiner Wünsche fahren wollen. Oder vielleicht doch eher an das Ziel ihrer Wünsche? Mein fortgeschrittenes Alter scheint bei diesen Angeboten keinerlei Rolle zu spielen, denn wichtig ist allein mein blondes Haar! Mittlerweile liegt jetzt schon in unserem Badezimmer als Abschreckung für diese aufdringlichen Machos eine rotbraune Haarfarbe bereit, aber die ist nur für den äußersten Notfall.
Das Denken dieser Männerwelt ist mir nicht nachvollziehbar. Da kann eine Frau älter sein, etwas dicker oder zu dünn und mit Falten im Gesicht, Hauptsache blond! Einmal hatte ich es vorgezogen, auf einer Bank zu warten, bis Robert seine endlosen Gespräche mit Peter beendete. Ich wollte nur so dasitzen und die Leute beobachten, aber auch das funktionierte nicht wirklich. Nach fünf Minuten besinnlichen Schauens hielt vor mir ein Auto und einer dieser Machos wedelte mit einem Katalog vor meinen Augen herum. Ganz aufgeregt erzählte er mir von seinem neuen Geschäft, welches alleinstehende Frauen glücklich machen würde. Hektisch blätterte er vor meinem Gesicht in einem Katalog, aus dem mir rassige Latinos entgegensahen. Ich hätte doch eine große Auswahl und jeder dieser Männer wäre in der Lage für ein kleines Trinkgeld meine Wünsche zu erfüllen. Wenn ich keinen passenden fände, könnte er, der Chef der neuen Firma, das auch selbst übernehmen. Ich war sprachlos und konnte es nicht fassen, dass ich so einen Eindruck auf diesen mit dem Männerkatalog wedelnden Macho machte. In diesem Moment erschien zu meinem Glück Robert und der Mexikaner rauschte mit seinem Sportwagen davon.
Von nun an war ich nur noch mit Robert unterwegs oder mit unserem Schäferhund. Beide halten nur durch ihre Anwesenheit lästige, aufdringliche, blonde Frauen jagende Männer fern. Das sind nur die kleinen Geschichten, die ich selbst erlebt habe. Viele Mexikanerinnen müssen täglich unter ihren Männern leiden. Die Aufgabe als Mann an der Seite einer Frau besteht nur darin, Kinder zu
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