Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
beschloss ich, niemals wieder angeln zu gehen, weil ich die Fische so liebe, auch wenn ich sehr gern Fisch esse. Der darf mich aber rein äußerlich nicht mehr an ein Tier erinnern und darüber nachdenken, welchen Tod er gestorben ist, mag ich seitdem auch nicht mehr.
Kapitel 28
Wir beide liebten alle Tiere, Robert noch mehr als ich, weil er jahrelang mit Katzen, Hunden, Schafen und Ziegen zusammengelebt hatte. Doch durch seine Scheidung hatte er alle Tiere verloren und trauert ihnen bis heute immer ein wenig nach. Sein Wunsch war es immer, einmal einen Papagei oder einen Affen zu haben. Ein Leben mit einem Affen stellte ich mir immer besonders aufregend vor und es wäre mir nicht so recht gewesen. Aber von einem Hund als treuem Freund träumte ich auch manchmal. Aber wir waren uns beide einig gewesen, dass wir hier in Mexiko keine Haustiere wollten. Vielleicht mal irgendwann, wenn wir wussten, wo wir die letzten Jahre unseres Lebens verbringen würden, aber noch nicht jetzt. Doch es kam alles ganz anders. Jedes Jahr besuchte ich meine Familie in Deutschland und Robert ließ ich für ein paar Wochen allein in Cabo zurück. Dieses Alleinsein war für ihn die schlimmste Zeit, er konnte es kaum ertragen. Wir telefonierten wie immer jeden Tag miteinander und ich merkte, dass diesmal etwas anders war. Sonst war er immer so unendlich traurig gewesen und die Zeit konnte nicht schnell genug vergehen, bis ich wieder zurück war. Diesmal spürte ich keine Trauer und auch keine Einsamkeit und ich machte mir schon so meine Gedanken. War es eine andere Frau, die ihn ablenkte? Aber das war unmöglich. Wir liebten uns beide viel zu sehr und außerdem ist Robert nicht der Typ Mann, der das tun würde. Aber was war es dann?
Ich konnte mir seine ausgelassene Stimmung überhaupt nicht erklären, das ergab alles keinen Sinn. Wie immer, wenn ich auf unserem kleinen Flughafen hier landete und die Treppe vom Flugzeug hinunterlief, konnte ich von Weitem meinen Mann durch die Fenster der Flughafenhalle sehen und er mich auch. Immer winkten wir uns dann beide wild fuchtelnd mit den Armen zu, aber diesmal winkte er nicht. Was war denn nur passiert, warum winkte er nicht? Mich überfielen jetzt ganz düstere Gedanken. Er freute sich nicht über unser Wiedersehen, das war nun ganz klar. Meine innerliche Aufregung stieg ins Unerträgliche. Warum war er am Telefon immer so fröhlich gewesen und jetzt, wo ich endlich wieder bei ihm war, winkte er nicht? Das war ein ganz schlechtes Zeichen.
Immer und immer wieder hob ich meine Arme und warf ihm von Weitem Handküsse zu, doch er stand ganz still und tat nichts. Gar nichts. Einen Tag vor meinem Abflug von Deutschland hat er mir doch noch gesagt, wie er sich auf mich freute, aber diese Freude musste über Nacht davongegangen sein. Oder war er vielleicht krank geworden, dass er sich nicht mehr bewegen konnte? Ja, das war sicherlich der Grund für sein stummes, stilles Nur-so-Dastehen. Vielleicht hat er einen Hexenschuss oder sich die Arme gebrochen. Wobei letzteres unwahrscheinlich war, gleich beide Arme, das konnte ich wohl ausklammern. Also dann doch eher der Hexenschuss. Mein armer Mann tat mir jetzt so leid und ich schämte mich vor mir selbst, dass ich so einen schlimmen Verdacht gehegt hatte. Doch ich hatte mich geirrt. Mein Mann war nicht krank. Er hatte aber auch keine andere Frau. Nein, der Grund war ein ganz anderer. Wie immer rannte ich Robert mit meinem silbernen Koffer und der roten Tasche über der Schulter entgegen und jetzt konnte ich sehen, dass er in seinen Armen, die er immer noch nicht bewegen konnte, etwas festhielt. Ein Geschenk für mich. Sonst erwarteten mich meine Willkommensgeschenke immer erst zu Hause, aber es musste diesmal etwas ganz Besonderes sein und auch noch besonders zerbrechlich, was er da so festhielt. Sein Gesicht war verzaubert von einem Lächeln, das ich noch nie an ihm gesehen hatte und seine Augen glänzten in der untergehenden Abendsonne wie zwei aufgehende Sterne. In seinen Armen hielt er ganz behutsam, aber sicher, ein samtiges kleines Etwas, mit einem seidenen, dunklen Fell. Einen kleinen Hund!
Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und im ersten Moment wusste ich nicht, ob ich mich freuen oder ob ich traurig seine sollte, weil wir diesen Zuwachs ja nicht abgesprochen hatten. Aber dieser Anblick von Mann und Hund war so rührend und ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Ganz ohne
Weitere Kostenlose Bücher